Berlin. Beim Arbeitsamt melden? Normal. Existenzängste? Nicht die Spur. Saskia Valencia über Akkordarbeit und das harte Brot der TV-Stars.

Diese Frau arbeitet hart. Einen geplanten Termin für ein Telefoninterview zwischen Maske und Generalprobe muss Saskia Valencia (51) verschieben. Zu knapp ist die Pause bei den letzten Vorbereitungen für das Theaterstück „Das Abschiedsdinner“, mit dem die Wahlmünchenerin bis zum 17. Juli in der Komödie Winterhuder Fährhaus in Hamburg zu sehen ist. Um 21 Uhr, nach getaner 13-Stunden-Arbeit, ruft sie dann an, ist freundlich, unkompliziert, vergnügt.

Fernsehcomeback nach vier Jahren

„Was, die ARD wiederholt ‚Das Traumhotel‘ schon wieder?“, wundert sie sich. „Sogar zur Hauptsendezeit? Wahnsinn.“ 2004 hatte sie die Folge „Sterne über Thailand“ gedreht, mit ihrem damaligen Lebensgefährten Helmut Zierl. Das Erste zeigt die Reiseschmonzette am heutigen Samstagabend um 20.15 Uhr. Grund zur Freude? Bedingt. „Also, ein Wiederholungshonorar bekomme ich nicht“, sagt sie. „Das wurde früher mal gezahlt, zumindest beim ZDF.“

Tatsächlich suggerieren Wiederholungen für TV-Schauspieler wie Valencia Präsenz, obwohl sie bei Weitem nicht ausgebucht sind. Zwar war sie gerade erst als Gaststar in „Sturm der Liebe“ (ARD) zu sehen. Allerdings war das ihr erster TV-Job nach vier Jahren. „Ich hatte wenige Aufträge“, sagt Valencia, „und wenn, haben sie sich mit meinen Theaterengagements überschnitten.“ Das Theater zahle ihre Miete und sei die erfreulichere Art der Arbeit.

Das Problem für bekannte TV-Schauspieler: „Oft glauben Fernsehmacher, wir seien in den Köpfen der Zuschauer auf unsere früheren Rollen festgelegt.“ Ein Effekt, der sich durch Wiederholungen noch verstärkt. „Für neue Rollen buchen sie lieber unbekannte Darsteller. Die sind dann auch billiger.“ Die Ausnahme gelte für „vielleicht fünf“ Stars, die „dann alles spielen“. Um billig und schnell gehe es heutzutage zu oft beim Fernsehen. „Bei ‚Sturm der Liebe‘ war ich überrascht, wie sehr im Akkord gearbeitet wird“, sagt Valencia, die seit ihrem Einstand bei „GZSZ“ (RTL) 1993 mit dem harten Soapgeschäft vertraut ist. „Das hat sich echt noch mal verstärkt. Man wird ganz allein mit seiner Rolle gelassen, es hilft niemand dabei, sie zu inszenieren.“

Saskia Valencia will Buch über ihr Leben schreiben

Ihr Alter mache es nicht leichter, gebucht zu werden. „Ich bin fast 52, da weiß so ein junger Fernsehredakteur doch gar nicht, wo er mich hinstecken soll, wenn ich nicht dem Muttiklischee entspreche. Dabei sind Frauen in meinem Alter attraktiv wie nie. Nicht wegen Schönheits-OPs, sondern weil wir den Mut haben, auch weiterhin zu unserem Frausein zu stehen.“ Ausnahme sei die ARD-Telenovela „Rote Rosen“, in der reife Frauen im Mittelpunkt stehen und in der auch Valencia schon eine Hauptrolle hatte. „Der Erfolg zeigt doch, dass die Leute das sehen wollen.“

Sich beim Arbeitsamt zu melden, sei normal für Schauspieler. „Man kriegt nur nix. Dazu muss man zwei Jahre in Folge 365 Tage versichert gearbeitet haben. Utopisch in unserem Beruf.“ Existenzängste? Nicht die Spur. „Ich habe Energie, bin bestens vernetzt, ich habe viele Talente.“ Zum Beispiel sei sie gut darin, Häuser einzurichten. Und ein Buch über ihr Leben will die gebürtige Rostockerin schreiben. „Ich bin 1987 in den Westen geflüchtet und habe mich wie eine Analphabetin gefühlt. Diese Erfahrung hat mich für immer geerdet.“