Berlin. Jeannine Michaelsen kann auch mit Niederlagen umgehen. Muss sie aber derzeit nicht. Sie moderiert jetzt die neue Show „Risky Quiz“.

Bitte nicht noch eine Quizshow, möchte man rufen. Wieso macht sie das? Ausgerechnet Jeannine Michaelsen (34), die coole junge Frau, die als Moderatorin bei „Joko gegen Klaas“ die beiden TV-Exzentriker bändigt. Man solle sich von dem Oberbegriff nicht irreleiten lassen, sagt sie. Bei „Risky Quiz“ (Montag, 21.15 Uhr, ProSieben) gehe es weniger um die Fragen als um die Überraschung. Die Kandidaten denken nämlich, sie machten bei einem kleinen Internetquiz mit. Und finden sich plötzlich in einem großen TV-Studio wieder, wo sie um 25.000 Euro spielen.

In der ersten Folge sind das Zahnarztassistentin Saskia (28) und Referendar Tobias (27) aus Fröndenberg bei Dortmund. „In diesem Moment sieht man die besten Gesichtsausdrücke, die ich je erleben durfte“, verspricht Michaelsen, die zusammen mit Comedian Aurel Mertz moderiert.

Shows sind bereits abgedreht

Die Shows sind gerade abgedreht, schon ist sie wieder bei der Arbeit. Ihre Grimme-Preis-nominierte Comedyshow „Ponyhof“ auf TNT geht in die zweite Staffel. Ein Spartenkanal, und das, wo sie doch in großen Shows zur besten Sendezeit bei ProSieben mitwirkt, außer in „Joko gegen Klaas“ und „Risky Quiz“ nämlich noch in „Teamwork“ und „Die beste Show der Welt“.

Und wieder die Frage: Warum macht sie das? „Weil man in der Nische fantastisch improvisieren und eine Richtung entwickeln kann. Ich führte zum Beispiel sexistische Bewerbungsgespräche mit Männern, die ich fragte, ob es okay für sie sei, aufgrund ihres Geschlechts 20 Prozent weniger Lohn zu erhalten, und wie sie mit einem Poklaps klarkämen.“ Wie haben die Männer reagiert? „Zwar irritiert“, sagt sie, „aber wir waren erstaunt, wie viel die sich bieten lassen.“

Beim ZDF wurde sie zur Netz-Expertin

Dass es die Wahlkölnerin auf die Bühne zieht, zeichnete sich früh ab, schon in Königswinter bei Bonn, wo sie aufwuchs. Sie war Schülervertreterin, sang im Chor, trat in Schulmusicals auf, galt aber als „uncool“. „Die anderen fanden Kurt Cobain oder Sven Väth gut, ich hab für ‚Starlight Express‘ geschwärmt.“ Doch ihre Talente brachten sie weit: Bühnenstudium in Hamburg, Engagements für Musicals, erste TV-Jobs. Eine talentierte, lustige, ehrgeizige junge Frau, bei der alles wie am Schnürchen läuft? Von wegen.

Früh bekam sie die ganze Härte des Fernsehgeschäfts zu spüren. Als „Web-Maus“ wurde sie verspottet und als „Twitter-Tussi“, weil es zu ihren Aufgaben gehört, Internetreaktionen vorzulesen. „Ich habe einen Job erfunden“, sagte sie dazu. Dann fiel sie, die „Netz-Expertin“, bei einer EM-ZDF-Sendung 2012 mit Oliver Kahn noch auf einen falschen Harald Schmidt bei Twitter herein.

Grandios gescheitert

Im Jahre 2014 dann das Desaster: Ihre chaotische Casting-Sendung „Millionärswahl“ wurde als schlechteste Show des Jahres verrissen und abgesetzt, quasi noch während sie sich vom Publikum verabschiedete. „Ja, ich bin grandios gescheitert“, sagt sie. Sie hat dadurch gelernt, gelassener mit Niederlagen umzugehen. Statt des befürchteten Karriereknicks kam das Angebot von Vox, die Künstler der Musikshow „Sing meinen Song“ zu interviewen. Wieder harsche Kritik. Sie habe den umstrittenen Sänger Xavier Naidoo zu seicht befragt, so der Vorwurf.

Michaelsen klingt verstimmt, als sie darüber spricht. „Es war meine Aufgabe, als Moderatorin ein Porträt über einen Künstler gemeinsam mit ihm zu erzählen und nicht als Journalistin, die ich nicht behaupte zu sein.“ Sicher ist: Michaelsen ist keine Anne Will, Naidoo aber auch kein Kim Jong-un.

Michaelsen entspannt vorm TV

Abstand zum TV-Zirkus gewinnt die Mutter einer kleinen Tochter ausgerechnet vorm TV. Am liebsten sehe sie Sendungen über „Verbrechensaufklärung durch Forensik“. „Wenn ich nicht einschlafen kann“, erklärt Michaelsen und lässt offen, wie ernst sie das meint. Oder sie geht in den Surfurlaub. „Leider hab ich Angst vor Haien, das passt in manchen Regionen nicht ganz so gut zusammen, ich weiß.“ Dabei hat sie gezeigt, dass sie in Haifischbecken ganz gut überleben kann.