Berlin. Boris Becker wird bald 50 Jahre alt. Der Wimbledon-Sieger von einst tritt heute bei Pokerturnieren auf. Und er kämpft um seinen Ruf.

Damals, als er noch Tennis spielte. Wie kein anderer zu seiner Zeit, elegant, schnell und angsteinflößend, entschlossen und irgendwie wild. Da war man sich sicher, der weiß, was er tut. Heute, wenn man liest, dass Boris Becker an diesem Wochenende bei einem Pokerturnier in Tschechien antritt, dann weiß man das nicht mehr. Als einstiger Fan dieses begnadeten Jugendlichen aus Leimen hofft man nur, dass das nicht schiefgeht. Poker? Muss das sein?

Denn denkt man heute an Boris Becker, dann nicht an einen, der gewinnen wird, egal welches Spiel er spielt. Sondern an einen, der Geldprobleme hat und mit Finanzen nicht gut umgehen kann. Im Sommer hat ihn ein englisches Gericht für insolvent erklärt. Und beim Amtsgericht in Heidelberg wurde im Oktober ein Insolvenzantrag des Obersten Zivilgerichts in London gestellt (Aktenzeichen 51 IE 431/17). Das Magazin „Stern“ veröffentlichte just, dass Boris Becker Schulden in Höhe von 61 Millionen Euro habe.

Beckers Teilnahme wird gesponsert

Boris Becker und seine Frau Lilly beim diesjährigen Oktoberfest in Münche.
Boris Becker und seine Frau Lilly beim diesjährigen Oktoberfest in Münche. © German Select/Getty Images | Getty Images

Bereits am Freitagnachmittag beginnt Beckers Einsatz für die „World Series of Poker Europe“ in Rozvadov. Allerdings wird seine Teilnahme laut Veranstalter gesponsert, und das Startgeld in Höhe von 111.111 Euro gehe an die Nichtregierungsorganisation One Drop, die sich für eine sichere Trinkwasserversorgung in Krisengebieten einsetze. Das Gesamtpreisgeld für alle Gewinner liegt laut Veranstalter bei mindestens zehn Millionen Euro.

Chancen auf den Sieg hätte Boris Becker. Denn ein Anfänger ist er bei dieser Nervensportart nicht, von 2007 bis 2013 war Becker Werbeträger der Onlinepokerseite Pokerstars. Seinen ersten Auftritt als Amateur bei einem Turnier hatte er 2008 in Monte Carlo und laut „Hendon Mob Poker Database“ gewann er bereits 100.000 Dollar beim Pokern auf diversen Turnieren.

Ein Dokumentarfilm zum Geburtstag

Zu einem früheren Pokerturnier in Tschechien begleitete ihn ein Filmteam. Die Regisseure Hanns-Bruno Kammertöns und Michael Wech dürfen seit Ende 2016 an Beckers Leben teilhaben. Ihr Film trägt den Titel: „Boris Becker – Der Spieler“, eine Dokumentation zu seinem 50. Geburtstag am 22. November (Ausstrahlung ist Montag, 20. November, 20.15 Uhr, ARD).

Becker ließ die Regisseure in sein Haus in London, nahm sie sogar mit in den Urlaub. Die beiden waren auch bei ihm, als die ersten Gerüchte um seine Finanzen öffentlich wurden. Damals fragte der Tennisheld: „Was habe ich Redakteuren getan? Was den Herausgebern?“ Im Film soll er sich völlig offen zeigen, empfindet die Veröffentlichungen als „Rufmord“. Becker vergleicht Tennis mit dem Leben: „Das Ziel ist immer das Gleiche: Das Spiel zu gewinnen.“

Beckers Karriere nach der Karriere ist keine Ausnahme

Boris Becker ist nicht der erste Sportstar, der es nicht vermag, die Leistungen von einst unbeschadet in sein Leben nach der Karriere zu retten. Seine Auftritte und Investitionen wirkten gelegentlich instinkt-, sein Liebesleben einst stillos: Erinnert sei hier an die Zeugung seiner Tochter (bei den Toiletten in einem Restaurant), dem dritten von vier Kindern, von drei unterschiedlichen Müttern. Auch seine Berater dachten oft erst an sich.

Trotzdem, jammern gilt nicht, denn Becker muss seit dem 7. Juli 1985 wissen, dem Tag, an dem er mit 17 Jahren zum ersten Mal Wimbledon gewann, dass er nie mehr unbeobachtet sein würde. Schließlich gab es kaum einen Sportler, der ein ganzes Land hat derart stark begeistern können. Auch wenn er sagt: „Den einen besten Freund habe ich nicht. Es gibt keinen Menschen, der alles von mir weiß.“ Eines weiß die ganze Welt. Boris Becker ist ein Kämpfer.