Nach einer umstrittenen Rede vor den rechtspopulistischen „Reichsbürgern“ in Berlin distanzieren sich Kollegen von Sänger Xavier Naidoo. Die Popakademie geht auf Distanz zu ihrem Mitinitiator.

Mannheim. Nach einer Rede vor rechtspopulistischem Publikum häuft sich die Kritik an Sänger Xavier Naidoo, 43. Die Popakademie Baden-Württemberg hat nun die Zusammenarbeit mit ihrem Mitinitiator auf Eis gelegt. „Wir distanzieren uns von den fragwürdigen und irritierenden politischen Äußerungen und dem Auftritt Xavier Naidoos“, erklärte Geschäftsführer Udo Dahmen in Mannheim.

Der Sänger hatte am Tag der Deutschen Einheit in Berlin bei einer Demonstration der sogenannten „Reichsbürger“ gesprochen. Diese lehnen die staatliche Ordnung in Deutschland ab. So predigte er im Regierungsviertel über die von den USA besetzte Bundesrepublik und rief zum Widerstand auf. Von seinen Zuschauern wurde er beklatscht – doch seither bekommt er viel Schelte.

Der Sänger habe in den vergangenen Jahren an je zwei bis drei Tagen als Gastdozent Workshops zum Thema Songwriting gegeben, sagte Dahmen. „Die für die Zukunft geplanten Termine sind von der Direktion der Popakademie ausgesetzt worden bis mit Xavier Naidoo persönlich zum Sachverhalt gesprochen werden konnte.“

Die Popakademie schätze Naidoo als langjährigen Förderer und Dozenten. „Irritiert haben wir die mediale Berichterstattung über seine Auftritte in Berlin zur Kenntnis genommen. Wir kennen ihn als geradlinigen und sozial engagierten Menschen.“

„Ich nutze die Kunst als provokantes Mittel“

Wer Naidoo kennt, den verwundern seine Berliner Thesen nicht. Schon 2011 sagte er etwa im ARD-Morgenmagazin: „Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land.“ Kritik an der Politik der USA äußert er seit Jahren. Experten stößt jetzt aber das Forum bitter auf, das sich Naidoo für seine Rede gesucht hat.

In einem Interview des Südwestrundfunks sagte der Sänger: „Es sind alles Systemkritiker, so wie ich. Wir brauchen diese Meinungsfreiheit, um unsere doch nicht ganz massentaugliche Meinung zu sagen.“ Er wolle auf alle Menschen zugehen, ob es nun Reichsbürger seien oder Mitglieder der NPD, betont er. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) könne sich schließlich auch nicht aussuchen, vor wem sie spreche.

Wenn ihm deshalb rechtes Gedankengut vorgeworfen werde, finde er das traurig, betont Naidoo. „Ich bin Künstler, ich nutze auch gern die Kunst als provokantes Mittel zu meiner Meinungsäußerung.“ Kleiner hält das für gefährlich. „Die falsche Verbindung von Ästhetik und Politik ist das Einfallstor für Rechtspopulismus.“