Journalist Ulrich Wickert wird am Samstag 75 Jahre alt. Er moderierte 15 Jahre lang als „Mr. Tagesthemen“ die ARD-Nachrichtensendung.

Von kaum einem anderen ehemaligen Journalisten lassen sich die Deutschen so gerne die Weltläufe erklären wie von Ulrich Wickert. „Mr. Tagesthemen“ von 1991 bis 2006, ist heute ein erfolgreicher Autor, der Bücher über seine Liebe zu Frankreich, über Politik und Geschichte des Nachbarlandes schreibt.

Soeben hat er eine Sammlung von Texten aus seiner Feder herausgegeben. „Nie die Lust aus den Augen verlieren“, so der Titel des Buchs. „Das war mein Leben lang einer der Antriebe für mich: Ich mache nur das, wozu ich Lust habe“, so Wickert, der heute 75 Jahre alt wird.

Das Lustprinzip gehört zu ihm. Journalist sei er geworden, „weil es Spaß macht. Es hat fast immer Spaß gemacht“, erzählt Wickert, der als Diplomatensohn in Tokio geboren wurde. Eigentlich habe er „auch nie gearbeitet“ . Das empfindet er so, eben weil er beruflich immer machte, wozu er Lust hatte.

Leitung des Pariser ARD-Studios von 1984 bis 1991

Im Alter von 14 Jahren kam er erstmals nach Paris. Sein Vater war damals Referent für die deutsche Vertretung bei der Nato, die seinerzeit ihre Zentrale noch an der Seine hatte. Die Verbindung nach Frankreich riss nie ab: Zwischen 1969 und 1978 berichtete er für den WDR von jeder französischen Präsidentenwahl. Anschließend arbeitete er bis 1981 im ARD-Studio Paris. Nach einer Stippvisite in New York übernahm Wickert von 1984 bis 1991 die Leitung des Pariser ARD-Studios. „Ich bin erst im Ausland Deutscher geworden“, sagt er über seine nationale Identität.

Aber auch Frankreich bleibt er stark verbunden. Regelmäßig macht Wickert dort im Süden Urlaub, gemeinsam mit seiner fast 30 Jahre jüngeren Ehefrau Julia Jäkel – sie ist Chefin des Zeitschriftenhauses Gruner + Jahr („Stern“, „Geo“) – und den gemeinsamen Zwillingen (5). Die Ehe mit der Medienmanagerin ist bereits seine dritte. Aus erster Ehe hat Wickert eine erwachsene Tochter.

Sachbücher und die Krimireihe über einen Pariser Richter

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass der Ruheständler seine viel beschäftigte Gattin bei der Kindererziehung entlastet. Wobei er selbst auch genug zu tun hat. Wickert schreibt Bücher am laufenden Band. Seine Krimireihe um den Pariser Untersuchungsrichter Jacques Ricou zählt inzwischen sechs Bände.

Zudem hat der Vielschreiber jede Menge Sachbücher verfasst. Nicht immer kamen seine Sachbücher bei der Kritik an. Insbesondere moralingetränkte Werke wie „Der Ehrliche ist der Dumme“ fielen in den Feuilletons durch. Manchem Rezensenten missfiel der hohe Ton, den Wickert in diesen Büchern anschlägt.

Dass er sein Image in Werbespots für die Volksbank und die Dämmlobby versilberte, machte es nicht besser. Das große Publikum jedoch hat ihn ins Herz geschlossen. Seine Abschiedsworte als „Mr. Tagesthemen“, mit denen er jede Ausgabe ausklingen ließ, bleiben unvergessen: „Ihnen einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht.“