Berlin. Udo Kier ist mit zwei Hollywoodfilmen auf der Berlinale zu sehen. Zum Festival erzählt er über Treffen mit Madonna und Nicole Kidman.

Udo Kier hat das jetzt alles zweimal gemacht, sagt er: „Roter Teppich, Fotos vor der blauen Berlinale-Wand, Pressekonferenz, Einzelinterviews.“ Er zeigt auf das Glas Weißwein, das sei zur Entspannung. Man müsse sich aber keine Sorgen machen. „Alkohol ist in Hollywood schon lange kein Thema mehr.“ Zu Premieren würden alle nur noch Wasser trinken. Wer einen Wein bestelle, gelte oft schon ein Alkoholiker.

Das ist schon deshalb interessant, weil beide Filme, mit denen Udo Kier auf der Berlinale zu sehen ist, um Alkohol gehen: In „Mia Figlia“ spielt er einen Pferdehändler, der mit einer alkoholkranken Italienerin fertigwerden muss, und in „Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot“ einen Mann, der bei den Anonymen Alkoholikern ist. Beide Filme zeigen die Folgen von Exzessen.

Positive Worte über Nicole Kidman

Und aus dem Gesicht von Udo Kier spricht, dass er Exzesse kennt. Kier liebt Anekdoten, die nur so aus ihm heraussprudeln, wenn man ihm nur Namen von großen Stars nennt, mit denen er allen im Laufe seines Lebens gearbeitet hat. Nehmen wir Madonna. Kier erzählt: „Wir arbeiteten an ihrem Fotobuch „Sex“ in New York, ich fragte sie: ‚Wie weit kann ich gehen?‘ Sie sagte: ‚Mach, was du willst.‘ Das kann man mir natürlich nicht sagen. Ich hab sie sofort halb nackt hochgehoben und über die Pingpongmaschine gehalten.“

Nicole Kidman hingegen sei vor allem cool. „Wir saßen beim Dreh von ‚Dogville‘ alle am Tisch in diesem Haus, in dem das gesamte Team wohnte. Schauspielerin Lauren Bacall hatte dem Regisseur Lars von Trier einen kleinen automatisch klatschenden Affen geschenkt“, sagt er und erzählt die Situation: Der Affe klatschte, die Gruppe klatschte mit. Die Stimmung war kurz vorm Überkochen. Doch Nicole Kidman, die die Treppe herunterkam, verzog keine Miene. „Ich fragte sie: ‚Wie geht’s?‘ Sie sagte: ‚Gut‘ – und war verschwunden.“

Die Stars auf dem Berlinale-Teppich

Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich: Am Donnerstag wurden die 68. Internationalen Filmfestspiele in Berlin mit hochkarätigen Stars eröffnet.
Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich: Am Donnerstag wurden die 68. Internationalen Filmfestspiele in Berlin mit hochkarätigen Stars eröffnet. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Die britische Schauspielerin Helen Mirren erschien in einem Tüllkleid.
Die britische Schauspielerin Helen Mirren erschien in einem Tüllkleid. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Heike Makatsch, Elle Fanning, Helen Mirren, Iris Berben und Wotan Wilke Moehring.
Heike Makatsch, Elle Fanning, Helen Mirren, Iris Berben und Wotan Wilke Moehring. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Heike Makatsch in knallig-rotem Hosenanzug, Iris Berben ganz in schwarz.
Heike Makatsch in knallig-rotem Hosenanzug, Iris Berben ganz in schwarz. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Die Gala fand am Potsdamer Platz statt.
Die Gala fand am Potsdamer Platz statt. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Zeit für ein Selfie. Mehr als 1600 Gäste wurden an dem Abend erwartet.
Zeit für ein Selfie. Mehr als 1600 Gäste wurden an dem Abend erwartet. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Elle Fanning in einem sehr opulenten Kleid.
Elle Fanning in einem sehr opulenten Kleid. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Berlinale-Chef Dieter Kosslick zeigte zur Eröffnung den Film „Isle of Dogs“ von Wes Anderson.
Berlinale-Chef Dieter Kosslick zeigte zur Eröffnung den Film „Isle of Dogs“ von Wes Anderson. © dpa | Britta Pedersen
„Tatort“-Kommissarin Aylin Tezel in einem klassischen Kleid.
„Tatort“-Kommissarin Aylin Tezel in einem klassischen Kleid. © dpa | Jens Kalaene
Aylin Tezel und Anna Bederke, die etwas Glitzer auf den roten Teppich brachte.
Aylin Tezel und Anna Bederke, die etwas Glitzer auf den roten Teppich brachte. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Die Schauspielerinnen Katharina Schüttler und Karoline Schuch (v.l.)
Die Schauspielerinnen Katharina Schüttler und Karoline Schuch (v.l.) © Getty Images | Pascal Le Segretain
Dramatischer Auftritt von Ina Paule Klink: Sie erschien Arm in Arm mit Nikolai Kinski.
Dramatischer Auftritt von Ina Paule Klink: Sie erschien Arm in Arm mit Nikolai Kinski. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Darstellerin Jessica Schwarz hatte sich angesichts der kühlen Temperaturen wärmer angezogen.
Darstellerin Jessica Schwarz hatte sich angesichts der kühlen Temperaturen wärmer angezogen. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Frühlingshaft erschien dagegen Christiane Paul.
Frühlingshaft erschien dagegen Christiane Paul. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Fans hoffen auf ein Autogramm.
Fans hoffen auf ein Autogramm. © Getty Images | Brian Dowling
Männer haben es ja outfittechnisch immer einfacher: Schauspieler Clemens Schick im Anzug mit Fliege.
Männer haben es ja outfittechnisch immer einfacher: Schauspieler Clemens Schick im Anzug mit Fliege. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Genauso wie Wotan Wilke Möhring. Mit dabei seine Freundin Cosima Lohse.
Genauso wie Wotan Wilke Möhring. Mit dabei seine Freundin Cosima Lohse. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Ohne Fliege, dafür mit locker geöffnetem Hemd: Schauspieler Frederick Lau.
Ohne Fliege, dafür mit locker geöffnetem Hemd: Schauspieler Frederick Lau. © dpa | Britta Pedersen
Model Toni Garrn.
Model Toni Garrn. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Die Schauspieler Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek.
Die Schauspieler Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Daniel Brühl und seine Frau Felicitas Rombold.
Daniel Brühl und seine Frau Felicitas Rombold. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Schauspielerin Meret Becker im Punk-Look.
Schauspielerin Meret Becker im Punk-Look. © dpa | Jörg Carstensen
Tom Tykwer ist dieses Mal der Präsident der Berlinale Jury. Er erschien mit seiner Frau Marie Steinmann.
Tom Tykwer ist dieses Mal der Präsident der Berlinale Jury. Er erschien mit seiner Frau Marie Steinmann. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Emilia Schüle.
Emilia Schüle. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Florian David Fitz und Elyas M’Barek (v.l.) gut gelaunt.
Florian David Fitz und Elyas M’Barek (v.l.) gut gelaunt. © dpa | Britta Pedersen
Oliver Masucci und Bibiana Beglau.
Oliver Masucci und Bibiana Beglau. © dpa | Britta Pedersen
Schauspielerin Natalia Wörner kam mit Justizminister Heiko Maas.
Schauspielerin Natalia Wörner kam mit Justizminister Heiko Maas. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Die Hollywood-Stars Greta Gerwig und Tilda Swinton (v.l.) posierten für die Fotografen.
Die Hollywood-Stars Greta Gerwig und Tilda Swinton (v.l.) posierten für die Fotografen. © dpa | Maurizio Gambarini
Greta Gerwig und Tilda Swinton mit Regisseur Wes Anderson, dessen Film auf der Eröffnungsgala gezeigt wurde.
Greta Gerwig und Tilda Swinton mit Regisseur Wes Anderson, dessen Film auf der Eröffnungsgala gezeigt wurde. © dpa | Britta Pedersen
Bryan Cranston und Bill Murray mit Tilda Swinton (v.l.).
Bryan Cranston und Bill Murray mit Tilda Swinton (v.l.). © Getty Images | Pascal Le Segretain
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Kier wohnt auf einer Ranch in Palm Springs

So geht das bei Udo Kier. Dabei betont er auch gern im Gespräch, wie häufig ihm dieses Klischee von Hollywood ärgere, als ob Stars einander ständig zum Kaffee träfen. Er mag es vor allem, seine 20 Palmen zu gießen, sich um seine Hunde zu kümmern und für Freunde zu kochen. „Vielleicht bereitet es mir deshalb Freude, den Bösewicht zu spielen – ich bin gar nicht böse.“

Seine erste Rolle als Bösewicht bekam er mit Mitte zwanzig: Für den Kult-Trash-Film „Hexen bis aufs Blut gequält“ war er schon 1969 gebucht, und das brachte ihm Titelrollen in „Dracula“ und „Frankenstein“ ein. Danach kamen Rollen in „Ace Ventura“ und schließlich in „My Own Private Idaho“ von Gus Van Sant hinzu. Mit diesem Regisseur verbindet ihn seit 25 Jahren eine Freundschaft.

Privat lebt Kier eher zurückgezogen in Palm Springs. „Wenn ich jetzt dorthin zurückfliege, will ich sechs Wochen das Wort Film nicht einmal hören“, sagt er. Dort hat er eine Ranch und ein großes Auto sowie die Haustiere, die auf ihn warten. „Mit 73 Jahren gelte ich dort auch noch als jung“, sagt er. „Dort gibt es keine Parkuhren, und wenn mich jemand im Restaurant nach dem Salz fragt, leitet er das ein mit: ,Entschuldigung, junger Mann.’“

Seine Geburt fand während eines Bombenangriffs über Köln statt

Er genießt diesen Luxus in seinen alten Tagen, denn als Kind musste er viele Entbehrungen überstehen. Geboren wurde er in Köln mitten in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges. Seine Mutter wurde vom Krankenwagen durch den Bombenhagel zum Krankenhaus im Stadtteil Lindenthal gefahren. Zwei Stunden nach seiner Geburt stürzte bei einem Angriff die Decke über ihrem Kopf zusammen. Manchmal sieht Udo Kier jetzt noch im Schlaf eine Hand, wie sie sich durch den Schutt nach oben durcharbeitet und schließlich um Rettung fleht. Ob das nur ein Traum ist, kann er nicht sagen.

Doch wenn man ihn fragt, ob er seine Karriereweg (Berlin–London–Los Angeles) auch anderen deutschen Schauspielern empfehlen kann, sagt er nur: „Ich hatte viel Glück.“ Geholfen haben ihm auch sehr oft Freunde, unter anderem Arnold Schwarzenegger. Wieder ein Name mit Geschichte: „Dank Schwarzenegger habe ich die Green Card.“ Das Schreiben hat er noch heute, nur für alle Fälle.

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