Berlin. „Don’t Be So Shy“ ist seit Wochen Nr. 1. Sängerin Imany fremdelte aber lange mit der Version ihres Song des DJ-Duos Filatov & Karas.

Der Sommer 2016 klingt nach einem Song: „Don’t Be So Shy“. Keine Strandparty, kein Grillfest ohne den Hit der Sängerin Imany (37), Französin mit komorischen Wurzeln. Dabei handelt es sich nicht um ihre Originalversion. Das russische DJ-Duo Filatov & Karas unterlegte den Song mit Beats und machte ihn clubtauglich. Einen Sommerhit zu schreiben, das hatte Imany auch nie im Sinn: „Meine ursprüngliche Version, die komplett akustisch ist, habe ich für den Soundtrack des Films ‚French Women – Was Frauen wirklich wollen‘ geschrieben. Es geht in der Szene um eine Frau, die zum ersten Mal eine Beziehung zu einer anderen Frau eingeht.“

Um Erlaubnis habe man sie bei dem Remix nicht gefragt. „Ich war sehr amüsiert, weil so ein anderer Song daraus geworden ist“, sagt sie. Nach 50-maligen Hören habe sie sich an den neuen Sound gewöhnt. „Sie haben dem Song das ‚Boom Boom‘ hinzugefügt, das es für einen Sommerhit braucht.“

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Das Model wurde zur Sängerin

Eines Tages als Sängerin ihr Geld zu verdienen, war für Imany lange Zeit unvorstellbar. „Als kleines Mädchen war die Idee, Sängerin zu werden, so weit entfernt, wie zum Mond zu fliegen“, sagt Imany, die eigentlich Nadia Mladjao heißt. Und ihre Biografie liest sich tatsächlich wie eine klassische Cinderella-Story: Sie ist in Südfrankreich geboren, wächst aber in einem Vorort von Paris auf. Sie geht nach New York, um als Model durchzustarten.

Als die Jobs ausbleiben, beginnt sie zu kellnern, nimmt Gesangsunterricht, tritt in Clubs auf. Und siehe da – der Mond war doch nicht so weit. „Ich habe erst spät mit dem Singen angefangen und hatte nie eine typische Stimme“, sagt Imany über sich selbst. „Ich habe schon immer mit dem gearbeitet, was ich habe, und das tue ich auch heute noch.“ Dabei sei es ihr vor allem wichtig, ehrlich zu sein – so wie sie schreibt, so wie sie singt.

Ein bisschen wie „Fast Car“ von Tracy Chapman

Ihre Musik lasse sich in keine Kategorie packen, sagt Imany selbst. Es sei ein bisschen was von allem mit dabei. Sie liebe Bob Dylans Musik, aber auch die Einflüsse von Tracy Chapman und Nina Simone seien wichtig für sie. Das hört man ihrem zweiten Album „The Wrong Kind of War“ an. Wenn Imany mit ihrer tiefen, melancholisch-eindringlichen Stimme von einer verlorenen Liebe singt, erinnert sie sehr an Chapman, die Ende der Achtziger mit „Fast Car“ und „Talkin’ Bout A Revolution“ ihre größten Erfolge feierte.

Und noch eine andere Gemeinsamkeit verbindet Imany mit ihrem Idol. Sie beide haben es sich zum Ziel gemacht, in ihrer Musik die Ungerechtigkeit in der Welt anzuprangern. „In meinem Album geht es um Emanzipation und Freiheit. Es geht um die Stärkung von Frauen, um die Stärkung aller Menschen. Ich versuche dieses Thema zur zentralen Fragestellung in allen meinen Songs zu machen.“

Faible für Mützen und dicke Boots

Es scheint nicht viel übrig zu sein von der Sommerhitqueen, die ihren Durchbruch in Deutschland eingängigem Elektro-Pop zu verdanken hat. Die GfK wählte den Song „Don’t Be So Shy“ sogar zum Sommerhit des Jahres. Obwohl sich Imany auf ihrem Album musikalisch den ganz großen Themen widmet, ist neben der Akustikversion ihres Hits auch der Erfolgsremix auf dem Longplayer.

Auf den Sommer als Jahreszeit ist sie ohnehin nicht festgelegt. „Ich mag den Winter“, sagt sie, „denn ich trage gern Winterkleidung. Ich liebe Mützen, Mäntel und dicke Boots.“

Geständnis: Sie ist Fan von Justin Bieber

Zum Schluss überrascht sie noch mit einem Geständnis: Zu Hause – sie hat sich gerade mit ihrem Mann ein Haus außerhalb von Paris gekauft – tanzt sie zur Musik des US-Pop-Jüngelchens Justin Bieber. „Es ist mir fast ein bisschen unangenehm, weil ich eigentlich zu alt bin, um ein Fan von ihm zu sein. Aber ich habe diesen Sommer wirklich wochenlang ‚Love Yourself’ von Justin Bieber gehört“, sagt sie.

Ihr liebster Sommerhit aller Zeiten aber ist „Macarena“ von Los del Rio. Auch den Song spülte übrigens ein Remix Jahre nach Erscheinen in die Hitparaden.