Transplantation

ESC-Gewinner Salvador Sobral darf dank Spenderherz hoffen

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Ralph Schulze
Salvador Sobral errang beim 62. Eurovision Song Contest in Kiew den ersten Platz und holte damit die Show im kommenden Jahr nach Portugal.

Salvador Sobral errang beim 62. Eurovision Song Contest in Kiew den ersten Platz und holte damit die Show im kommenden Jahr nach Portugal.

Foto: dpa Picture-Alliance / Julian Stratenschulte / picture alliance / Julian Strate

Lange wartete ESC-Gewinner Salvador Sobral auf ein Spenderorgan. Nun wurde ihm eines transplantiert – die Ärzte sind zuversichtlich.

Lissabon.  Er wollte, dass in den kritischsten Stunden seines Lebens klassische Musik im Operationssaal ertönt. Dieser Wunsch wurde Salvador Sobral (27) erfüllt. Vier Stunden brauchten die Chirurgen, um dem Sieger des Eurovision Song Contests (ESC) am Freitag in einer Klinik in Lissabon ein neues Herz einzupflanzen. Dann verkündete das Ärzteteam um den Kardiologen Miguel Abecasis der portugiesischen Nation und seinen Fans weltweit: „Der Eingriff ist gut verlaufen.“ Der Sänger sei wohlauf. Und alle, die um das Leben des jungen Künstlers gezittert hatten, atmeten auf.

Der herzkranke Salvador Sobral lag seit September auf der Intensivstation des Santa-Cruz-Hospitals in der portugiesischen Hauptstadt und wartete auf ein passendes Spenderorgan. Im August hatte er eine Konzerttournee durch sein Heimatland abbrechen müssen, weil sein Herz zu versagen drohte. Die Ärzte hatten bei ihm eine Herzinsuffizienz festgestellt. Diese Krankheit hatte ihm schon während des Eurovision-Festivals in Kiew Mitte Mai zu schaffen gemacht, wo ihn seine Schwester Luísa, die Komponistin seines späteren Siegersongs, bei einigen Proben vertreten musste.

Spenderherz eines Verstorbenen mit kompatibler Blutgruppe

Zuletzt war die Sorge um Salvador Sobral, der in Kiew schließlich mit der zarten Jazz-Ballade „Amar Pelos Dois“ (Liebe für zwei) gewonnen hatte, immer mehr gewachsen. Medien hatten berichtet, er werde zunehmend schwächer. Sobral mache gute Fortschritte, hieß es am Samstag bei einer Pressekonferenz in der Klinik Santa Cruz in Lissabon. „Wenn alles gut geht, wird er ein völlig normales Leben haben“, sagte Kardiologe ­Abecasis. Das Ärzteteam und der berühmte Patient waren sehr kurzfristig am vergangenen Freitag informiert worden, dass ein Spenderherz eines Verstorbenen mit einer kompatiblen Blutgruppe zur Verfügung stehe.

Auch wenn über den Spender nichts bekannt wurde, handelt es sich laut medizinischen Auswertungen bei jüngeren Organspendern meist um Verkehrsunfallopfer. Wird ein Spenderherz gefunden, ist Eile geboten: Zwischen der Herzentnahme und der Transplantation dürfen normalerweise nicht mehr als vier bis sechs Stunden vergehen. Auch wenn jedes Jahr weltweit mehrere Tausend Herztransplantationen stattfinden, ist dieser Eingriff bis heute mit Risiken behaftet. Darauf wiesen auch Sobrals Ärzte hin.

Vielleicht kann Sobral am ESC im Jahr 2018 teilnehmen

Obwohl die Operation pro­blemlos verlaufen sei, müsse man nun erst einmal die kommenden zwei Wochen abwarten und hoffen, dass es keine Infektionen und Abstoßreaktionen gebe. Anschließend stehe „eine lange Erholungsphase“ an. Wenn aber alles gut gehe, versprach der Herzmediziner Abecasis, „wird Sobral wieder ein ganz normales Leben führen können“. Und das werde hoffentlich schon bald der Fall sein. Vielleicht kann Salvador Sobral dann sogar am Eurovision Song Contest im Jahr 2018, der im Mai in Lissabon stattfinden wird, teilnehmen.

Und dort als Sieger des vergangenen Festivals seine melancholische Liebesballade „Amar Pelos Dois“ noch mal vortragen. Bereits im August hatte sich Sobral von seinen Fans mit einem Video verabschiedet, das er im Krankenhaus aufgenommen hatte. „Es ist kein Geheimnis, dass es nicht gut um meine Gesundheit steht“, sagte er damals mit seiner so charakteristischen melancholischen Stimme.

Er sang bei seinem vorerst letzten Konzert – bis seine Stimme stockte

„Ich bin leider so weit, dass ich meinen Körper der Wissenschaft übergeben muss.“ Dann setzte er sich an ein Klavier und stimmte den legendären Bea­tles-Song „Hello, Goodbye“ an. Anfang September hatte er für einen Tag, das letzte Mal vor der Operation, sein Krankenbett ­verlassen dürfen, um ein vorläufiges Abschiedskonzert mit dem ­Titel „Bis bald“ vor den Toren Lissabons zu geben.

Hunderte von Fans dankten es ihm mit Riesenapplaus, und sie ließen für ihr krankes Idol weiße Herz-Luftballons aufsteigen. Dann stimmte er, zusammen mit seiner Schwester Luísa, seinen Siegessong an – bis ihm weinend die Stimme versagte. Daraufhin sangen die Fans seinen Hit zu Ende.

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