Washington . Er ist eine Legende: US-Schauspieler Tom Hanks wird am Samstag 60. In seinem neuen Film „Sully“ setzt er wieder zum Höhenflug an.

Manchmal vermischt sich Fiktion mit Realität. Bei richtig guten Schauspielern zum Beispiel. Wenn sie diese eine Rolle für sich gefunden haben. So ist es bei Tom Hanks mit „Forrest Gump“ geschehen. Er hat diesen stolperigen, etwas einfältigen Typen mit dem großen Herz im Jahr 1994 so sagenhaft gut gespielt, dass man in jeder weiteren seiner Filmfiguren nach Spuren von Forrest Gump gesucht hat. Und sah man Hanks in Interviews, wartete man auf diesen scheuen Blick, auf eine Wiederholung der steifen Bewegungen. Sätze von ihm aus dem Film schafften es in den Alltagswortschatz wie: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie was man kriegt.“ Tom Hanks wird real 60 Jahre alt, welcher Satz würde da besser passen?

Einer, der am Morgen des 15. Januar 2009 auch nicht wusste, was ihm das Leben bescheren würde, war der Pilot Chesley B. Sullenberger. Er landete den US-Airways-Flug 1549 sicher auf dem Hudson-River, mitten auf dem Gebiet des viel befahrenen New Yorker Hafens. Nachdem Vögel die Triebwerke lahmgelegt hatten. Seine Notlandung bei der alle 155 Personen an Bord überlebten, gilt als fliegerische Meisterleistung, die Medien feierten ihn als „Held vom Hudson“.

Gefasst, konzentriert, bei sich

Sullenberger war damals 58 Jahre alt, ein Jahr später ging er in den Ruhestand. Hanks schlüpfte nun in die Rolle des Airbus-Piloten. Und nimmt man den Trailer von „Sully“ zum Maßstab, dann geht Hanks am 9. September (in Deutschland startet der Film später) auf einen neuen Höhenflug seiner Schauspielkunst. Gefasst, konzentriert, bei sich.

Vor dem Gang ins Cockpit musste er sich die Haare auf Sully-Weißgrau tönen und den angeborenen Schalk um die Augen wegschminken lassen. Denn auch wenn Tom Hanks heute einen stattlichen runden Geburtstag feiert: Bei genauem Hinsehen wirkt der aus Concord im US-Bundesstaat Kalifornien stammende Superstar immer noch immer wie ein kleiner Junge, der nicht viel braucht, um sich an der Welt zu berauschen. Und an sich selbst.

Hanks ist der Typ, mit dem man abends Bier trinken will

Kaum einer beherrscht die Kunst des Ein-Mann-Kammerspiels so eindrucksvoll wie Tom Hanks. Unvergessen wie er in dem Drama „Philadelphia“ (1993) als HIV-Kranker, die Arie „La mamma morta“ hört und am Schmerz zerbricht. Er setzte damals Maßstäbe der Exzellenz. Dafür bekam er seinen ersten Oscar, ein Jahr später folgte der zweite für „Forrest Gump“. Hanks beweist mit seinen Rollen immer wieder, dass man keine Worte braucht, um sein Publikum zu fesseln.

Regisseur Steven Spielberg hat das einmal mit Hanks langer Zeit am Theater erklärt. Am College spielte Hanks in Tschechows „Der Kirschgarten“ mit, er verstand das Stück nicht, bis ihm der Regisseur Vincent Dowling sagte: „Tom, alle großen Stücke handeln von der Einsamkeit des Menschen!“ Ein Schlüsselmoment für den jungen Schauspieler, dem „Magazin der Süddeutschen Zeitung“ verriet er: „In dem Moment machte es klick! Das war mir vorher nicht bewusst. Plötzlich erinnerte ich mich an alles, was mich je bewegt hatte: an Fernsehserien, Filme oder Theaterstücke. Ich dachte: Ja, das ist es!“

Tom Hanks, der in zweiter Ehe mit seiner just von einer Krebserkrankung genesenen Frau Rita Wilson lebt, gilt privat als umgänglich und kein bisschen divenhaft. In Ketchum, einem idyllischen Städtchen im Ski-Paradies Sun Valley/Idaho, wo Hanks jahrelang ein Haus hatte, berichtete einmal sein früherer Koch, dass Hanks „genau der Typ ist, mit dem du abends in der Bar in Ruhe ein Bier trinken willst – den kann nichts erschüttern“. Nun, nicht ganz. Tom Hanks ist eingefleischter Demokrat. Er unterstützt, auch aus der Privatschatulle, nach Kräften Hillary Clintons Präsidentschaftskandidatur. Dass ein Tiefflieger wie Donald Trump an die Steuerknüppel für Amerika kommt, möchte sich „Sully“ Hanks nicht mal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen.