Hamburg. Heute geben mehr Leute offen zu, dass sie Schlager mögen: Das sagt Vicky Leandros, und sie hat den Vergleich aus 50 Jahren Karriere.

Ein neues Album, 50-jähriges Bühnenjubiläum, Vorbereitungen für die „Das Leben und ich“-Tour 2016 und jetzt auch noch die Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz – Sängerin Vicky Leandros kann auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurückblicken. Die Leidenschaft zur Musik und die Einstellung, aus Fehlern zu lernen, statt Vergangenes zu bereuen, gebe ihr auch nach einem halben Jahrhundert im Musikgeschäft Kraft, verriet die 63-Jährige Musikerin im Interview mit Maria Bidian.

Sie singen in verschiedenen Sprachen. Auf Französisch, Griechisch, Englisch. Ihr Album, das im Oktober erschienen ist, ist wieder ganz auf Deutsch. Werden deutsche Schlager wieder beliebter?

Leandros: Es hat sich viel verändert. Die Produktionen sind viel moderner geworden. Heute gibt es mehr und mehr Leute, die offen zugeben, dass sie gerne Schlager hören. Über Jahre war „Schlager“ ja fast ein Unwort und verpönt. Das hat sich ganz und gar geändert, was ich sehr gut finde.

Bezeichnen Sie Ihre Lieder selbst als Schlager?

Ich finde, dass man nicht genau definieren kann, was ich mache. Sind es nun Schlager, Chansons oder Pop? Es ist eine Mischung. Anfangs habe ich mit Stücken wie „Messer, Gabel, Schere, Licht“ Teenagerlieder gesungen. Erst später habe ich mit „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ eher unbewusst mit den Schlagern angefangen. Und war damit sehr erfolgreich. Von daher ist es bei mir Tradition, alles zu mischen. Chansons, Schlager, Ballade, verschiedene Sprachen.

Sie feiern dieses Jahr Ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie zum ersten Mal auf der Bühne standen?

Mein erstes Konzert war in Kanada in Montreal vor mehreren Tausend Menschen. Das war schon sehr spannend, ganz anders, als eine Schallplatte aufzunehmen. Das Singen klappte gut, nur wusste ich nicht, was ich mit dem Publikum anfangen sollte. Das habe ich dann erst später gelernt. Durch die Erfahrung wurde ich immer freier und konnte viel humorvoller mit dem Publikum reden.

Was treibt Sie an?

Die Leidenschaft zur Musik. Die bleibt immer bestehen. Auf der Bühne zu stehen und live zu singen ist ein großer Spaß. Ich kann den Auftritt ja selbst gestalten, in verschiedenen Sprachen singen, Geschichten erzählen.

Gab es einen Punkt, an dem Sie nicht mehr weitermachen wollten?

Ja, den hatte ich schon. Ich hatte erst eine sehr erfolgreiche Zeit und habe mich dann gefragt: Was kommt jetzt noch? Was kann ich noch machen? Mein großer Wunsch war es immer gewesen, Kinder zu bekommen. Aber das dauert eben seine Zeit. Dann hat es aber schließlich doch noch geklappt.

Ihre jüngste Tochter Sandra wohnt in Berlin und hat sich ebenfalls einen künstlerischen Beruf ausgesucht. Haben Sie sich deshalb Sorgen gemacht?

Nein, ich dachte mir von Anfang an: Wenn Sie das Gefühl hat, Schauspielerin werden zu müssen, dann ist das so. Es ist ein schwieriger Beruf. Aber sie hat das Talent und den Durchsetzungswillen.

Ihre Tour im kommenden Jahr heißt „Das Leben und ich“. Gibt es etwas, das Sie in Ihrem Leben bereuen?

Wissen Sie, ich muss nichts bereuen. Ich weiß, welche Dinge ich in meinem Leben falsch gemacht habe, und das ist nun mal so. Ich versuche aus diesen Dingen zu lernen, aber nicht zu bereuen. Denn sonst schleppt man einen Rucksack mit sich. Dann wird man verbittert, und das möchte ich nicht. Deshalb habe ich meine Fehler immer abgeworfen und gesagt: Das hast du jetzt falsch gemacht, aber das kannst du nicht mehr ändern.