Camilla wird 70 – Der lange Weg in die Herzen der Briten
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Von Jochen Wittmann
London. Was für ein Imagewechsel. Einst wurde Camilla als „Rottweiler“ verspottet. Mittlerweile haben sich die Briten jedoch mit ihr versöhnt.
In der Wirtschaft nennt man so etwas wohl einen Turnaround. Camilla, Herzogin von Cornwall und einst die meistgehasste Frau des Königreichs, hat einen bemerkenswerten Umschwung in der öffentlichen Gunst erfahren. Wenn die Gemahlin von Thronfolger Prinz Charles (68) am Montag ihren 70. Geburtstag feiert, darf sie auch darauf anstoßen, dass sich die Briten endlich mir ihr ausgesöhnt haben.
Früher war das anders. Man unterstellte ihr, sich in die Ehe von Charles und Prinzessin Diana gedrängelt zu haben. Dabei hatten Charles und Camilla sich kennen und lieben gelernt, lange bevor Lady Di auf der Bühne erschien.
Dieser Anmachspruch
Es war 1970, bei einem Polo-Turnier, und was Anmachsprüche angeht, war dieser nicht von schlechten Eltern. Camilla Rosemary Shand spielte damals auf die Affäre ihrer Vorfahrin Alice Keppler mit dem König Edward VII. an und begrüßte den Thronfolger mit dem Satz: „Meine Urgroßmutter war die Geliebte deines Ururgroßvaters – also wie wäre es mit uns?“
Von da an datiert die Beziehung der beiden. Obwohl Camilla 1973 den Offizier Andrew Parker Bowles heiratete, konnten die beiden nicht voneinander lassen. Auch nicht, nachdem Charles in der „Märchenhochzeit des Jahrhunderts“ 1981 Lady Diana Spencer zur Frau nahm.
In der Ehe war es „etwas eng“
In ihrer Ehe, beklagte sich Diana später in einem Fernsehinterview und unterstrich ihre Worte mit ihrem berühmten Augenaufschlag, sei es „etwas eng“ gewesen, „da gab es drei Leute“. Denn obwohl Charles in den ersten fünf Jahren seiner Ehe Diana treu blieb, nahm er danach wieder die Beziehung zu Camilla auf. Beim Volk war Camilla deswegen geradezu verhasst.
Das ist das Leben von Herzogin Camilla
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Als Andrew Morton 1992 in seinem Diana-Buch die Affäre erstmals ruchbar machte, wurde Charles’ Geliebte zur öffentlichen Unperson. Aufgebrachte Bürger griffen sie in einem Supermarkt an und bewarfen sie mit Brötchen. Die Massenpresse ließ kein gutes Haar an ihr und griff allzu gern den Spitznamen „der Rottweiler“ auf, den ihr Diana angehängt hatte. Und als Camilla im April 2005 Prinz Charles endlich heiraten konnte, schienen sich die Gazetten des Königreichs in Verachtung und Herabwürdigung überbieten zu wollen: „Pferdegesicht“, „Vogelscheuche“ oder „alte Langweilerin“ lauteten die Beleidigungen.
Camilla im Hintergund
Doch nach der Hochzeit änderten sich die Dinge schnell. Gewiss, die Briten lieben die Herzogin von Cornwall nicht wie sie einst Diana verehrten, die für viele immer noch die wahre „Königin der Herzen“ ist. Aber sie haben akzeptiert, dass Camilla ihren Platz an der Seite des Thronfolgers gefunden hat.
„Die Öffentlichkeit“, meint die Hof-Expertin Penny Junor, „sieht Charles und Camilla jetzt sehr positiv. Sie hat sich wirklich bewährt.“ Camillas Strategie ist genau das Gegenteil von dem, was Diana tat: Sie hält sich im Hintergrund und unterstützt ihren Mann, wo sie kann.
Zufriedener König
Das nimmt man beifällig zur Kenntnis. „Es ist außerordentlich“, urteilte Judy Wade vom „Hello“-Magazin, „wie gut sie sich als Neuling behauptet hat. Und sie macht den Prinzen viel umgänglicher.“
Auch James Whitaker, altgedienter Hofreporter des „Daily Mirror“, meinte: „Als Brite bin ich daran interessiert, einmal einen zufriedenen und glücklichen König zu haben. Und das hat Camilla geschafft. Die beiden passen so gut zusammen wie ein Paar bequemer alter Pantoffeln.“ Die Ehe von Charles und Camilla, ist den Briten klar geworden, ist die Erfüllung einer Liebe, die mehr als drei Jahrzehnte warten musste.
Böse Stiefmutter
Viel Glamour ist da nicht drin, aber stattdessen ein gutes Stück Lebenswirklichkeit. Wenn die beiden älteren Herrschaften auf dem Landsitz Highgrove den Champagner aufmachen, dürfen sie sich darüber freuen, den Respekt ihrer zukünftigen Untertanen verdient zu haben. Und auch für die Prinzen William (35) und Harry (32) ist sie längst nicht mehr die böse Stiefmutter. Schon vor Jahren bekannten die beiden sich zu Camilla. 2013 soll es zu einer großen Aussprache im St. James’s Palace gekommen sein. Camilla verdeutlichte den beiden, dass „meine einzige Schuld war, dass ich euren Vater so liebe“.
Prinz Charles – sein Leben in Bildern
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Geboren wurde Camilla 1947 in eine blaublütige Familie in London, der Vater Adjutant der königlichen Leibwache, die Mutter aus einer reichen Architektenfamilie. Privatschulen in der Schweiz bereiten die Debütantin auf ein Leben am Hof vor. Mitte der 60er-Jahre arbeitete sie als Empfangsdame für eine Tapetenfirma – und wurde schnell gefeuert. Als Gattin des Thronfolgers nimmt sie jedoch fleißig ihre Pflichten wahr. Camilla hat ihre Berufung gefunden.