Berlin. Enissa Amani will die Nachfolge von Stefan Raab antreten. Ab Montag übernimmt sie eine Show – auf dem Sendeplatz von „TV Total“.

Sie versucht sich als Nachfolgerin von Stefan Raab: Entertainerin Enissa Amani (32) moderiert auf dem alten Sendeplatz von „TV total“ montags die neue Late-Night-Show „Studio Amani“ (ab 7. März, 23.15 Uhr, Pro Sieben). Enissa Amani ist die Tochter eines iranischen Literaten, der in seiner Heimat politisch verfolgt wurde und mit seiner Familie in den 80er-Jahren nach Deutschland flüchtete.

Amani kam im Iran zur Welt und wuchs in Frankfurt auf. Sie begann ein Jurastudium, nahm mehrere Jobs an und beteiligte sich bei Schönheitswettbewerben. Mitte 2013 begann sie mit Stand-up-Auftritten, 2015 erhielt sie den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer. Einem breiten Publikum wurde sie 2015 mit ihrer Teilnahme bei der RTL-Show „Let’s Dance“ bekannt. Im Interview spricht sie über Stefan Raab, ihre Show und Integration.

Sind Sie wie Raab, nur in gut aussehend?

Enissa Amani: Erstens finde ich, dass Stefan Raab auch gut aussieht. Zweitens sind das zu große Fußstapfen. Ich würde mich nie mit ihm vergleichen. Ich bin sehr traurig, dass er Schluss gemacht hat.

2014 haben Sie noch Pfeffer auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Wie kam es zum Karriereschub?

Amani: Ich hatte im Sommer 2013 ein paar Auftritte in Cafés, habe ein Video davon an die Redaktion der ARD-Comedysendung „Nightwash“ geschickt und durfte dort auftreten. Das war mein Sprungbrett. Danach wurde ich zu „TV total“ eingeladen, ich hatte mehrere Auftritte bei Stefan Raab, und der zweite ging im Internet total ab. Plötzlich konnte ich nicht mehr unerkannt auf die Straße gehen. Ich bin sehr froh, dass Raab mir diese Chance gegeben hat, dadurch ging es wirklich von null auf hundert bei mir. Es ist sehr aufregend (lacht).

Als weibliche Komikerin sind Sie ein Musterbeispiel für Integration.

Amani: Deutschland ist meine Heimat, ich bin hier aufgewachsen, ich musste gar nicht erst ankommen. Ich tue mich mit dem Begriff Integration generell schwer und finde, dass die Herangehensweise an das Thema hierzulande sehr unmodern ist. Es stört mich vor allem, wenn Integration an oberflächlichen Dingen wie sprachlichen Fähigkeiten festgemacht wird. Nur weil jemand kein perfektes Deutsch spricht, kann man doch nicht sagen, er sei nicht integriert. Ich kenne Leute mit Migrationshintergrund, die ein hervorragendes Deutsch sprechen, ich kenne Leute ohne Migrationshintergrund, die sprechen ein beschissenes Deutsch. Andere sprechen mit starkem Akzent, befassen sich aber intensiv mit deutscher Kultur, andere sprechen akzentfrei, haben aber noch nie im Leben von Goethe gehört.

Würden Sie sich zur Riege der politischen Comedians zählen?

Amani: Es wird so über mich gesagt, und ich bin ein großer Fan von Kabarettisten wie Volker Pispers oder Hagen Rether, aber ich sehe mich nicht in dieser Liga. Ich bin auf jeden Fall ein Mensch, der eine Haltung hat und Stellung bezieht. Ich halte viel von Höflichkeit und Respekt, auch jemandem gegenüber, der in einer Sache anders denkt als ich, aber ich halte nicht viel von Diplomatie. Ich sage gerne klar, was ich denke.

Wie politisch wird Ihre Show sein?

Amani: Das kommt auf die Themen der Woche an. Es kann sehr politisch werden, aber auch mal sehr oberflächlich, chaotisch, ulkig sein. Mich interessieren politische und gesellschaftliche Themen ebenso sehr wie die neueste Rap-CD oder Mode. Mein Traum wäre erfüllt, wenn ich einen Philosophen wie Richard David Precht auf dem Sofa sitzen hätte und zwei Minuten später den Rapper Haftbefehl.