Fotos im Internet zeigen Harry nackt auf einer Party in Las Vegas. Das britische Königshaus hat ihre Echtheit bestätigt - und wird den Skandal überstehen.

Las Vegas/London. Die beiden Aufnahmen sind leicht unscharf, aber die Konturen sind unverkennbar: Die Nummer drei in der britischen Thronfolge steht unbekleidet in einer Hotelsuite, wird von einer unbekannten jungen Frau von hinten umarmt und hält seine Hände schützend vor seinen kleinen Prinzen und die dazugehörigen Kronjuwelen. Ein zweites Foto zeigt Prinz Harry, wie er seinerseits neben einem Poolbillardtisch eine junge Frau von hinten umarmt - beide bis auf ihren Slip sowie seine Halskette und Armbanduhr ebenfalls splitterfasernackt.

Die beiden kompromittierenden Aufnahmen - aufgenommen mit einem Fotohandy -, die das amerikanische Internet-Klatschportal tmz.com ins Netz stellte, wurden inzwischen offiziell bestätigt: Das Büro von Clarence House, der Londoner Residenz von Prinz Charles und seinen Söhnen, räumte die Echtheit der Bilder ein, wollte die Aufnahmen aber zunächst nicht kommentieren. "Vielleicht tun wir es später", wird ein Sprecher zitiert. Nicht nur Windsor-Kenner wissen: Ein solch offensiver Umgang mit prinzlichen Peinlichkeiten kommt äußerst selten vor.

Die Fotos vom vergangenen Freitag sind vermutlich während einer "Strip-Billard"-Party im Wynn-Resort in Las Vegas entstanden, einem der feinsten und teuersten Sechs-Sterne-Luxushotels in der amerikanischen Spielerstadt. Dort hatte der 27 Jahre alte Prinz einen Zwischenstopp auf der Rückreise von San Diego eingelegt, wo er zuvor als Schirmherr einer Wohltätigkeitsveranstaltung aufgetreten war. Und in eben diesem Wynn-Resort soll er laut tmz.com ein paar Frauen auf sein Zimmer mitgenommen haben, die einen feuchtfröhlichen Junggesellinnenabschied feierten.

Dabei hatte die private Partysause des Prinzen eher athletisch angefangen: In einem ebenfalls veröffentlichten Video soll Prinz Harry mit dem US-Schwimmer und Olympia-Goldmedaillengewinner Ryan Lochte in einem der Swimmingpools des Hotels zu sehen sein. Der Schwimmstar hat der britischen Tageszeitung "Daily Mail" diese Begegnung mittlerweile ebenfalls bestätigt: Er habe in Las Vegas seinen 28. Geburtstag nachgefeiert, sagte Lochte und sei "überrascht" gewesen, als Harry ihn zu einem Wettschwimmen herausgefordert habe. "Er ist ein toller Typ, und es war mir eine große Ehre, ihn zu treffen", wird Lochte zitiert, der höflich hinzufügte: "Ich hatte es nicht leicht, gegen ihn anzukommen."

Tatsächlich hatte Prinz Harry in den vergangenen zwei Jahren mehr durch seine sportlichen und militärischen Leistungen geglänzt. Die wilden Zeiten, als er beispielsweise in einer Nazi-Uniform auf einer Londoner Party auftauchte, schienen vorbei, und auch seine On-off-Beziehung zur südafrikanischen Millionärstochter Chelsy Davy war aus den Schlagzeilen verschwunden. Lieber forderte er im März den jamaikanischen Sprinter Usain Bolt zu einem Wettlauf heraus (den er zwar nicht gewann, aber mit einer ansprechenden Leistung als ehrenvoller Zweiter beendete). Er diente als Soldat in Afghanistan, verfolgte ernsthaft seine Ausbildung als Hubschrauberpilot und machte zuletzt auf der Ehrentribüne des Londoner Olympiastadions bei der Abschlussfeier eine beinahe schon majestätische Figur, als er die Königsfamilie offiziell vertrat - und sich als Zuschauer der Spiele volksnah gab.

Diesen Eindruck hatte auch die 20 Jahre alte britische Bahnrad-Olympiasiegerin Laura Trott gewonnen, die dem "Daily Telegraph" erzählte, wie sie mit Prinz Harry beim Beachvolleyball-Turnier Bier getrunken hatte: "Wir hatten keinen Flaschenöffner, weil die auf den Zuschauerrängen ja nicht erlaubt sind. Also hat er das mit den Händen gemacht." Doch dann "flog der Deckel und flog und streifte ganz knapp den Kopf eines Typen. Harry meinte: 'O mein Gott!'" Von den Royals, die sie als zweifache Goldmedaillengewinnerin kennenlernen durfte, sei Prinz Harry "der Beste", meinte Laura Trott, "du erwartest nicht, dass er so normal ist."

"O My God!" dürfte angesichts der zweifelhaften Wiederauferstehung ihres Enkels als trinkfester Feier-Prinz jedoch wieder die Großmutter ausgerufen haben, Königin Elizabeth II., die einzige skandalfreie Konstante im Hause Windsor, seit 60 Jahren schon. Dabei ist sie gesegnet mit einem Ehemann, der schon in so manches Fettnäpfchen getreten ist. So redete Prinz Philip Helmut Kohl mit "Herr Reichskanzler" an und lästerte öffentlich darüber, "dass in China alles gegessen wird, was vier Beine hat, es sei denn, es ist ein Tisch". Sie hat die tragische "Ménage-à-trois" zwischen ihrem Sohn, Prinz Charles, seiner Frau Diana und seiner Geliebten Camilla Parker-Bowles genauso überstanden wie die in die Brüche gegangene Ehe ihres Zweitgeborenen, Prinz Andrew, mit der Bürgerlichen Sarah Ferguson, die sich ihre Zehen von einem Herrn lutschen ließ, bei dem es sich nicht um ihren Ehemann gehandelt hatte. Und nun die nackten Tatsachen von Harry!

Doch das britische Königshaus wird auch diesen Skandal überstehen. Allerdings hat die Monarchie trotz des Vorzeigepaares William und Kate einiges von ihrem Zauber verloren. Es werden immer wieder Stimmen nach Reformen laut. So wünscht sich die Labour-Partei, dass das Erbrecht geändert wird und in Zukunft auch erstgeborene Töchter Thronfolgerinnen werden. Bislang gilt das nur für die Söhne. Sicher ist nur: Die Queen wird nicht aus Altersgründen abdanken. Denn Königin zu sein ist für Elizabeth II. ein Amt auf Lebenszeit.