In „Toni Erdmann“ feiert Peter Simonischek derzeit große Erfolge. Dabei blickt der Schauspieler schon auf eine lange Karriere zurück.

Ob es eine der Wiederholungen von „Tatort“, „Der Alte“ oder „Bella Block“ ist – irgendwo taucht er bestimmt auf, der Peter Simonischek. Dass man dem Mann, der so gerne den Charmeur spielt, mehr auf die Zähne als auf seine silbergraue Mähne schaut, ist nur logisch: Was waren das für Hauer, mit denen er in dem gefeierten Beitrag „Toni Erdmann“ beim Filmfest in Cannes die Zuschauer verstörte.

Die Zähne als Coup: Ein einfaches Theatermittel, das bei minder begabten Schauspielern unfreiwillig peinlich gewirkt hätte, wurde bei ihm zum Stilmittel der Verwandlung. Er war der Vater, der versuchen wollte, seine Tochter mit allen Mitteln aus der Welt von Geld und Karriere herauszuhauen. Simonischek schaffte es, dass er als Einziger zwischen all den Leistungsrobotern als echter Mensch rüberkam. Trotz falscher Zähne und Perücke. Peter Simonischek, das vergisst man oft, ist ein ausgezeichneter Schauspieler, der passenderweise eigentlich Zahntechniker werden wollte. Wie der Vater.

Party-Gebisse für die ganze Klasse

„Als ich Schauspielschüler war und Zahntechniker zugleich, habe ich für meine ganze Klasse solche Party-Gebisse hergestellt – mit Goldkronen, Scherben oder was auch immer obendrauf. Später habe ich mir mit meiner ersten Frau lustige Nachmittage gemacht. Zum Beispiel sind wir verkleidet zum Schuhe kaufen gegangen, und ich habe den Trottel gespielt“, sagte Simonischek, der am Samstag 70 Jahre alt wird, in einem Interview. Dank einer kurzen Spielpause von Shakespeares „Sturm“ in Salzburg hat er Zeit zu feiern.

Dem Mann mit dem Dreitagebart traut man Kindereien mit einem Spaßgebiss nicht unbedingt zu. Aber der durchdringende Blick ist eben nur eine Facette des Darstellers, der ein Herz fürs Alberne hat. „Als Schauspieler bin ich es ja gewöhnt, mich täglich zum Affen zu machen“, sagte Simonischek, als er mit den schiefen Zähne bei den Premierenfeiern in Cannes aufkreuzte. Er habe sich schon immer gerne privat ein wenig affig inszeniert. Zum Leidwesen seiner drei Kinder, die ihn oft nur peinlich gefunden hätten.

Acht Sommer als „Jedermann“

Den Ernst des Lebens lieferte er in den großen Rollen auf der Bühne. Goethe, Kleist, Tschechow – seit Jahrzehnten steht der Schauspieler auf deutschen und österreichischen Bühnen, 20 Jahre lang allein an der Berliner Schaubühne. Acht Sommer lang war er der „Jedermann“ auf den Salzburger Festspielen, seit Ende der 90er ist er festes Ensemblemitglied am renommierten Wiener Burgtheater, wo er in den Stand des Kammerschauspielers erhoben wurde.

„Das Burgtheater hat eine gewisse Funktion der Identitätsstiftung für Österreich, so wie die Wiener Sängerknaben, die Lipizzaner oder auch der ,Jedermann‘ am Domplatz“, erzählt er. So etwas habe er in Deutschland nicht erlebt. „Da braucht man schon die Fußball-WM, damit das ganze Land irgendwie das Gefühl hat, wir sind eine Familie oder wir gehören in besonderer Weise zusammen“, sagt Simonischek, der gerne den Beau gab, manchmal sogar den Macho. „Mein Vater war die Instanz und die Mutter der dienende Teil. So bin ich auf die Frauenwelt losgelassen worden und habe peu à peu Lehrgeld gezahlt“, gesteht er der „Woman“. Die erste Ehe ging schief, das zweite Ja-Wort gab er 1989 Kollegin Brigitte Karner.

Nie wird er müde zu betonen, was ihm im Leben wichtig ist. Sein Beruf, seine Frau – aber auch das Lustige. „Weil man ohne Humor heute ja gar nicht überleben kann“.