Berlin. Chris Pratt kassierte zahlreiche Absagen bis zu seiner Rolle in „Guardians of the Galaxy“. Im Interview spricht er über Vorbilder.

Wer von der Filmrolle auf den Charakter des Darstellers schließt, liegt bei Chris Pratt richtig. Der 37-Jährige zeigt sich im Interview ähnlich schelmisch wie seine Figur im Science-Fiction-Spektakel „Guardians of the Galaxy“ (zweiter Teil aktuell im Kino) – er ist immer um einen Scherz bemüht. Doch anders als sein Galaxis-Held zeigt er auch noch einen Hang zum emotionalen Überschwang.

Jetzt „Guardians of the Galaxy Vol. 2“, davor „Jurassic World“ oder „Passengers“ – kaum ein Blockbuster läuft derzeit ohne Sie. Aber einst mussten Sie Absagen hinnehmen – zum Beispiel für „Avatar“.

Christ Pratt: Das können Sie laut sagen. Ich habe mich praktisch für alles beworben. Alles! Sie können davon ausgehen, dass ich für jeden Film vorgesprochen habe, in dem ich nicht zu sehen bin. „Avatar“ ist eines von den wenigen Beispielen, das publik geworden ist.

Mit welchen Psychotricks haben Sie sich dann wieder Mut gemacht?

Pratt: Es gibt dafür keine Tricks oder Rezepte. Du brauchst den Glauben an dich selbst und eine Begeisterungsfähigkeit, mit der du den Rest der Menschheit ansteckst. Und du musst davon überzeugt sein, dass alle falsch liegen, wenn sie glauben, dass du nicht der Richtige ist.

Was hat sich in Ihrem Leben seit dem Erfolg mit „Guardians of the Galaxy“ verändert?

Pratt: Ich bin einfach nicht mehr so viel daheim. Vorher spielte ich in der Serie „Parks & Recreation – Das Grünflächenamt“ und ich bin von zu Hause zum Drehort in nur zehn Minuten gefahren. Jetzt reise ich um die ganze Welt. Aber dafür kriege ich eben auch Chancen, Rollen zu spielen, für die man mich vorher nicht im Entferntesten in Betracht gezogen hätte.

Offenbar spielen Frauen bei Ihnen eine Schlüsselrolle – von Ihrer Frau über Ihre Mutter bis zu der Regisseurin, die Ihnen eine erste Chance gab. Ein Zufall?

Pratt: Das kann ich schlecht sagen. Ich weiß auf jeden Fall, dass es da draußen ziemlich viele starke Frauen gibt – ich will nicht verallgemeinern, aber es kann sein, dass sie stärker als Männer sind. Und etliche davon gehören zu meinem Leben. Auch in meinem Team finden sich haufenweise starke Frauen, ob meine Managerin oder meine Pressebetreuerin oder die Mitarbeiterin, die mir die Frisur macht.

Wer ist die stärkste Frau, die Sie je kennengelernt haben?

Pratt: Meine Mutter. Sie hat sich im Supermarkt die Finger wund gearbeitet – 30 Jahre lang, auch noch, als sie schon Arthritis in ihren Händen hatte. Aber sie hat sich nie beschwert. Als sie mich und meine beiden Geschwister bekam, war sie noch Teenager beziehungsweise in ihren frühen Zwanzigern. Sie und mein Vater hatten kein Geld, aber sie haben sich durchgeschlagen und uns voller Liebe aufgezogen.

Jetzt klingen Sie richtig überschwänglich.

Pratt: Das kommt einfach davon, dass ich von Freude und Dankbarkeit überwältigt bin. Ich danke Gott dafür, dass ich so viele gute Menschen um mich herum habe. Meine ganzen Beziehungen sind das Beste in meinem Leben. Ich habe viele gute Freunde, habe großartige Mitglieder in meiner Familie. Sogar mit meinen Schwiegereltern verstehe ich mich blendend. Aber wenn ich jetzt alle aufzählen müsste, dann würde ich Ewigkeiten brauchen.

Es gibt allerdings einen Bösewicht in Ihrem Leben ...

Pratt: Wer wäre das?

Ihr vierjähriger Sohn Jack. Sie haben selbst ein Video veröffentlicht, als er Ihr Handy in den Pool geworfen hat.

Pratt: Richtig. Er hielt das wohl für ziemlich spaßig. Für ihn sind das so Wegwerfteile. Mach ein Foto und ab damit ins Wasser. Zum Glück konnte ich das wieder trocken kriegen. Er hat schon mehr solcher Dinge drauf. Aber egal, was er tut, ob ich nun endlos Lego mit ihm spielen muss oder nicht, er ist noch großartiger als alle anderen Menschen in meinem Leben.