Berlin. Mit 42 spielt die Schauspielerin Milla Jovovich ein letztes Mal die Zombiejägerin in „Resident Evil“. Die Rolle hat ihr Leben geprägt.

Die Ikone des Horrorfilms lässt auf sich warten. Es ist ein eiskalter Abend in Berlin, die Deutschland-Premiere ihres neuen Films – und Milla Jovovich sollte schon vor einer halben Stunde da sein. Die Fotografen tippen nervös auf ihren Handys herum. „Resident Evil“ heißt die Reihe, deren Hauptdarstellerin Jovovich ist. Es sind die erfolgreichsten Videospielverfilmungen aller Zeiten, die bisherigen fünf Filme haben weltweit über 900 Millionen US-Dollar eingespielt.

Dann endlich kommt Jovovich herangeschlendert. Sie betritt das Kino Hand in Hand mit ihrem Ehemann, dem Regisseur Paul W. S. Anderson (51). Das ehemalige Model versucht gar nicht erst, sich wortreich für ihre Verspätung zu entschuldigen. Stattdessen begrüßt sie erst einmal einige Statisten, die in Zombiekostümen für gruselige Stimmung im Kino sorgen sollen. Dann läuft sie über den roten Teppich, posiert für ein paar Bilder und huscht in den Kinosaal.

Ehe mit Luc Besson

Jovovich hat es nicht mehr nötig, sich bei Fotografen einzuschmeicheln – sie weiß, dass sie die wichtigste Person des Abends ist. Ab heute ist sie das letzte Mal in „Resident Evil“ zu sehen – jener Reihe, der das Einwandererkind seine internationale Karriere verdankt. Sie ist gereift. Man hat noch diese Bilder vom Beginn ihrer Karriere im Kopf: Jovovich als rothaariges, zartes Wesen in dem Science-Fiction-Spektakel „Das fünfte Element“.

Mit ihrem Auftritt verdrehte die damals Anfang 20-Jährige nicht nur Regisseur Luc Besson (57) den Kopf – ihrem späteren Ehemann, von dem sie sich 1999 scheiden ließ. Anfang des Jahrtausends wurde sie endgültig zur gefeierten Größe: Sie war 27, als der erste „Resident Evil“-Teil in die Kinos kam. 15 Jahre und vier Fortsetzungen später geht für Jovovich ein prägender Teil ihrer Biografie zu Ende. Einen siebten Teil wird es nicht geben.

Jovovich ist der perfekte Actionstar

Milla Jovovich mit ihrem Ehemann Paul W.S. Anderson.
Milla Jovovich mit ihrem Ehemann Paul W.S. Anderson. © Getty Images | Kevin Winter

Das war’s also. Nie mehr wird Jovovich in die Rolle der Endzeitamazone Alice schlüpfen, die die Welt vor Zombies und der gefährlichen Umbrella Corporation rettet. „Es ist natürlich bittersüß, dieser Filmwelt jetzt Tschüss zu sagen“, kommentiert Ehemann Paul W. S. Anderson wehmütig, während er etwas verloren neben seiner Frau steht. Er ist der Regisseur und hat das Drehbuch geschrieben, aber ohne Jovovich würde die Reihe nicht funktionieren.

Die Filme – auch der neue – sind bei aller Spannung ziemlich vorhersehbar, die meisten Schauspieler Durchschnitt. Jovovich aber, mittlerweile 42 und zweifache Mutter, sticht heraus. Sie ist der perfekte Actionstar: ballert um sich, während sie Motorrad fährt, prügelt sich auf einem fahrenden Lkw und köpft blutrünstige Zombies. Das letzte Kapitel der Reihe ist pures Überwältigungskino. „Gerade die Stunts und Actionszenen während der Dreharbeiten waren hart“, sagt Jovovich und scherzt: „Da war es einfacher, zwei Kinder zu bekommen.“

Von Kiew nach Kalifornien

Jovovich ist eine der wenigen Frauen in diesem Metier. „Hollywood hat Angst vor weiblichen Actionstars. Alle wissen, dass ein Actionfilm mit einem toughen Kerl im Kino funktioniert. Wenn man einer Frau die Hauptrolle gibt, geht man ein großes Risiko ein.“ Jovovich sagt, dass „Resident Evil“ ihr Leben geprägt habe. Durch die Rolle habe sie ihren Eltern bewiesen, dass sie es als Schauspielerin zu etwas gebracht habe. Sie war fünf, als ihre Familie von Kiew nach Kalifornien auswanderte.

Ihre Mutter, einst selbst eine erfolgreiche Schauspielerin, arbeitete fortan als Putzfrau, damit es Milla Jovovich eines Tages besser haben würde. Sie ist ihrer Mutter bis heute dankbar. In einem klapprigen Chevi, erinnert sich Jovovich, fuhr die Mama ihre Tochter zu Vorsprechen. „Sie hat dafür gekämpft, dass ich ein Star und berühmt werde.“