Berlin. Ist er übersinnlich begabt oder nur ein Trickser? Uri Geller versteht es jedenfalls, Massen in seinen Bann zu ziehen. Heute wird er 70.

Am 17. Januar 1974 spukte es bei den deutschen Fernsehzuschauern. Stehen gebliebene Uhren tickten wieder, andere berichteten von verbogenem Besteck. Anlass war der Auftritt eines jungen Wuschelkopfs aus Israel in Wim Thoelkes Show „Drei mal Neun“. „Bieg dich“, beschwor der 27-Jährige vor 13 Millionen Zuschauern eine Gabel, die tatsächlich gehorchte. Die magischen Kräfte verbreiten sich über Antenne in die Wohnzimmer. Einige Zuschauer nahmen dem ZDF die Aktion krumm und forderten Schadenersatz für ruiniertes Silberbesteck.

Uri Geller, der heute 70 Jahre alt wird, erinnert sich gut an den Auftritt. „Das war der Durchbruch“, sagt er, „mein Hemd von damals habe ich heute noch.“ Gabeln biegt er weiterhin. Als unsere Redaktion ihn am Handy erreicht, ist er in Tel Aviv gerade zu Fuß auf dem Heimweg von einem Fest, auf dem er vor 500 Leuten aufgetreten ist.

Zurückgekehrt nach Israel

Vor einem Jahr ist er aus England in seine Heimat zurückgekehrt. „Ich hatte Sehnsucht nach der Spiritualität hier, nach meinen Wurzeln, nach Leuten, mit denen ich aufgewachsen bin.“ Dann schwärmt er von München, wo er 1972 lebte, mit Gunter Sachs feierte, aber auch den Grundstein für eine Karriere als – ja, was eigentlich? – legte. „Mystifizierer“ nennt Geller sich. Denn Magier will er nicht sein. Heute wie damals behauptet er, übersinnlich begabt zu sein.

Damit rannte er Anfang der 70er offene Türen ein. Der Mensch hatte den Mond bezwungen, jetzt interessierten wieder Phänomene zwischen Himmel und Erde. Gruselfilme wie „Der Exorzist“ lösten Massenhysterien aus, Stephen King schrieb seinen ersten Bestseller „Carrie“ über ein Mädchen, das mit Gedanken Materie beeinflussen kann. „Warum wollen die Leute lieber von Wundern als von Tatsachen sprechen?“, fragt die „Zeit“ und warnte vor „Volksverdummung“.

Als Fünfjähriger „Lichterscheinung“ begegnet

„Meinen Kritikern habe ich meinen Ruhm am meisten zu verdanken“, sagt Geller, „ich verstand es immer, sie für meine Publicity zu nutzen.“ Er kreierte Mythen um sich. Mit FBI, CIA und Mossad soll er gearbeitet haben.

Geller stammt aus einfachen Verhältnissen, ist aber nach Eigenaussage mütterlicherseits verwandt mit Sigmund Freud. Er sei fünf gewesen, als ihm eine Lichterscheinung die Gabe eingeflößt habe. Bevor er das Paranormale zum Beruf machte, diente er in der Armee, jobbte als Model. „Ich bin der Übersinnliche, der am besten wissenschaftlich untersucht wurde“, sagt er. Allen Tests habe er standgehalten.

Kein Test unter wissenschaftlichen Bedingungen

Zwar beeindruckte der Menschenfänger tatsächlich einige Physiker, er verweigerte sich jedoch streng wissenschaftlichen Bedingungen. Er wolle geheimnisvoll bleiben und „seinen Mitmenschen nicht alle Zweifel nehmen“. Doch auch aus der Ferne entlarvten Forscher und Magier Gellers angebliche Fähigkeiten als Hokuspokus. Er klagte erfolglos gegen sie. Geller litt nun an Magersucht und Panikattacken. Nicht irgendein Therapeut heilte ihn, nein, John Lennon war es. Geller liebt es eben eine Nummer größer. „Michael Jackson war mein Trauzeuge, als ich 2001 nach zehn Jahren das Jawort mit meiner Frau erneuerte“, erzählt er stolz.

Auch kenne er Staatschefs von Alexis Tsipras bis Theresa May. Wer weiß, vielleicht verbiegt er ja bald das Besteck im Weißen Haus, in dessen Nachbau er lange in England wohnte. Donald Trumps Wahlsieg sagte er im September richtig voraus. „Er ist aus allen Anfeindungen als Sieger hervorgegangen“, sagt Geller. Das gefällt ihm.

Geller will ein Museum in Tel Aviv eröffnen

Im Gespräch stellt er viele persönliche Fragen, bedient sich einer Sprache zwischen Motivationsguru und Esoterik. Dann muss er auflegen. Er will zum Flughafen. Seine Tochter reist mit ihrer Familie aus Los Angeles an, sein Sohn kommt aus London. Zu zehnt wollen sie in einem Restaurant feiern.

Und sonst? „Ich bin dabei, ein Museum mit meinen Erinnerungsstücken und meiner Kunstsammlung zu eröffnen. Ich male, ich habe eine Schmucklinie. Wenn ich sie im Fernsehen präsentiere, laufen die Telefone heiß.“ Auch ein zauberhaftes Kunststück.