Rio de Janeiro. Langsam kommt in der Affäre um den angeblichen Überfall auf vier US-Schwimmer in Rio Licht ins Dunkel. Ryan Lochte kommt nicht gut weg.

Der amerikanische Schwimm-Olympiasieger Gunnar Bentz hat in der Affäre um einen erfundenen Überfall seinen weit prominenteren Mannschaftskollegen Ryan Lochte angeschwärzt. Demnach habe Lochte maßgeblich zur Eskalation bei dem Zwischenfall am Rande der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro beigetragen. Bentz schilderte am Freitag (Ortszeit) Details und entschuldigte sich in einer Stellungnahme. Auch das Nationale Olympische Komitee der USA hatte sich entschuldigt und das Verhalten der Schwimmer verurteilt.

Bentz betonte nach seiner Rückkehr in die USA, er sei von den Behörden in Brasilien, die ihn zunächst an der Ausreise gehindert hatten, nur als Zeuge vernommen worden und habe nie etwas Falsches ausgesagt. Bentz, Lochte sowie die Teamkollegen Jack Conger und James Feigen seien am vorigen Sonntag nach einer Party auf dem Weg zurück ins olympische Dorf gegen 6 Uhr früh vor einem Geschäft aus ihrem Taxi gestiegen, weil sie die Toilette aufsuchen wollten. Da es in dem Geschäft keine gegeben habe, hätten sie „dummerweise“ hinter dem Haus uriniert. Dann habe Lochte „ein Metall-Werbeschild abgerissen, das an einer Backsteinwand lose befestigt war“, schrieb der 20-jährige Bentz in seiner Entschuldigung.

Gunnar Bentz darf die Polizeistation in Rio de Janeiro nach dem Verhör am Donnerstag wieder verlassen. Zurück in den USA entschuldigt er sich öffentlich für den Zwischenfall am Rande der Olympischen Spiele.
Gunnar Bentz darf die Polizeistation in Rio de Janeiro nach dem Verhör am Donnerstag wieder verlassen. Zurück in den USA entschuldigt er sich öffentlich für den Zwischenfall am Rande der Olympischen Spiele. © Getty Images | Mario Tama

Heftiges Wortgefecht mit Sicherheitskräften

Als sie wieder im Taxi saßen, hätten zwei Männer – offenbar Sicherheitskräfte – das Quartett zum Aussteigen aufgefordert. Als Feigen und Conger vom Wagen weggingen, hätten im Verlauf beide Wachleute ihre Waffen gezogen. Die Schwimmer hätten sich auf den Bürgersteig setzen müssen. Lochte sei jedoch aufgestanden und habe die Wachmänner angeschrien.

Bentz berichtete, er und Conger hätten Lochte dazu bewegen wollen, sich wieder zu setzen, doch der sechsmalige Olympiasieger habe sich mit den Sicherheitsleuten ein heftiges Wortgefecht geliefert. „Verständlicherweise hatten wir in diesem Moment Angst und waren verwirrt“, schrieb Bentz. Es habe aber keine physische Auseinandersetzung gegeben.

Kunde vermittelte zwischen den Schwimmern und Wachmännern

Dann sei ein Kunde des Ladens gekommen, der dank seiner Englischkenntnisse vermittelt habe. Feigen und er hätten den beiden Wachmännern insgesamt rund 50 Dollar gegeben, dann hätten die Schwimmer gehen dürfen und seien mit einem anderen Taxi ins olympische Dorf zurückgekehrt. Weder die Tür noch die Toilette des Geschäfts seien seines Wissens beschädigt worden, erklärte Bentz.

Lochte hatte zunächst von einem Überfall im Stadtteil Barra berichtet und behauptet, ihm sei sogar eine Waffe an den Kopf gehalten worden. Die brasilianischen Behörden hatten dies aufgrund von Zeugenaussagen und Videoaufnahmen als Lügengeschichte bezeichnet. Auch Lochte hat sich mittlerweile entschuldigt. Den Schwimmern droht eine Strafe durch den US-Schwimmverband, auch das Internationale Olympische Komitee ermittelt in der Affäre. (dpa)