Berlin. . In ihrem neuen Buch „Immer noch ich“, aus dem „Bild“ vorab berichtet, erzählt Monica Lierhaus vom Drama um die Operation und Ängste.

Es war wie ein Wunder, als Monica Lierhaus 2011 zwei Jahre nach ihrer Hirnoperation wieder auf der Bühne stand. Doch wer die ehemalige Sportmoderatorin sah, nahm eine Frau wahr, die nur noch wenig mit der Person zu tun hatte, die sie einmal war. In ihrem Buch „Immer noch ich“, das am Freitag erscheint und aus dem „Bild“ Teile vorab veröffentlichte, erfahren die Leser erstmals etwas über die Zeit unmittelbar vor dem Unglück.

Lierhaus (45) erlebte eine Situation wie aus einem Albtraum: Noch eben ein völlig gesunder Mensch, erfuhr sie im Dezember 2008 bei einer Routineuntersuchung, dass sie „eine tickende Zeitbombe im Kopf“ habe, so hatte es ihre Ärztin genannt.

Ja, sie habe schon länger ein Pochen im Kopf verspürt. Doch nicht deshalb sei sie zum Arzt gegangen, sondern weil sie sich die Augen lasern lassen wollte. „Dass mein Zustand keineswegs normal war, kam eher zufällig heraus“, so zitiert sie die Zeitung.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) stellte eine Hirnanomalie dar: ein Angiom (Gefäßknäuel) und ein Aneurysma (Gefäßaussackung).

„Ich saß wie betäubt im Besprechungszimmer, die Stimme des Arztes rauschte in meinen Ohren. Was jetzt?“ Sollte sie abwarten? Es sei ja durchaus möglich gewesen, dass die Anomalie angeboren war, dass sie damit wie bisher einfach weiterleben kann. Aber die Ärzte warnten sie. „Platzt ein Aneurysma, endet das in gut der Hälfte der Fälle tödlich.“

Sie erinnert sich noch an die Kanüle, die Narkose und die Verkabelungen

Hin- und hergerissen versuchte sie, eine Entscheidung zu treffen. Was wird das Beste für sie sein? Statt zur Vierschanzentournee zu reisen und wieder Vollgas zu geben, wie immer in ihrem Job, gab sie die Einwilligungserklärung zur OP. Sie hatte die Hoffnung, Ende Januar wieder die Sportschau zu moderieren. Das Letzte, woran sie sich am Operationstag erinnert, war die Kanüle für die Narkose, „die letzten Verkabelungen – von da an weiß ich nichts mehr“.

Doch ihr damaliger Lebensgefährte Rolf Hellgardt weiß alles noch genau. Vielen Fernsehzuschauern ist Hellgardt seit der Goldenen Kamera 2011 bekannt – als Lierhaus ihm einen denkwürdigen Heiratsantrag auf offener Bühne machte. Aus Dankbarkeit, dass er in den schweren Stunden zu ihr gehalten habe. Hellgardt war bewegt, aber die Situation schien ihm, wie auch vielen im Publikum, zu privat. Er sagte „Ja“. Doch kurze Zeit später hat sich das Paar nach 18 Jahren Beziehung getrennt.

An den Tag der Operation am 8. Januar 2009 erinnert sich Hellgardt genau. 10.17 Uhr war es, als sein Handy klingelte. Ein Arzt aus dem Hamburger Uniklinikum sagte: „Ich habe keine guten Nachrichten. Beim Versuch, das Aneurysma zu verschließen, ist es an einer Stelle aufgebrochen, nahezu geplatzt.“ Ein anderer Arzt bestätigte, es bestehe kaum noch Hoffnung.

Der schwere Kampf zurück ins Leben

Es war die Situation aufgetreten, die durch die Operation hätte verhindert werden sollen. Bei Aneurysma-Operationen kommt es nicht selten zu Komplikationen, vor allem, wenn die Gefäßwände brüchig sind. Reißt die Gefäßwand, ist es lebensbedrohlich. Etwa 1,5 bis zwei Millionen Menschen haben ein Hirnaneurysma, ohne etwas davon zu wissen.

Wie schwer der Kampf zurück ins Leben war, sah man Monica Lierhaus (45) lange an. Trotz Sprech- und Bewegungstrainings waren ihr Gang und ihre Mimik starr. Die OP und vier Monate Koma hatten Spuren hinterlassen. Ihr Lachen wirkte oft gequält. Die Operation habe sie bereut, sagte sie einmal. Es wäre ihr eine Menge erspart geblieben.

Als sie im Jahr 2011 als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ ins Fernsehen zurückkehrte, wirkte sie noch unsicher. Erstaunlich, wie sich das änderte. Lierhaus gab nicht auf, arbeitete wieder als Sportmoderatorin, dieses Mal beim Sender Sky. Wer gelesen hat, was sie durchgemacht hat, wird diese Leistung noch mehr zu schätzen wissen.

Infobox
Am 14. Januar 2016 wird Monica Lierhaus ihre Autobiografie „Immer noch ich“ (Ullstein, 16,99 Euro) bei Markus Lanz vorstellen. Das Buch erscheint am 15. Januar.

Die Moderatorin beschreibt darin den Kampf nach ihrer fehlgeschlagenen Hirn-OP.