Berlin. Erfolgsproduzent Leslie Mandoki hat sein Herz für den Jazzrock entdeckt. Mit den Soulmates tritt er nun in seiner Heimat Budapest auf.

Leslie Mandoki ist schon weit vor dem verabredeten Termin da. Er steht in der Lobby in einem Hotel in Berlin-Mitte. Gebügeltes Hemd, Weste – Mandoki (64) legt Wert auf Kleidung, die das unterstreicht, was ihm wichtig ist: ein Gentleman zu sein. Der Portier, der Kellner – alle sind sofort zur Stelle, um ihm seine Wünsche von den Augen abzulesen. Jetzt möchte er Cola-Light und Cappuccino. Eher ungewöhnlich für acht Uhr abends.

Konventionen interessieren den Mann nicht, den eigentlich alle nur mit einem Begriff verbinden: „Dschingis Khan“. Dschingis Khan – es klingt wie ein Slogan aus einer anderen Zeit. Längst steht Mandoki, wie er sagt, für etwas ganz anderes: Seit 1982 macht er Jazzrock. Ist gerade mit Stars wie Klaus Doldinger und seiner All-Star-Band Soulmates unterwegs.

Schwer aus dem Ohr zu kriegen

Er produzierte Musik für Rapper Sido und Hit-Sänger Andreas Bourani. Der Wahlkampf-Song der CDU aus dem Jahr 2013 stammt aus Leslie Mandokis Feder – und dennoch „Dschingis Khan“, der Hit von 1979, komponiert von Ralph Siegel, ist schwer aus dem Ohr zu kriegen. Auf Fragen zu seiner Karriere als Sänger und Tänzer bei der gleichnamigen Band Dschingis Khan reagiert er gelassen, aber auch abweisend. Das war damals, sagt er, heute ist jetzt. Und das Jetzt, so will es der Künstler, ist politisch.

Denn Leslie Mandoki, der bürgerlich Láslzo Mándoki heißt und 1974 aus dem sozialistischen Ungarn unter Lebensgefahr floh, hat eine Agenda. Wenn er am 8. August wieder mit seinen Soulmates in Ungarns Hauptstadt Budapest anlässlich des 25. Jubiläums des berühmten Sziget-Festivals spielt, dann gehe es nicht nur um die Performance, sondern um eine „klare Botschaft“.

Stimme gegen die Unterdrückung

„Als Deutscher, als einst illegaler Einwanderer, der aus einer Diktatur floh, habe ich mir vor der Tour im Studio wie so oft die Frage gestellt, was die Relevanz von Musik für das Publikum sein kann“, erklärt der Musiker, der in Tutzing bei München wohnt.

Der Jazzrock sei schon hinter dem Eisernen Vorhang in den Siebzigern die Protestform der studentischen Opposition gewesen. „Die Stimme gegen die Unterdrückung und für die Freiheit“, sagt Mandoki. Mainstream-Pop sei dagegen Opium fürs Volk. „Unsere Musik ist wie ein handgeschriebener Liebesbrief an das Publikum.“ Sein Publikum, das nicht selten Amtsinhaber und Entscheidungsträger aus der Politik, Wirtschaft und dem Showbiz sind.

Thomas de Maizière ist sein Fan

An diesem Abend, bei seinem Auftritt in Berlin, sind der frühere Bundespräsident Christian Wulff, Schauspielerin Maria Furtwängler und Innenminister Thomas de Maizière anwesend – um nur ein paar zu nennen. „Das sind Freunde. Großartige Menschen, Wegbegleiter“, sagt er nicht ohne Stolz. Es gibt Momente, in denen Mandoki keinen Smalltalk mehr führt. Das ist immer dann, wenn er von der Vergangenheit erzählt. Seinem Vater versprach er als Student am Musikkonservatorium in Budapest, dass seine Enkel nicht in einer Diktatur aufwachsen würden.

Die Geschichte seiner Flucht wird dann sein größtes Abenteuer. Mit einer Gruppe durch einen acht Kilometer langen Eisenbahntunnel, der von Grenzpolizisten bewacht wurde.

Genügend Freiraum für den Vater

Damals wollte er noch in die USA und dort mit Musikern wie Ian Anderson von Jethro Tull und Jack Bruce von Cream spielen. Heute sind diese Teil seiner Soulmates-Band. Er hat seinen Traum übertroffen, das kann man ruhig sagen. Privat lebt er mit seiner Familie in einem Haus am Starnberger See. Mit seiner Frau Eva Mandoki, einer Ärztin, hat er drei Kinder – Julia Mandoki, seine jüngste Tochter, singt bei seiner aktuellen Tour mit ihm auf der Bühne und hat bereits gelernt, ihrem Vater genügend Freiraum zu lassen.

Als sie ihn im Hotel abholen kommen will, sagt er nur: „Zehn Minuten, geht ruhig vor.“ Sie nickt und sagt: „Lass dir Zeit, wir warten in der Lobby auf dich.“