Berlin. Mit 26 hat Jennifer Lawrence bereits einen Oscar gewonnen und finanziell ausgesorgt. Ihr nächstes Projekt: Ein Film über Einsamkeit.

Eine der begehrtesten Schauspielerinnen der Welt ist in Berlins bekanntestem Luxushotel abgestiegen. Jennifer Lawrence sitzt im „Adlon“ am Brandenburger Tor und spricht über ihr Verhältnis zu Deutschland. Lawrence kennt Berlin ein bisschen, während der Dreharbeiten zu „Mockingjay“ verbrachte sie einige Wochen in der Hauptstadt. Was ihr an Berlin besonders gefalle? Lawrence überlegt kurz und sagt dann: „Ich mag die Biergärten und Brezeln.“ Meint sie das ernst? Als Zuhörer fragt man sich irritiert, ob sie gerade Berlin mit München verwechselt.

Jennifer Lawrence ist bei öffentlichen Auftritten nicht gerade redselig, viele Fragen beantwortet sie mit Witzen oder Floskeln. Sie kann sich das erlauben: Lawrence ist mit 26 bereits so weit oben, dass man sich fragt, was noch kommen soll. Sie hat nie eine Schauspielschule besucht, kann sich ihre Rollen aber aussuchen.

Oscar für Tragikomödie „Silver Linings“

Sie schafft den Spagat zwischen künstlerisch wertvollen Independentfilmen wie dem Sozialdrama „Winter’s Bone“ und lukrativen Blockbuster-Reihen wie „Tribute von Panem“ oder „X-Men“. Für die Tragikomödie „Silver Linings“ gewann sie 2013 den Oscar, das „Forbes“-Magazin schätzt ihr Jahreseinkommen auf 42 Millionen Euro.

Jetzt will sie dieser Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen: Am 5. Januar startet „Passengers“ im Kino. Ein Science-Fiction-Film, zu dem Lawrence eine besondere Verbindung hat. Sie spielt darin eine Journalistin, die mit 5000 anderen Menschen auf einen weit entfernten Planeten reist, um dort eine neue Kolonie zu gründen. Weil die Reise 120 Jahre dauert, verbringen die Passagiere sie im Kälteschlaf. Nur bei Lawrence und Filmpartner Chris Pratt (37) läuft etwas schief – sie wachen 90 Jahre zu früh auf. Da sie nicht mehr in den Kälteschlaf zurückkehren können, sind sie verdammt, den Rest ihres Lebens zu zweit auf dem Raumschiff zu verbringen.

Berühmtheit veränderte Lawrence

Ein Film über Einsamkeit. Lawrence kennt dieses Gefühl. So wenig sie von sich preisgibt – immer wieder lässt sie in Interviews durchblicken, dass das Filmgeschäft bei allem Glanz ziemlich düstere Schattenseiten hat. Als sie als junge Frau nach Los Angeles zog, habe sie sich isoliert gefühlt.

Auch ihre Berühmtheit verändert Lawrence. „Wie jede andere junge Frau mache ich bei dem Versuch, mich im Erwachsenenleben zurechtzufinden, ab und zu mal Fehler oder schieße übers Ziel hinaus“, sagte sie vor einem Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Problem sei: „Wenn ich etwas falsch mache, bekommt es jeder auf diesem Planeten mit – durch die Medien, die Paparazzi. Und das ist alles andere als cool.“

Der Skandal um ihre Nacktbilder setzte Lawrence zu

Sicher hat ihre Vorsicht im Umgang mit der Öffentlichkeit mit ihren schlechten Erfahrungen zu tun. Im September 2014 war sie eines der Opfer, als Hacker private Nacktbilder prominenter Frauen ins Internet stellten. Lawrence hat das getroffen. Noch immer sind nicht alle Fotos gelöscht.

Es erscheint daher verständlich, dass sie sich nicht über ihren angeblichen Freund, den „Black Swan“-Regisseur Darren Aronofsky (47), äußert. Sie hält sich selbst für ehrlich und nett – und wenn sie sich unwohl fühle, mache sie Witze.

Mit Chris Pratt spielt Jennifer Lawrence im neuen Film „Passengers“.
Mit Chris Pratt spielt Jennifer Lawrence im neuen Film „Passengers“. © Jödpa | Jörg Carstensen

Chris Pratt bestätigt, dass Lawrence umgänglich ist. Er lernte sie zu Beginn des „Passengers“-Drehs kennen und sagt: „Es gibt Menschen, die ich seit Jahren kenne und von denen ich nicht so viel weiß wie von Jennifer.“ Sie seien schnell beste Freunde geworden.

Weihnachten in Kentucky

Lawrence steht unter Druck. Ihr letzter Film „X-Men: Apocalypse“ war einer der erfolgreichsten des Jahres. „Passengers“ soll ebenfalls ein Zuschauermagnet werden. Es gibt jedoch Momente, in denen Lawrence Filme herzlich egal sind. Weihnachten etwa wird sie bei ihrer Familie in Kentucky feiern. Über das Einspielergebnis werde sie dann nicht nachdenken, sagt sie – und gibt eine Kostprobe ihres Humors: „Darum geht es doch an Weihnachten nicht. Es geht darum, sich zu betrinken und sich mit seiner Mutter zu streiten.“