Frankfurt/Main. Der Film „Rocky“ war ein Karrierebeginn wie ein Paukenschlag: Nun wird Sylvester Stallone 70. Seine Geschichte birgt tragische Momente.

Man muss nicht tief eintauchen ins Leben von Sylvester Stallone, um zu wissen, dass er diese beiden Filmsätze für sich selbst geschrieben hat. „Es kommt nicht darauf an, wie hart einer zuschlagen kann. Es zählt bloß, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weitermacht“, sagt Rocky Balboa, bevor er ein letztes Mal in den Ring steigt. Mit diesem müden Gesichtsausdruck, den wir seit nunmehr 40 Jahren von der Leinwand kennen.

Und dem schiefen Mund, dem Nuscheln, weil die Geburtszange seiner linken Gesichtshälfte am 6. Juli 1946 einen irreparablen Nervenschaden zufügte. Der Filmstar, der selbst aus der Gosse kam, dem Spott seiner New Yorker Spielkameraden ausgesetzt war und von zwölf Schulen flog, ehe er zum Mythos des körpergetriebenen Actionkinos wurde, er feiert heute seinen 70. Geburtstag.

Das ist Action-Kämpfer Sylvester Stallone

„So alt wie ich bin, fühle ich mich nicht. Warum sollte ich aufhören? Im Kopf bin ich 35, körperlich vielleicht 48, 49 Jahre alt.“ Actiondarsteller Sylvester „Sly“ Gardenzio Stallone (*1946) denkt noch lange nicht an den Ruhestand. Wir blicken zurück auf seine Karriere.
„So alt wie ich bin, fühle ich mich nicht. Warum sollte ich aufhören? Im Kopf bin ich 35, körperlich vielleicht 48, 49 Jahre alt.“ Actiondarsteller Sylvester „Sly“ Gardenzio Stallone (*1946) denkt noch lange nicht an den Ruhestand. Wir blicken zurück auf seine Karriere. © REUTERS | REUTERS / ANDREW KELLY
Der 1946 in New York geborene Sohn eines italienischen Einwanderers ist der berühmteste Boxer der Filmgeschichte: Rocky Balboa.
Der 1946 in New York geborene Sohn eines italienischen Einwanderers ist der berühmteste Boxer der Filmgeschichte: Rocky Balboa. © imago stock&people | EntertainmentPictures
1976 stieg Sly zum ersten Mal in den Ring und verkörpert den Underdog, der sich seinen Weg nach oben hart erkämpfte. „Rocky“ wurde über Nacht zum Hit, machte Stallone zum Star und holte drei Oscar-Trophäen für Regie, Schnitt und bester Film. Es folgten mehrerer Fortsetzungen.
1976 stieg Sly zum ersten Mal in den Ring und verkörpert den Underdog, der sich seinen Weg nach oben hart erkämpfte. „Rocky“ wurde über Nacht zum Hit, machte Stallone zum Star und holte drei Oscar-Trophäen für Regie, Schnitt und bester Film. Es folgten mehrerer Fortsetzungen. © imago | TBM UnitedArchives
Stallone schrieb sich vor 40 Jahren die fiktive Rolle des Rocky selbst auf den Leib. Bis zu diesem Film hatte er sich ...
Stallone schrieb sich vor 40 Jahren die fiktive Rolle des Rocky selbst auf den Leib. Bis zu diesem Film hatte er sich ... © dpa | Bert Reisfeld
... mit kleineren Rollen durchgeschlagen – unter anderem als Schläger in Woody Allens „Banana“ im Jahr 1971.
... mit kleineren Rollen durchgeschlagen – unter anderem als Schläger in Woody Allens „Banana“ im Jahr 1971. © imago | AD
1982 dachte sich der Nachwuchsstar Hollywoods einen weiteren Leinwandhelden aus: „Rambo“.
1982 dachte sich der Nachwuchsstar Hollywoods einen weiteren Leinwandhelden aus: „Rambo“. © imago | United Archives
Der vom Krieg traumatisierte Vietnamveteran John Rambo, der von Polizei und Militär durch die Wälder gejagt wurde, brachte Stallone Kultstatus ein. Wie bei Rambo drehte er auch hier Fortsetzungen. In den 80er Jahren gehörte er zu den bestbezahlten Hollywoodstars.
Der vom Krieg traumatisierte Vietnamveteran John Rambo, der von Polizei und Militär durch die Wälder gejagt wurde, brachte Stallone Kultstatus ein. Wie bei Rambo drehte er auch hier Fortsetzungen. In den 80er Jahren gehörte er zu den bestbezahlten Hollywoodstars. © imago | AD
Stallone, der an einer geburtsbedingten Muskellähmung im Gesicht leidet, konnte sich nie richtig aus seinem Muskelprotz-Image lösen. Filme wie „Cobra“ und „Tango & Cash“ beweisen das.
Stallone, der an einer geburtsbedingten Muskellähmung im Gesicht leidet, konnte sich nie richtig aus seinem Muskelprotz-Image lösen. Filme wie „Cobra“ und „Tango & Cash“ beweisen das. © dpa | Peter Foley
Seine Ausflüge ins Humoristische floppten. Die Filmkomödie „Stop! Oder meine Mami schießt!“ von 1992 erhielt drei goldene Himbeeren.
Seine Ausflüge ins Humoristische floppten. Die Filmkomödie „Stop! Oder meine Mami schießt!“ von 1992 erhielt drei goldene Himbeeren. © imago stock&people | United Archives
Obwohl er an extremer Höhenangst leidet, wagte sich Stallone 1993 in dem Action- und Abenteuerfilm „Cliffhanger – Nur die Starken überleben“ an die steilen Wände der Rocky Mountains. Der Film wurde in drei Kategorien für den Oscar nominiert.
Obwohl er an extremer Höhenangst leidet, wagte sich Stallone 1993 in dem Action- und Abenteuerfilm „Cliffhanger – Nur die Starken überleben“ an die steilen Wände der Rocky Mountains. Der Film wurde in drei Kategorien für den Oscar nominiert. © imago stock&people | AD
Im selben Jahr war Stallone neben Wesley Snipes und Sandra Bullock in dem ironischen Science-Fiction-Action-Film „Demolition Man“ zu sehen. Aus der Kinolandschaft war und ist Sly nicht mehr wegzudenken.
Im selben Jahr war Stallone neben Wesley Snipes und Sandra Bullock in dem ironischen Science-Fiction-Action-Film „Demolition Man“ zu sehen. Aus der Kinolandschaft war und ist Sly nicht mehr wegzudenken. © imago stock&people | AD
Stallone ist seit 1993 in dritter Ehe mit dem Ex-Model Jennifer Flavin verheiratet. Die beiden haben drei Töchter.
Stallone ist seit 1993 in dritter Ehe mit dem Ex-Model Jennifer Flavin verheiratet. Die beiden haben drei Töchter. © dpa | Facundo Arrizabalaga
Seine zweite Ehe mit Brigitte Nielsen (1985 bis 1987) blieb kinderlos. Aus seiner ersten Ehe stammen zwei Söhne. Sohn Sage ist bereits 2012 gestorben.
Seine zweite Ehe mit Brigitte Nielsen (1985 bis 1987) blieb kinderlos. Aus seiner ersten Ehe stammen zwei Söhne. Sohn Sage ist bereits 2012 gestorben. © imago | ZUMA Press
In den früheren 2000er Jahren wurde es ruhiger um Stallone. Doch mit „John Rambo“ und „Rocky Balboa“ gelang es ihm, an seine Wurzeln anzuknüpfen.
In den früheren 2000er Jahren wurde es ruhiger um Stallone. Doch mit „John Rambo“ und „Rocky Balboa“ gelang es ihm, an seine Wurzeln anzuknüpfen. © imago | T-F-Foto
„Rocky“ schaffte es auch auf die Musical-Bühne. Im November 2012 wurde es deutschsprachig im TUI Operettenhaus in Hamburg uraufgeführt. Als erste deutsche Produktion schaffte „Rocky“ den Sprung an den Broadway in New York.
„Rocky“ schaffte es auch auf die Musical-Bühne. Im November 2012 wurde es deutschsprachig im TUI Operettenhaus in Hamburg uraufgeführt. Als erste deutsche Produktion schaffte „Rocky“ den Sprung an den Broadway in New York. © imago stock&people | Future Image
In den zwei Teilen von „The Expendables“ (2012/2014) steht er unter anderem mit seinen Kollegen ...
In den zwei Teilen von „The Expendables“ (2012/2014) steht er unter anderem mit seinen Kollegen ... © imago | ZUMA Press
... Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren und Wesley Snipes vor der Action-Kamera.
... Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren und Wesley Snipes vor der Action-Kamera. © imago | ZUMA Press
Leisere Töne in dem Box-Drama „Creed – Rocky’s Legacy“: Hier stieg Stallone in seiner Paraderolle als Boxer Rocky Balboa wieder in den Ring und wurde für seine Darstellung als krebskranker Boxtrainer für den Golden Globe Award nominiert.
Leisere Töne in dem Box-Drama „Creed – Rocky’s Legacy“: Hier stieg Stallone in seiner Paraderolle als Boxer Rocky Balboa wieder in den Ring und wurde für seine Darstellung als krebskranker Boxtrainer für den Golden Globe Award nominiert. © imago | ZUMA Press
Golden-Globe-Verleihung: Im Januar 2016 erhielt Stallone einen der wichtigsten Preise Hollywoods als bester Nebendarsteller im Beisein seiner Frau und den drei Töchtern.
Golden-Globe-Verleihung: Im Januar 2016 erhielt Stallone einen der wichtigsten Preise Hollywoods als bester Nebendarsteller im Beisein seiner Frau und den drei Töchtern. © dpa | Paul Buck
In seinem neuesten Filmprojekt „Cold in July“ spielt er einen alternden Häftling, der auf Rache schwört.
In seinem neuesten Filmprojekt „Cold in July“ spielt er einen alternden Häftling, der auf Rache schwört. © imago stock&people | Unimedia Images
Im November 2017 gravierende Vorwürfe: Eine Frau behauptet, dass der Schauspieler sie in den 1990er Jahren vergewaltigt hätte. Stallones Anwalt dementierte die Vorwürfe, die Staatsanwaltschaft prüft den Fall.
Im November 2017 gravierende Vorwürfe: Eine Frau behauptet, dass der Schauspieler sie in den 1990er Jahren vergewaltigt hätte. Stallones Anwalt dementierte die Vorwürfe, die Staatsanwaltschaft prüft den Fall. © dpa | Will Oliver
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Einmal hat Sylvester Stallone versucht, dem Klischee der Kampfmaschine zu entkommen. Er fraß sich einen Schmerbauch an, um sich mit Schauspieltitanen wie Harvey Keitel und Robert De Niro zu messen, dümpelte tapsig als müder kleiner Polizist durch einen Ort voll korrupter Kollegen in James Mangolds Krimimelodram „Cop­land“ 1997. Ein großer Film, man spürte, welche darstellerischen Qualitäten in Stallone stecken und um welche Anerkennung er bei diesem Auftritt rang. Doch weder Kollegen noch Filmemacher sahen in ihm offenbar mehr als den Haudrauf mit dem bedrohlichen Bizeps.

Auf ewig verbunden mit der Figur Rocky

Es hätte indes wohl nicht verhindert, dass er auf ewig mit der Figur des Boxers aus den Slums von Philadelphia verschmolzen ist, die ihn zum amerikanischen Helden erster Klasse und zum Multimillionär machte: Rocky. 30 Drehbücher hatte Stallone geschrieben, der über kleine Filmrollen (bei Woody Allen und Jack Lemmon!) nicht hinausgekommen war und eine Nische für sich suchte. 29 waren Schrott, so wie viele andere, die er später verfasste, aber eines war genial.

Sylvester Stallone lieferte Amerika, das die Wunden des Vietnam-Traumas noch spürte und Watergate zu verdauen hatte, 1976 das Märchen vom kleinen Mann, der die eine Chance im Leben nutzt, um sich mit unbändigem Willen nach oben zu boxen. Bei aller Naivität im Kern war das auch großes Kino, weil Stallone mit liebenswürdiger Detailtreue das zarte Portrait eines zerbrechlichen Unterschichten-Amerikas zeichnete. Szenen wie die, in denen Rocky auf die Schweinehälften im Schlachthaus wie auf Sandsäcke eindrischt, sind mit Recht im kollektiven Filmgedächtnis der Welt fest verankert.

Den Erfolg des Typen, der sich nicht unterkriegen lässt, versuchte er zu verlängern, auch mit Rocky-Fortsetzungen. Es gelang ihm kommerziell, nicht aber künstlerisch. Mit kruden Bodybuilder-Fantasien schoss und prügelte Stallone sich durch 50 Filme. Allen voran Söldner Rambo, der in einer besonders sinnfälligen Szene die Computertechnik am Armeestützpunkt mit Maschinenpistolensalven in Stücke schießt: der Prototyp des Modernisierungsverlierers, der allen weltpolitischen Krisen mit Handarbeit entgegentritt und zur Freude eines Publikums, das einfache Lösungen liebt, unbezwingbar ist.

Die Zeit der schweißglänzenden Muskelpakete freilich ist vorbei, und wenn Stallone alte Prügel-Kameraden in Streifen wie „The Expendables“ um sich versammelt, ist das eher wie ein Klassentreffen, bei dem man sich noch einmal über die derbsten Pennälerscherze amüsiert. Aber Stallone macht weiter, dreht gerade wieder einen Krimi und bekommt gar eine eigene Fernsehshow. Dabei hat er inzwischen selbst als Maler und Bildhauer Erfolg. Auch wenn das für viele alte Fans wohl schwer erträglich ist: Bei der Arbeit trägt er eine Brille.