Roberto Blanco feiert seinen 80. Geburtstag mit neuem Album
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Von Andreas Böhme
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Berlin. Grelles Outfit und immer gute Laune: Auch zu seinem 80. Geburtstag will es Schlagerstar Roberto Blanco wieder richtig krachen lassen.
Es ist lange her, dass er mit etwas anderem als seinem Privatleben Schlagzeilen gemacht hat. Oder anders gesagt: Er ist nicht mehr ganz oben. Aber da war er eigentlich nie. Oder nur ganz kurz. Aber irgendwie ist er immer da. Und sei es nur in der ersten Reihe eines Tennisturniers. Oder mit Micky-Maus-Pullover in einer Kochshow. Am heutigen Mittwoch wird Roberto Blanco 80 Jahre alt und sagt von sich selbst: „Ich bin ein glücklicher Mann.“
Sucht man nach einem Adjektiv, das ihn beschreibt, dann kommt man schnell auf „temperamentvoll“. So wie 1958, als er im deutschen Kriegsfilm „Der Stern von Afrika“ vor seinen Kameraden barfuß und mit bloßem Oberkörper auf dem Tisch tanzt. Ein wenig wie Onkel Tom auf Ecstasy. So ist er geblieben. Auch in seiner Glanzzeit, den späten 60ern, frühen 70ern, in der er mit „Heute so, morgen so“, dem „Puppenspieler von Mexiko“ oder „Ein bisschen Spaß muss sein“ seine größten Hits landet.
Bayerns Innenminister Herrmann nannte ihn „wunderbaren Neger“
Die Deutschen lieben den immer lustigen Kerl mit dem breiten Grinsen, der so schön mit den Augen rollen kann und zum stets weit geöffneten Oberhemd so bunte Sakkos trägt, dass jeder Blindenhund, der etwas auf sich hält, zu jaulen beginnt. Er vermittelt ihnen karibisches Lebensgefühl. Da spielt es keine Rolle, dass er nicht auf Kuba, sondern in Tunis geboren ist.
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Den „braunen Bomber“ rufen sie Blanco in den Anfangsjahren seiner Karriere. Das stört ihn nicht. Im Gegenteil. „Meine Hautfarbe war die beste Werbung“, sagt er bis heute. „Damals war ich der einzige Schwarze unter vielen weißen Künstlern. Deshalb hat man sich so gut an mich erinnert.“ Als Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ihn 2015 in einer Fernsehsendung einen „wunderbaren Neger“ nennt, da schreit das Land auf, aber Blanco bleibt gelassen und stellt sich für Fotos neben einen Berg Schokoküsse. Schließlich ist er CSU-Mitglied ehrenhalber seit er einst forderte: „Wir Schwarzen müssen zusammenhalten.“
Vor einigen Jahren rutschte Blanco in die Insolvenz
Seine alten Hits verfolgen ihn bis heute, aber Blanco rennt auch nicht weg vor ihnen – selbst wenn es ihn manchmal wahrscheinlich schmerzt, dass er nie wirklich rausgekommen ist aus der Schublade mit dem Etikett „Schlager“. Auf Kreuzfahrtschiffen, Betriebsfesten oder in Oldie-Shows ist er immer noch einer der beliebtesten Zeremonienmeister des organisierten Frohsinns. Und er singt ja nicht für freie Kost und Logis, sondern für Geld.
Muss er auch, denn eine teure Scheidung und ein langer Rosenkrieg haben ihn vor einigen Jahren angeblich in die Insolvenz getrieben. „Blanco ist Blanco“ hat er da mit seinem ihm eigenen Humor gescherzt, aber die Zeiten scheinen vorbei. Jedenfalls will er heute seinen Geburtstag mit 400 Gästen feiern, und dabei wird wohl nicht Wasser und Brot gereicht werden.
Im Herbst erscheint seine Autobiografie
Organisiert wird die Party von seiner zweiten Ehefrau. Luzandra heißt sie und ist knapp 40 Jahre jünger als er. Sie nennt ihn „Papi“, er sagt „Mami“, beteuert aber auch, „das Alter spielt keine Rolle, es zählt die Chemie zwischen zwei Menschen“. Jedenfalls ist sie an seiner Seite, als er im letzten Jahr einen Schwächeanfall erleidet und ins Krankenhaus muss. Für Blanco ein „Schreckensmoment“, er lebt seitdem gesünder, an einen Rückzug aus dem Showgeschäft aber hat er nach eigener Aussage nie gedacht.
Im Gegenteil: Im Herbst wird seine Autobiografie erscheinen, und schon für diese Woche sind ein neues Album und eine neue Single angekündigt. „Eina geht no rein“ soll letztere heißen, höhere Chartplatzierungen sind so wahrscheinlich wie ein Champions-League-Finalsieg des HSV, aber das ist Blanco wahrscheinlich egal. Er hat gelernt, mit schlechter Kritik zu leben. Wichtig, hat er dieser Zeitung mal gesagt, sei selbst bei schlechter Presse vor allem, dass sein Name richtig geschrieben wird. Vor allem weil es ja – anders als viele denken – kein Künstler-, sondern sein richtiger Name ist.