Schauspielerin Diane Kruger dreht in Frankreich und Hollywood. Im Interview spricht sie über Heimat, Flugangst und ihren neuen Film.

In Hollywood ist sie die ewige blonde Helena, die neben Brad Pitt im Schlachtenepos „Troja“ spielte. Dabei ist Diane Kruger vielmehr ein Star des europäischen Kinos. 2001 wurde sie von der französischen Regisseurin Fabienne Berthaud für ihren Low-Budget-Film „Frankie“ entdeckt. Ihr blieb sie trotz ihres Erfolgs in den USA treu. 2010 drehte sie mit Berthaud „Barfuss mit Nacktschnecken“. Aktuell läuft ihr drittes gemeinsames Werk im Kino.

Sie durften bei der Gala zum deutschen Filmpreis dem besten männlichen Hauptdarsteller die Lola überreichen. Hat die deutsche Branche Sie endlich entdeckt?

Diane Kruger: Es war ein toller Abend, um neue Kontakte zu knüpfen und Kollegen zu treffen. Ich drehe ab Oktober endlich wieder in Deutschland, in Hamburg stehe ich für Fatih Akins „Aus dem Nichts“ vor der Kamera.

Mussten Sie für Ihre erste deutschsprachige Rolle zum Casting?

Kruger: Nein. Ich bin seit Jahren Akins größter Fan. Deshalb habe ich mich vor fünf Jahren in Cannes auf die Party zur Premiere seines Films geschlichen und ihn gebeten, wenn du mit mir drehen willst, schreibe mir eine Rolle. Und die ist richtig cool geworden.

Haben Sie Heimweh?

Kruger: Deutschland ist meine Heimat und wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen. Ich war in diesem Jahr oft hier, um meine Familie zu besuchen. Meine Großmutter war sehr krank.

Drücken Sie der deutschen Nationalmannschaft die Daumen?

Kruger: Ich bin ein großer Mats-Hummels-Fan. Solange die Deutschen drin sind, bin ich natürlich ganz traditionell für die Deutschen. Wenn sie ausscheiden, werde ich zum Verräter und bange mit Frankreich.

Eine Wohnung wollen Sie sich hier nicht nehmen?

Kruger: Da hat sich nichts verändert. Mein Zuhause ist auf dem Flughafen zwischen Paris und den USA.

Obwohl Sie nicht gerne fliegen...

Kruger: Fliegen ist purer Stress. Auf meinem Flug von L.A. nach New York gab es einige Turbulenzen, ich habe mich an den Männern neben mir festgekrallt. Ich weiß natürlich, dass das nichts bringt. Aber wenn es dann so weit ist, verliere ich die Kontrolle.

Wie lenken Sie sich ab?

Kruger: Mit Alkohol und Tabletten, ohne Scheiß. Wenn ich im Flugzeug sterben muss, dann lieber betrunken und schlafwandelnd.

Besitzen Sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft?

Kruger: Ich habe eine Green Card und kann leider nicht wählen. Im Moment brauchen die Demokraten jede Stimme. Der Hype um Trump ist ein wenig furchteinflößend.

Hatten Sie auch den Wunsch, wie ihre Filmfigur Romy, alles hinzuschmeißen?

Kruger: Wer hat das nicht schon gedacht? Ich habe das Gefühl, dass ich ständig mein Leben ändere, auch weil ich Panik verspüre, mich an Dinge oder Menschen zu binden.

Mögen Sie die Prüderie im amerikanischen Film?

Kruger: Die amerikanische Mentalität ist mir in dieser Hinsicht fremd geblieben. Trotzdem habe ich die Verträge akzeptiert, in denen genau festgelegt ist, was vom Körper gezeigt werden darf. Auch für diesen Film musste Fabienne einige Regeln beachten. Sonst hätte sie Norman Reedus (Anm. d. Red. den Star aus der Serie „The Walking Dead“) nicht verpflichten können.