Berlin. Benny Andersson hat ein Solo-Album mit Abba-Klassikern aufgenommen. Ein Gespräch über sein Leben als Pop-Großvater und seine Träume.

Als Komponist von Welthits wie „Waterloo“, „Fernando“ oder „Dancing Queen“ hat Benny Andersson 500 Millionen Alben verkauft. Jetzt meldet sich der Schwede mit seinem ersten Soloalbum seit 1989 zurück: Auf „Piano“ interpretiert er Abba-Klassiker und persönliche Lieblinge als Instrumentals am Klavier. Ein Spaßprojekt, so der 70-Jährige, das er für seine Enkel aufgenommen habe.

Beim Treffen in einem Berliner Hotel zeigt er sich als zufriedener älterer Herr mit Vollbart, Brille und elegantem Anzug, der das ungebrochene Medieninteresse an seiner Person sichtlich genießt. Marcel Anders sprach mit ihm über sein Leben als Pop-Pensionär, akademische Titel, alkoholfreies Bier und Pianistenträume.

Wie denn, Sie trinken wieder Bier?

Benny Andersson: Keine Sorge, es ist alkoholfrei. Schließlich trinke ich schon ewig keinen Alkohol mehr, also bestimmt seit 15 Jahren. Nur: Es ist auf die Dauer extrem langweilig, immer nur Wasser oder Cola zu sich zu nehmen. Zumal es heutzutage richtig gute alkoholfreie Biere gibt. Da hat sich über die Jahre ja einiges getan.

Was ist das für ein Gefühl, dass Abba auch 35 Jahre nach ihrer Trennung noch so populär sind?

Andersson: Es ist der Wahnsinn! Ich bin sehr dankbar, was das betrifft – und sehr stolz. Auch wenn ich nicht wirklich nachvollziehen kann, was die Leute in uns sehen. Ich bin einfach froh, dass das der Fall ist.

Sie spielen seit Jahrzehnten Klavier und sind ein Fan der klassischen Musik. Trotzdem können Sie angeblich keine Noten lesen.

Andersson: Wenn Sie mir „Twinkle, Twinkle Little Star“ („Funkel, funkel kleiner Stern“) vorlegen, würde ich das vielleicht noch hinkriegen. Aber mehr nicht. Ich könnte nie für ein Orchester schreiben.

Ist dieses Album so etwas wie Ihre formelle Bewerbung als Barpianist? So, wie Sie ihn im Musical-Film „Mamma Mia“ gegeben haben?

Andersson: Absolut! Das wäre mein Traum – mit einem kleinen Schiff, einem kleinen Klavier und einem Hut auf dem Kopf.

Dann könnten Sie auch in altmodischen Grand Hotels wie diesem aufspielen.

Andersson: Ja, wie der Typ, der draußen in der Lobby spielt.

Hand aufs Herz: Werden sich Abba je zu einem Comeback durchringen? Agnetha betont in jedem Interview, sie wäre bereit – wenn Björn und Sie mitziehen würden.

Andersson: Schön, dass sie bereit dazu wäre (kichert). Aber Björn und ich sind es nicht. Deswegen wird das auch nicht passieren.

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Woran arbeiten Sie denn momentan?

Andersson: An „Mamma Mia 2“, der Fortsetzung des Musical-Films. Die Dreharbeiten sind in vollem Gange, und ich habe die letzten paar Monate damit verbracht, die Musik zu schreiben. Also für die Band, den Chor, die Backgroundsänger und die ganzen Künstler, die daran beteiligt sind. Das ist noch längst nicht fertig, auch wenn der Film ansonsten schon weit gediehen ist. Ende des Jahres müssen wir noch die Orchester-Passagen hinzufügen, und Anfang Mai 2018 soll alles fertig sein.

Werden Sie darin wieder einen Gastauftritt haben?

Andersson: Ich hoffe doch! Aber diesmal will ich Akkordeon spielen.