Goldene Kamera

„Dark“-Star Louis Hofmann durfte sich auch Fehler erlauben

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Christian Stahl
GOLDENE KAMERA 2018: Preisträger Nachwuchs Louis Hofmann

GOLDENE KAMERA 2018: Preisträger Nachwuchs Louis Hofmann

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Louis Hofmann erhielt die Goldene Kamera als bester Nachwuchsdarsteller. Mit der Serie „Dark“ gelingt dem 20-Jährigen der Durchbruch.

Berlin.  Als das Licht der Scheinwerfer am Abend der Goldenen Kamera auf dem ahnungslosen Louis Hofmann stehen bleibt, kann er es zuerst nicht fassen: „Mein Herz hat so stark geklopft, ich dachte, es springt gleich aus meinem Sakko raus“, sagt der 20-Jährige am Tag danach. Im Gespräch wirkt der Wahlberliner immer noch überrascht. Immer noch überwältigt. Dabei hat er sich diesen Erfolg lang erarbeitet: Mit 13 Jahren beginnt er seine Kinokarriere als Tom Sawyer in „Die Abenteuer des Huck Finn“. Für seine Darstellung eines rebellischen Jungen in „Freistatt“ erhält er unter anderem den Bayerischen Filmpreis.

In der Rolle hatte er genug Raum, sich zu entfalten. So habe er den Mut gefunden, sich auch nach außen hin als ernst zu nehmenden Schauspieler zu präsentieren. Wie in seiner Rolle als Bad Boy im Fernsehfilm „Das weiße Kaninchen“. In dem Drama über die fatalen Folgen des Cybermobbings spielt Hofmann im vergangenen Jahr den Teenager Julian, der eine Mitschülerin mit freizügigen Fotos erpresst.

Bei der Gala zur Goldenen Kamera dankt er seinen Eltern

Eigentlich sei es ihm wichtig, seine Rollen immer nachvollziehen zu können, sagt Louis Hofmann. „Du musst auf deren Seite sein, sonst kannst du sie nicht spielen.“ Bei der Figur des Julian fiel ihm das schwer, er empfand es aber als reizvoll. „Jeder von uns hat ja minimal was Böses in sich. Es war spannend, das herauszukitzeln.“ Seine Rollenauswahl zeigt seine Wandelbarkeit. Im Oscar-nominierten dänischen Film „Unter dem Sand“ spielt er einen jungen Wehrmachtssoldaten, der Minen entschärfen muss. In „Die Mitte der Welt“ verkörpert er einen schwulen Teenager, der seine erste große Liebe findet.

In „Dark“ ist er der depressive, traumatisierte Jonas. Viele dieser Rollen hätten etwas gemeinsam, erklärt der Schauspieler. „Sie tragen etwas Sensibles in sich. Denn das bin ich auch.“ Angst, seine Gefühle zu zeigen, hat er nicht. Als er bei der Goldene-Kamera-Verleihung auf der Bühne steht, dankt er seiner Agentin und seinen Eltern. Sie hätten ihm auf seinem Weg geholfen. Lächelnd und unbekümmert sagt er: „Ich hätte viel falsch machen können.“ „Meine Eltern haben mir immer dabei geholfen, das richtige Leben nie aus den Augen zu verlieren“, sagt der 20-Jährige, dessen Leidenschaft direkt vor der Kamera geweckt wurde.

Hofmann reizen die Rollen, die ihn herausfordern

Eine Schauspielschule hat er nie besucht. Stattdessen sammelte er seine ersten Fernseherfahrungen als zehnjähriger Tester in der WDR-Verbrauchersendung „Servicezeit“. Wäre er auf eine Schauspielschule gegangen, hätte er am meisten den Raum geschätzt, der einen gewährt wird, um sich auszuprobieren – und, „auch mal Fehler zu machen“, sagt Hofmann. „Doch dadurch, dass ich so früh angefangen habe mit der Schauspielerei, hatte ich immer das Gefühl, dass ich mir diese Fehler auch so erlauben durfte.“

Hofmann liebt an der Kunst der Darstellung, dass sie ihm so viel gebe, obwohl er auch viel Kraft hineinstecken müsse, um seine Träume zu erreichen. Er möchte einmal mit Tom Schilling spielen. Der sei sein Vorbild. „Er hat eine unglaubliche Wahrheit in seinen Rollen. Das bewundere ich“, sagt er.

Hofmann reizen große Rollen, die ihn fordern. So wie als David in seinem neuen Projekt „Prélude“. In dem Film wird der junge Schauspieler als ambitionierter Klavierstudent zu sehen sein. Dafür übte er täglich sechs Stunden Klavierspielen. Dabei hatte er vorher nur mal „ein paar Akkorde gespielt“. Die Figur leidet unter Erfolgsdruck. Wie ist das bei ihm? Den Ausgleich finde er in seinem Privatleben. Und was wünscht er sich für die Zukunft? Nur eines: „Privat zu bleiben.“ In seiner Berliner Dreier-WG.

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