Düsseldorf. Er kommentierte unzählige Fußballspiele und moderierte 20 Jahre lang die „Sportschau“. Heribert Faßbender ist eine Reporter-Legende.

Er muss sich gar nicht mit Namen melden auf seinem Anrufbeantworter. Nicht mit dieser unverwechselbaren Stimme, die man viele Jahre oft gehört hat. Erst im Radio, dann auch im Fernsehen. „Guten Tag allerseits“, sagt sie nur, aber man weiß sofort, wem sie gehört: Heribert Faßbender. Am Montag wird der TV-Kommentator 75 Jahre alt.

Zehn Jahre ist es her, seit er sich vom Bildschirm verabschiedet hat. Aber verändert hat er sich kaum, vielleicht ein wenig zugenommen. Faßbender lacht. „Nicht ganz austrainiert“, gibt er zu. Aber das sei eher ein Problem für den Änderungsschneider. „Mir geht es gut.“

Etwas kürzer tritt er dennoch. Sein Amt als Präsident des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten hat er niedergelegt, er ist nicht mehr im Gesellschafterausschuss bei Bayer Leverkusen, und auch aus dem Kuratorium der Sportstiftung NRW hat er sich verabschiedet. Alles freiwillig, alles geplant. „Mehr Zeit, um mit meiner Frau zu reisen“, hat er jetzt und auch öfter Gelegenheit, ein gutes Buch zu lesen. Dennoch sollte man sich hüten, von Ruhestand zu sprechen, er ist nämlich viel unterwegs. Faßbender mischt sich nicht ein, gibt nicht ungefragt gute Ratschläge. Aber das muss er auch gar nicht. Man fragt ihn nach seiner Meinung, lädt ihn zu Vorträgen und Moderationen ein. Nicht nur, aber auch weil er viele Leute und noch mehr Anekdoten kennt aus der deutschen TV- und Sportszene, zu der er seit mehr als 50 Jahren gehört.

Schönstes Spiel war das 7:1 von Mönchengladbach

Kurt Brumme, damals Abteilungsleiter Sport beim WDR-Hörfunk, entdeckt ihn 1963, als die beiden beim Sportpresseball zufällig an einem Tisch sitzen und ins Gespräch kommen. „Eine große Klappe“ bescheinigt Brumme dem jungen Mann und fragt ihn: „Wollen sie nicht zum Radio kommen?“ Faßbender will und ist dabei, als im August 1963 die Fußball-Bundesliga startet. Jeden Samstag berichtet er aus den deutschen Stadien und bald auch, wenn irgendwo eine deutsche Mannschaft im Europapokal den Rasen betritt. Und beim Tennis, Eishockey oder Reiten ist er ebenfalls zu hören. „Man war viel näher dran an den Sportlern“, schwärmt er bis heute von jener Zeit. Aber immer mit der nötigen Distanz. „Wenn eine Mannschaft schlecht gespielt hat, habe ich das auch gesagt. Aber ich bin dabei nie verletzend geworden.“

Sein schönstes Spiel, sagt er, „war das 7:1 von Borussia Mönchengladbach gegen Inter Mailand“. Das wichtigste aber ist das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Nur 2,2 Sekunden benötigt er damals für seine Beschreibung des 2:1 der BRD gegen die Niederlande. „Da kommt der Ball auf Müller, der dreht sich um die eigene Achse, schießt und Toooor!“ Nie sprach ein deutscher Sportreporter nach Berechnungen von Wissenschaftlern der Uni Bonn schneller.

Bei den Zuschauern war er nicht immer unumstritten

Aber Sport ist nicht alles im Leben des gelernten Juristen. Das „Mittagsmagazin“ des WDR moderiert er, später auch „Spiel ohne Grenzen“, und 1979 übernimmt er das Düsseldorfer Funkhaus des WDR, die TV-Politiksendung „Blickpunkt Düsseldorf“ inklusive. 1982 wird er WDR-Sportchef. Das bleibt er 24 Jahre lang, obwohl viele andere Sender bei ihm anklopfen. Er holt Günter Netzer als Experten zur ARD und Anne Will als erste Frau in die „Sportschau“. „Das war längst überfällig.“

Er selbst ist nicht unumstritten bei den TV-Zuschauern. Die einen mögen ihn, weil er nicht so sachlich kühl berichtet wie viele seiner Nachfolger und einen Schiri auch schon mal in die Pampa schicken will. Andere regen sich auf, weil seine Zunge oft fixer ist als der Kopf. „Es steht im Augenblick 1:1. Aber es hätte auch umgekehrt lauten können“, soll er mal gesagt haben. Faßbender lächelt. „Das darf man nicht so ernst nehmen.“ Im Übrigen hält er es mit Tucholsky: „Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wie viel er getroffen hat.“

War es schwer aufzuhören? Fehlt was? Faßbender muss nicht lange überlegen. „Überhaupt nicht. 43 Jahre vor Mikrofon und Kamera sind genug“, sagt er. „Da musste ich mir nichts mehr beweisen.“