Berlin. Franka Potente wurde durch „Lola rennt“ zum Star. Dann wurde es ruhiger. Nun meldet sich die Schauspielerin in einem ARD-Krimi zurück.

Franka Potente ist zurück in Berlin. Da sitzt sie, im „Hotel Zoo“, direkt am Kudamm. Gegenüber liegt das Astor-Kino, in dem am Abend die TV-Premiere „Islandkrimi“ (Teil eins am heutigen Donnerstag, Teil zwei nächsten Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr) gefeiert wird. Dass Potente so still dasitzt, ist fast ein wenig irritierend.

„Lola rennt“ durch Berlin – diese Szenen haben sich wohl auf ewig ins kollektive Gedächtnis geschoben. Die Erwartungen sind vorhanden: Nicht, dass sie wirklich rennt, aber dass sie noch ein bisschen Lola ist.

Franka Potente bekannt durch Tom Tykwers Kultfilm

1999 war es, als sie mit diesem roten Haarschopf in Tom Tykwers Kultfilm um ihr Leben rannte. Jetzt ist Franka Potente 42 Jahre alt. Von der jungen Frau, die nach ihrem Welterfolg diese frechen Interviews gegeben hat, ist wenig zu spüren.

Sie war ja in Deutschland lange von der Bildfläche verschwunden. Vielleicht ist sie nervös? Doch diese Frage stellt man besser nicht. Die Atmosphäre gibt es nicht her.

Potente hat sich verändert. Von der frechen Göre, die kein Blatt vor den Mund nimmt, ist nichts mehr zu spüren. Sie, gebürtig aus Münster, Abitur in Dülmen, lebt seit vielen Jahren in Los Angeles mit ihrem Mann, dem Schauspieler Derek Richardson und den zwei Töchtern. Georgie und Polly sind drei und fünf Jahre alt.

Wie es sich lebt in L.A.? „Es ist eben eine Großstadt: Großstädte haben dank der Globalisierung ja alle gewisse Ähnlichkeiten.“ Eine Rückkehr nach Deutschland scheint in weiter Ferne. „Die steht im Moment nicht an“, sagt sie. „Die Kinder gehen ja hier zur Schule, und mein Mann spricht auch kein Deutsch.“

Ihre Rolle in „Dr. House“ war kein Erfolg

Nach der „Lola“ standen Potente alle Türen offen, sogar Hollywood rief. Und los ging’s: Potente spielt die Freundin von Matt Damon in „Die Bourne Identität“, sie spielt mit Johnny Depp in „Blow“. Eine junge Frau, die mit einem Wimpernschlag zum Star wird.

Und das Faszinierende: Sie behält ihre bodenständige Art bei. Locker plauderte sie in Interviews darüber, wie sie Depp eine patzige Antwort gab, weil sie einen Film vom ihm „total scheiße“ fand.

Es wurde ruhig um sie, aber als sie vor sieben Jahren bei „Dr. House“ eine Rolle erhielt, produzierte sie wieder Schlagzeilen. Doch Potente wirkte wie ein Fremdkörper, der schon bald wieder aus der Serie entfernt wurde. Sie blieb ein wenig blass. Wahrscheinlich ist sie einst zu schnell berühmt geworden. Ihr fehlte die Zeit, zu reifen und eine größere Tiefe zu entwickeln.

Arbeit und Familie müssen zusammenpassen

Sie wirkt so, als fühle sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Vielleicht, weil sie in Deutschland zu sehr auf die „Lola“ reduziert wird? Dabei spricht sie schon gerne über diese Rolle. „Der Film strahlt eine unglaubliche Energie aus. Das Besondere ist auch, dass er so etwas Archaisches hat. Etwas Unmittelbares. Das Bild eines rennenden Menschen ist so einfach wie universell.“ Da ist er wieder, dieser Glanz in ihren Augen.

Doch Rennen ist nicht mehr ihr Tempo. Sie lässt sich auch keinen Stress im Job aufdrücken. „Ich arbeite, so wie es kommt. Ich bin ja Mutter, habe kleine Kinder. Arbeit und Familie müssen zusammenpassen.“

Potente spielt in US-Serien

Zu sehen ist sie immer wieder in US-Serien. Zum Beispiel in „Copper“ als resolute Bordellbesitzerin. Die Kritiken waren nicht unbedingt euphorisch. Sie sei in ihrem überbetonten Spiel zu sehr übers Ziel hinausgeschossen, hieß es.

Mehr Erfolg hatte sie als „Beate Uhse“ in der ZDF-Verfilmung von 2011. Man nahm ihr die Rolle der starken Frau ab. Dass sie auch Regie führte, ging irgendwie unter. Mit ihrem Debüt 2006 „Der die Tollkirsche ausgräbt“ hatte sie wenig Glück. Ein Stummfilm in Schwarz-Weiß, der mehr als Klamotte und weniger als neue Kunst verstanden wurde.

Potente gibt sich verschlossen

Im „Islandkrimi“ nun spielt sie eine Kriminalautorin nach Art der Miss Marple. Nicht viel habe sie beim Dreh von Land und Leuten mitbekommen, sagt Potente, die auch Bücher schreibt. Romane, aber auch Ratgeber, in denen sie Tipps für Fitnessmuffel gibt.

Beim Essen müsse sie aufpassen. „Ich mag zwar Pizza, aber die kann ich mir gleich auf die Hüften schmieren, also esse ich keine. Bei mir nistet sich schnell Speck an Beinen und Po ein.“ Das hat sie vor langer Zeit einmal gesagt, als sie noch offen über sich sprechen wollte.