Norristown. Ein Staatsanwalt will Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stellen. Es geht um einen Fall, der sich 2004 ereignet hat.

Dramatische Wende im Fall des US-Komikers Bill Cosby, der seit Monaten unter dem Verdacht des massenhaften sexuellen Missbrauchs steht: Der 78-Jährige wurde am Mittwoch zum ersten Mal offiziell angeklagt. Im droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Staatsanwalt Kevin Steele sagte bei einer Pressekonferenz, er sei nach langen Untersuchungen in der Lage, „Gerechtigkeit für das Opfer zu suchen“, die Beweislast sei „erdrückend“.

Cosbys Anwälte nannten das Verhalten der Anklagebehörde in Norristown bedenklich und kündigten an, den Schritt anzufechten. Denn Steeles Ankündigung erfolgte unmittelbar vor der am Donnerstag endenden Verjährungsfrist. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat Cosby einer Kaution von einer Million Dollar zugestimmt. Er hinter vor Gericht eine Anzahlung von 100.00 Dollar, um erst einmal nicht ins Gefängnis zu müssen.

Der Fall, der aller Voraussicht nach im kommenden Jahr vor den Richter kommt, liegt über zehn Jahre zurück. 2004 gab die einstige Sportstudentin Andrea Constand, Universitäts-Angestellte aus Cosbys Heimatstadt Philadelphia, bei der Polizei an, der Entertainer habe sie unter Drogen gesetzt und massiv sexuell belästigt. Aus Beweismangel wurde der Prozess eingestellt.

Vergewaltigungsvorwürfe von über 50 Frauen

Constand strengte danach eine Zivilklage an. Sie präsentierte 13 Zeuginnen mit ähnlichen Vorwürfen, die allesamt bis vor kurzem anonym blieben. Die Klage wurde außergerichtlich beigelegt. Cosby erkaufte sich mit einer hohen Summe Stillschweigen.

Als die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn im Herbst 2014 erneut an die Öffentlichkeit kamen und inzwischen von über 50 Frauen teilweise durch eidesstaatliche Erklärungen untermauert wurden, versuchten US-Medien in bis dahin unter Verschluss gehaltene Gerichtspapiere zu schauen. Grund: Cosby hatte in der Causa Constand vier Tage lang unter Eid Aussagen müssen.

„Opfer war bewegungsunfähig“

Auf Antrag der Nachrichten-Agentur „Associated Press (AP) gab ein Bezirksrichter im vergangenen Sommer grünes Licht. Ergebnis: Cosby hatte im Fall Constand klipp und klar zugegeben, was er seit Monaten offiziell über seine Anwälte vehement bestreiten lässt: dass er sich diverse Beruhigungsmittel nur zu einem Zweck auf Rezept beschafft habe - nämlich um sie jungen Frauen zu verabreichen, mit denen er Sex haben wollte.

Auf diese und andere Details baut Staatsanwalt Steele die neue Anklage auf. „Herr Cosby hat das Opfer gedrängt, Pillen zu nehmen und Wein zu trinken. Danach war sie bewegungsunfähig und Herr Cosby hat sie sexuell missbraucht“, sagte Steele am Mittwoch. Cosby hatte in den vergangenen Wochen versucht, den Spieß umzudrehen. Er verklagte mehrere Frauen, die gegen ihn öffentlich aufgestanden waren, wegen Verleumdung. Man habe ihm „seelisches Leid“ zugefügt, ließ Cosby über seine Anwälte verbreiten. (mit dpa)