Düsseldorf. Beim Deutschen Fernsehpreis 2016 ging es am Mittwoch glamourös zu. Im Fernsehen wird man das Spektakel jedoch nicht zu sehen bekommen.
Am Mittwochabend fand nach einem Jahr Pause in Düsseldorf die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2016 statt. In mehr als 20 Kategorien wurden die besten Schauspieler, Schauspielerinnen und Produktionen gewürdigt – dieses Mal allerdings fernab vom großen Fernseh-Tamtam. Stattdessen fand die Verleihung im Rahmen eines „Branchentreffs“ in den Rheinterrassen statt.
Die Verleihung wurde erstmals nicht im TV übertragen, was nicht nur in den sozialen Netzwerken für reichlich Spott und Häme sorgte. Auch Moderatorin Barbara Schöneberger, die durch den Abend führte, konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Das ist hier heute nicht der Deutsche Fernsehpreis, das ist nur der Deutsche Preis“, scherzte sie, wie auf Twitter zu lesen war.
Aber auch ohne Übertragung ins Fernsehen standen die Preisträger im Mittelpunkt der Veranstaltung. Nominiert waren unter anderem die RTL-Serie „Deutschland 83“ mit Jonas Nay und die Vox-Serie „Club der roten Bänder“, die im vergangenen Jahr zum Überraschungserfolg wurde. Und mit dem Erfolg ging es auch an diesem Abend weiter: Die Serie mit den Nachwuchs-Stars konnte den Preis in der Kategorie „Beste Serie“ abräumen. Jonas Nay wurde als bester Schauspieler geehrt.
Ehrenpreis für Wallraff
Enthüllungsjournalist Günter Wallraff konnte sich am Mittwoch über den Ehrenpreis 2016 freuen, den er für sein Lebenswerk verliehen bekam. Der 73-Jährige war von seiner Auszeichnung ziemlich überrascht worden. „Ein Ehrenpreis fürs Lebenswerk, da erschrickt man erst mal. Ich hatte bislang gedacht, ich hätte mich nicht aufs Altenteil gesetzt“, sagte er am Mittwoch vor der Verleihung. Er sei es nicht gewohnt, geehrt zu werden. Aber: „Vielleicht hab ich's sogar verdient.“
Wie kein Zweiter habe sich Wallraff in seinem über 50-jährigen Berufsleben um den investigativen Journalismus in Deutschland verdient gemacht, hieß es zur Begründung der Jury-Entscheidung. Der Journalist sorgte zuletzt vor allem mit seinen Enthüllungsreportagen in der RTL-Sendung „Team Wallraff“ für Aufsehen. Dort deckte er beispielsweise Hygiene-Mängel in den Helios-Kliniken auf.
Die Jury musste „aus über 800 Programmvorschlägen die besten und erfolgreichsten Produktionen und Leistungen des zurückliegenden Fernsehjahres auszuwählen und auszuzeichnen“, hieß es in einer Mitteilung des Juryvorsitzenden Lutz Carstens im Anschluss an die Verleihung. „In der Unterhaltung haben wir einen Generationswechsel erlebt und auf eine neue Riege von Formaten und Entertainern gesetzt“, begründete er die Wahl hinsichtlich ausgezeichneter Formate wie „Neo Magazin Royale“. Im Bereich Fiktion sei es vor allem um „hervorragende Produktionen und Einzelleistungen“ gegangen, „die für die gelungene Verbindung von Qualität und Publikumserfolg“ stünden.
Das sind die Preisträger im Überblick:
• Bester Fernsehfilm
„Nackt unter Wölfen“
(ARD/MDR/ARD Degeto/WDR/SWR/BR/UFA Fiction GmbH/MIA Film in Zusammenarbeit mit Global Screen GmbH und Universum Film)
• Beste Serie
„Club der roten Bänder“
(Vox/Bantry Bay Productions GmbH)
• Beste Schauspielerin
Ina Weisse
für „Ich will dich“ (ARD/WDR/Arte/Constantin Television GmbH) und Ein großer Aufbruch (ZDF/Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG)
• Bester Schauspieler
Jonas Nay
für „Deutschland 83“ (RTL/UFA Fiction GmbH) und Tannbach - Schicksal eines Dorfes (ZDF/Gabriela Sperl Produktion für Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG in Zusammenarbeit mit Beta Film)
• Beste Comedy / Kabarett
„Die Anstalt“
(ZDF/redspider networks gmbh)
• Beste Unterhaltung Primetime
„Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“
(ProSieben/Florida TV GmbH/Endemol Shine Germany GmbH)
• Beste Moderation Unterhaltung
Barbara Schöneberger
für die Moderation von „Die 2 - Gottschalk und Jauch gegen Alle“ (RTL/i&u Information und Unterhaltung TV Produktion GmbH & Co. KG)
• Beste Unterhaltung Late Night
„Neo Magazin Royale“
(ZDF/ZDFneo/bildundtonfabrik)
• Bestes Factual Entertainment
„Die Höhle der Löwen“
(Vox/Sony Pictures Film und Fernseh Produktions GmbH)
• Beste Information: Berichterstattung zur Flüchtlingskrise
„An der Grenze – 24 Stunden an den Brennpunkten der Flüchtlingskrise“
(N24/Welt)
• Beste persönliche Leistung Information
Michel Abdollahi
für seine Reportage „Im Nazidorf“ und seine Straßenaktionen im Kulturjournal (NDR)
• Beste Talksendung
„Menschen bei Maischberger“
(ARD/WDR/Vincent TV GmbH)
• Beste Dokumentation / Reportage
„Asternweg - Eine Straße ohne Ausweg“
Aus der Reihe „Die große Samstagsdokumentation“ (Vox/99 pro Media)
• Bester Sportjournalismus
„Geheimsache Doping. Im Schattenreich der Leichtathletik“ / „Geheimsache Doping. Wie Russland seine Sieger macht“
von Hajo Seppelt im Rahmen der ARD Sportschau (ARD/WDR)
• Beste Regie
Lars Becker
für „Zum Sterben zu früh“ (ZDF/Arte/Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG)
• Bestes Buch
Magnus Vattrodt
für „Ein großer Aufbruch“ (ZDF/Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG) und Das Zeugenhaus (ZDF/MOOVIE GmbH)
• Beste Kamera
Ngo The Chau
für „Zum Sterben zu früh“ (ZDF/Arte/Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG)
• Bester Schnitt
Ulf Albert
für „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ (ARD/WDR/NDR/Riva Filmproduktion GmbH)
• Beste Musik
Stefan Will und Marco Dreckkötter für „Mordkommission Berlin 1“ (Sat.1/Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG/Wilma-Film in Zusammenarbeit mit Red Arrow International)
• Beste Ausstattung
Max Wohlkönig (Kostüm) und Matthias Müsse (Szenenbild)
für „Mordkommission Berlin 1“ (Sat.1/Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG/Wilma-Film in Zusammenarbeit mit Red Arrow International)
• Ehrenpreis
Günter Wallraff
• Förderpreis
Hubertus Koch
(mit dpa)