Essen. Die Sängerin Andrea Berg ist so erfolgreich wie keine andere. Nun wird sie 50 Jahre alt. So richtig glücklich ist sie damit nicht.
Andrea Berg hätte ein so schönes Leben haben können. Ihre Lieder holten Gold und Platin. Abermillionen Menschen kauften und kaufen ihre Platten. Die Fans sind ihr treu und feuern sie an, wenn sie in Motorradjacke oder dünnem Glimmerkleidchen auf die Bühne steigt. Es hätte so schön sein können. Wenn ihr nicht Helene Fischer dazwischen gekommen wäre.
Natürlich gibt sie das so nicht zu. „Unser Verhältnis ist gut, sie ist keine Konkurrentin, sondern eine ganz liebe Kollegin, sagt sie wie auswendig gelernt. Den Frust, sich ständig solche Fragen gefallen lassen zu müssen, sieht man ihr aber an. Sie überspielt das, und wird noch schmallippiger dabei. Was sollen auch die Vergleiche! Sie ist doch die Erfolgreichere!
Best-of-Album fast sieben Jahre in den Charts
22 Jahre im Geschäft, 13 Millionen verkaufte Tonträger. Allein ihr Best-of-Album hielt sich nach dem Erscheinen 2001 fast sieben Jahre in den deutschen Charts. Damit steht sie im Guinnessbuch. Das hat selbst Helene nicht geschafft. Was natürlich auch am Alter liegt. Helene Fischer ist ja erst 31 Jahre alt, sie hat die Rekorde noch vor sich. Andrea Berg wird Donnerstag 50. Aber das macht es ja nicht wirklich leichter.
Schlagerstar Andrea Berg wird 50
Da kann das Mieder noch so eng sein, die Mähne noch so wild – 50 ist 50. Gerne betont Andrea Berg, dass sie es mit der jungen Konkurrenz aufnehmen kann. Kann sie: Ihre Beine sind immer noch makellos. Ihr Körper ist durchtrainiert wie bei einer Olympionikin. Doch es geht ja nicht nur um straffe Oberschenkel. In ihrem Geschäft muss die Ausstrahlung stimmen. Ohne ihr zu nahe treten zu wollen: Aber Andrea Berg kann noch so lasziv über die Bühne heizen – sie wirkt immer ein wenig verkleidet, wie beim Karneval light. Bei allen Kostümierungen lugt einfach immer noch das einstige Funkenmariechen hervor. Nein, Frau Berg ist keine Femme fatale. Sie bleibt auch in geschlitztem Lack und Leder eine Frau zum Pferdestehlen. Das macht sie ja durchaus sympathisch, verleiht ihrem Image jedoch einen Bruch.
Trägerin des Bundesverdienstkreuzes
Für die Schlagerforscher ist das der Grund, warum Andrea Berg zwar viele Fans hat, aber es bei ihr nie zu einer Euphorie gekommen ist (wie bei ihrer Konkurrentin). Ein Pop-Experte hat sie als „Phänomen“ bezeichnet, weil ihre Lieder überall gespielt werden, von der Hotellobby bis in die Pommesbude. Ihr „Du hast mich tausend Mal belogen“ wird als Hymne auf Ü-Vierzig-Partys gedudelt. Aber es dauerte, bis die Berg zur Marke wurde. Und wer die Frau hinter den Liedern war, blieb lange unbekannt.
Dabei ist ihr Lebenslauf interessant: Bevor sie ihr Geld mit Herz-Schmerz-Schlagern verdiente, hat die gelernte Arzthelferin aus Krefeld auf einer Krebsstation im Krankenhaus gearbeitet. 2008 überreichte ihr Bundespräsident Köhler für ihre langjährige Hospizarbeit das Bundesverdienstkreuz.
Öfter Gummistiefel als High Heels
Hinter der Maske der Frau, die glücklich ist, wenn ihr Publikum zu ihren Liedern klatscht und stampft („Die Gefühle haben Schweigepflicht!“) steckt ein Mensch, dem der Alltag nicht fremd ist. Sie ist bodenständig und eine Anpackerin, wie sie gerne sagt. Eigenschaften, die im „Sonnenhof“, einem Erlebnishotel im schwäbischen Aspach, das sie zusammen mit ihrem zweiten Mann betreibt, gefragt sind.
Mit 40 wollte sie sich noch „anstrengen, damit die Männer hinterhergucken“, wie sie damals sagte. Kurz bevor sie 50 wurde, sagte sie: „Der Lack ist ab“ – jetzt trägt sie privat viel öfter Gummistiefel als High Heels.
Das Dumme am Altern sind die Falten
Der Lack ist ab – selbst wenn Frauen dabei lachen, heißt das nicht, dass es ihnen egal ist. Auch Andrea Berg hadert mit dem, was das Alter mit ihr macht. „Natürlich ist es nicht toll, dass ich jetzt Falten kriege.“, berichtete sie der Bild .
Was sie aber besonders bedauert, sei, dass sie jetzt keine Kinder mehr kriegen kann. Eigentlich habe sie ja eine erwachsene Tochter und zwei Jungs, die ihr zweiter Mann Uli Ferber mit in die Ehe gebracht hat. Sie meine es eher von der Rollenverteilung her: „Männer können mit 60, 70 oder 80 noch Kinder zeugen.“ Das Komische – oder vielleicht eher Tragische – ist, dass vieles bei ihr nach alter Leier klingt. Aber so ist Schlager eben.