Berlin. Greta Gerwig ist der Star der Romantikkomödie „Maggies Plan“. Ein Gespräch über spätpubertäre Einstellung und die Liebe zu New York.

Für Greta Gerwig gibt es verschiedene Gründe, nach Deutschland zu kommen. Zum Beispiel, weil die Berlinale gerne den roten Teppich für die Filme der New Yorker Schauspielerin ausrollt – in diesem Jahr war es „Maggies Plan“ (ab 4. August im Kino), eine Liebeskomödie mit Julianne Moore und Ethan Hawke über eine verwickelte Dreierbeziehung. Aber eine Motivation ist auch das Essen: „Ich bin so froh, dass ich hier bin, denn ich liebe deutsche Küche – ganz besonders Wiener Schnitzel mit lauwarmem Kartoffelsalat.“ Über den Unterschied zwischen deutscher und österreichischer Küche schweigen wir uns lieber vornehm aus. Mit Greta Gerwig sprach Rüdiger Sturm.

Sie spielen in Ihrem neuen Film eine junge Frau, die einen großen Lebensplan für sich entwirft. Wie gut sind Sie denn im Pläneschmieden?

Greta Gerwig: Furchtbar. Ich bin überhaupt kein Mensch, der Kontrolle über sein Leben hat. Ich lasse lieber alles auf mich zukommen. Zum Glück hatte ich ein Jahr Zeit, um mich auf diese Rolle vorzubereiten. Und vielleicht hat sie mich ja ein bisschen geprägt. Ein bisschen was bleibt von jeder Figur in mir zurück.

Sie haben es aber geschafft, eine erfolgreiche Filmkarriere hinzulegen, und sogar mit Ihrem Idol Woody Allen zu drehen. Ein bisschen Planung gehört doch zu so etwas dazu.

Gerwig: Vielleicht bin ich ja aus Sicht Außenstehender auch eine gute Planerin, ich sehe mich selbst nicht so. Aber ich hatte immer einen inneren Kompass. Ich wuchs in Kalifornien auf, wo ich Woody Allen und seine Filme über New York anbetete. Deshalb zog ich dorthin, kleidete mich wie Diane Keaton in „Der Stadtneurotiker“ und studierte alle möglichen Filme und Bücher, die bei ihm erwähnt wurden, von „Der Tod in Venedig“ bis zur Weltkriegsdokumentation „Das Haus nebenan“. Aber über all das hatte ich keine Kontrolle. Als ich dann eines Tages für „To Rome with Love“ vorsprechen durfte, war das wirklich surreal.

Haben Sie eigentlich den Umzug nach New York je bereut?

Gerwig: Nein, die Straßen dieser Stadt machen mich immer noch superglücklich. Als ich dort ankam, hatte ich keinerlei Orientierung, aber ich habe vor Freude geweint.

Mit welcher Geisteshaltung erreicht man solche Ziele?

Gerwig: Indem man sich seine präpubertäre Einstellung möglichst bewahrt. Das gilt zumindest für mich.

Sie sind immer noch so unreif?

Gerwig: So sehe ich das nicht. Schauen Sie sich Mädchen im Alter von acht, neun, zehn an – die sind total furchtlos. Sie tragen alle ihre Kleider gleichzeitig und obendrein all ihre Halsketten, setzen sich einen Cowboyhut auf und sie sagen: „Ich bin ein Cowgirl und führe meine Juwelen spazieren.“ Ihnen kommt gar nicht der Gedanke, dass sie anderen Leuten gefallen sollen. Und ich denke mir: Die haben kapiert, worauf es ankommt.

Aber dann ändert sich das.

Gerwig: Ich weiß auch nicht, warum. Irgendwann ziehen sie sich in so eine eigenartige Kapsel zurück und denken sich, sie müssen für Männer attraktiv sein. Aber es kann passieren, dass sie mit 50 plötzlich wieder sagen: Total egal, ich lasse mich jetzt scheiden und werde Lesbe. Aber es wäre am besten, wenn sie sich gar nicht erst verändern würden.

Wollten Sie sich nie an die Erwartungen anderer anpassen?

Gerwig: Ich gebe zu, ich habe früher versucht, den Stereotypen von Hollywoods Frauenrollen gerecht zu werden. Bis ich gemerkt habe, dass das nie klappen wird. Ich mache mich da bloß lächerlich, ich muss mir selbst treu bleiben. Aber das ist nicht einfach. Die Gesellschaft versucht, deine Individualität aus dir herauszuprügeln.