London. . Hollywood-Star Jennifer Lawrence spricht über ihren Karrierestart, Schatten des Ruhms und faire Gagen für Frauen.

In nur fünf Jahren von der Nachwuchshoffnung zum Hollywood-Megastar: Jennifer Lawrence (25) verdankt ihren Aufstieg der „Tribute von Panem“-Filmreihe. Für die Tragikkomödie „Silver Linings“ gab’s 2013 den Oscar. In „Joy – Alles außer gewöhnlich“ (ab 31.12. im Kino) spielt sie die Erfinderin des Wischmopps. Dafür erhielt sie bereits eine Golden-Globe-Nominierung. Beim Interview im Londoner Luxushotel „Claridge’s“ erlebt man eine etwas andere Jennifer Lawrence als früher. Weg sind ihre jugendliche Unbefangenheit und ihre frech-charmante Art. Hier tritt eine Hollywood-Diva auf: Die kurzen Haare perfekt gestylt, der weiße Pullover und die schwarzen Hosen hauteng, High Heels. Im Laufe des Interviews wird sie sich öfter ihre bereits sehr kirschroten Lippen nachziehen. Ulrich Lössl sprach mit Jennifer Lawrence über frühe Ablehnung und faire Gagen und neue Pläne.

Als Ihr Regisseur David O. Russell Ihnen sagte, dass er Sie für einen Film über die „Erfindung des selbst auswringenden Wischmopps“ will – haben Sie das für einen Aprilscherz gehalten?

Überhaupt nicht! David würde nie solche Scherze machen. Und in „Joy – Alles außer gewöhnlich“ geht es ja um viel mehr als nur darum, die Geschichte zu erzählen, wie Joy Mangano in den 90er-Jahren den Wischmopp erfunden hat. Es ist eine Story über eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Die bereit ist, für ihre Träume zu kämpfen. Und die sich noch ganz nebenbei für ihre sehr anstrengende Familie innerlich fast zerreißt.

Sie wollten schon mit 14 Jahren unbedingt Schauspielerin werden …

… ja, und meine Mutter hat nicht etwa versucht, mir meinen Traum auszureden, sondern ist mit mir nach New York gefahren, um einen Agenten für mich zu suchen.

Sie hatten sich um die Rolle der Bella Swan in „Twilight“ beworben und sie nicht bekommen.

Ja, und das tat ganz besonders weh. Heute bin ich natürlich sehr froh, dass es damals nicht geklappt hat. Denn stattdessen habe ich ja sehr bald die Hauptrolle der Katniss Everdeen in den „Die Tribute von Panem“-Filmen gekriegt.

Laut dem „Forbes“-Magazin haben Sie allein in diesem Jahr über 50 Millionen Dollar verdient. Hat das viele Geld Sie verändert?

Eigentlich überhaupt nicht. Für mich hat Geld auch schon früher keine große Rolle gespielt.

Wie sind Sie bei all dem Luxus auf dem Teppich geblieben? Das sind Sie doch, oder?

Ich hoffe doch. Ich bin immer noch so authentisch wie früher. Aber natürlich hat es auf mich abgefärbt, dass ich seit fünf Jahren in dem berühmten Goldfischglas lebe. Und alles, was ich mache – vor allem auch privat – mit Argus­augen beobachtet und dann oft leider auch noch genüsslich in den Schmutz gezogen wird. Ich bin jetzt 25. Und wie jede andere junge Frau mache ich bei dem Versuch, mich im Erwachsenenleben zurechtzufinden, ab und zu mal Fehler oder schieße übers Ziel hinaus. Ich finde das übrigens völlig in Ordnung. Nur: Wenn ich etwas falsch mache, bekommt es jeder auf diesem Planeten mit – durch die Medien, die Paparazzi. Und das ist alles andere als cool.

Bekommen Sie eigentlich inzwischen genauso viel Gage wie Ihre männlichen Kollegen? Als Sie sich vor einiger Zeit öffentlich über die ungerechte Bezahlung beklagten, haben Sie eine ziemliche Lawine losgetreten.

Ja, da war so ziemlich alles dabei – vom schlimmsten Shitstorm bis zum öffentlichen Schulterschluss von Kolleginnen. Dabei will ich eines klarstellen: Ich habe mich nicht darüber beklagt, dass ich wenig verdiene – sondern darüber, dass ich für die gleiche Arbeit viel weniger verdiene als meine männlichen Kollegen. Ich missgönne niemandem etwas. Mir ist auch bewusst, dass Frauen für harte Arbeit in anderen Berufen weniger verdienen als Filmstars. Mich hat nur genervt, dass wir Frauen im Hollywood-System oft ausgenutzt werden oder aus Gründen der Gewohnheit durch den Rost fallen, wenn wir Forderungen stellen