Die Schauspielerin feiert heute runden Geburtstag und sagt: “Altersrollen sind ihre Besten.“ Und: „Im Moment bin ich voller Lebenslust“

Berlin. Mit dem 70. Geburtstag am heutigen Donnerstag beginnt für Hannelore Elsner ein „neue Lebenszeit“. So hat es die Schauspielerin in Interviews ausgedrückt. „Im Moment bin ich voller Lebenslust“, sagt sie. Im ARD-Porträt „Deutschland, deine Künstler“ offenbart sie aber auch: „Ich erschrecke zum ersten Mal in meinem ganzen Leben vor so einem Geburtstag. Es ist mir ein bisschen unheimlich.“ Aber schon im nächsten Atemzug schwärmt sie: „Aber das ist ja ein solches Abenteuer!“ Sie verfüge über die „Begabung zur Freude, dass man am Leben ist“.

In ihrem Alter wünscht sie sich Rollen mit einem Frauenbild jenseits der Klischees negativer Eigenschaften: „Frustrierte, einsame, ekelhafte, misstrauische und neidische alte Frauen“ möchte sie nicht spielen. „Ich möchte die anderen Seiten zeigen, die eine Frau wie ich haben kann.“

Sie hat das Glück, dass Regisseure ihr auch viel zutrauen und sie manchmal gegen den Strich besetzen wie Dany Levy in seiner Komödie „Alles auf Zucker!“ als blond gefärbte proletarische Berlinerin. Demnächst ist Elsner wieder in einer Kinokomödie zu sehen: In „Wer’s glaubt, wird selig“ (Kinostart 16. August) spielt sie eine gottesfürchtige Schwiegermutter. Regisseur Marcus Rosenmüller sagt über den Star: „Eine Aura ist da schon um sie rum.“

+++ Es geht um viel mehr als um das Vergessen +++

Ihr Kino-Comeback hatte Elsner im Jahr 2000 mit der Darstellung der desillusionierten und depressiven Schriftstellerin im Film „Die Unberührbare“ von Oskar Roehler. „Liebe Hanne, das war die Rolle deines Lebens“, sagte Bernd Eichinger, als er ihr dafür den Bayerischen Filmpreis überreichte. Zuvor hatte sie den Deutschen Filmpreis als beste Schauspielerin bekommen.

Die als grandios gelobte Schauspielkunst war bahnbrechend: Seither bekommt sie weitere Charakterrollen angeboten, von denen viele Kolleginnen nur träumen können. 2003 erhielt sie erneut den Deutschen Filmpreis für ihre Leistung in „Mein letzter Film“. „Das schönste aller Preishochgefühle ist, dass ich es verdient habe“, sagte sie da. Ihre späte Anerkennung hat sie einmal so erklärt: „Mir stand mein Hübschsein oft im Weg, und ich habe viele Rollen, die ich interessant gefunden hätte, wahrscheinlich deswegen nicht bekommen.“

„Ich wollte gut werden“

Sie hatte sich schon mit 14 Jahren für den Schauspielberuf entschieden. „Ich hatte keine Karriereziele. Ich wollte gut werden“, sagt sie. 1942 wurde sie im oberbayerischen Burghausen geboren. Sie war acht Jahre alt, als ihr Vater starb. Ihr Mutter sei ihr „mit ihrer überfreundlichen Art, mit ihrem lächerlichen Stolz auf mich“ auf die Nerven gegangen, ihr gegenüber sei sie ruppig und schwierig gewesen.

Als Schülerin stellte sie sich die Filmwelt „vor allem romantisch“ vor. Sie sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Die Nouvelle Vague hat mich ganz sehnsüchtig gemacht, ’Jules und Jim’ oder ’Außer Atem’. In solchen Pariser Wohnungen wollte ich leben. Diese Lässigkeit, den ganzen Tag Zigaretten rauchen und Rotwein trinken, reden und nachdenken, dabei gestreifte T-Shirts tragen und diese wilden Haare, dieser Müßiggang, dieses zugleich Schwere und Leichte.“

+++ Hannelore Elsner kämpft gegen das Vergessen +++

Mit ihrer Schönheit und Ausstrahlung erregte sie gleich Aufsehen - erst auf Bühnen in München, dann auch in Kino und Fernsehen. Nach ihrem viel gelobten Einsatz in einem Will-Tremper-Film landete sie in Produktionen wie „Die Lümmel von der ersten Bank“. Regisseur Alf Brustellin, der auch ihr Lebenspartner war, verschaffte ihr mit dem Film „Berlinger“ den Durchbruch zu internationaler Anerkennung. Regisseure wie Wolfgang Staudte oder Ulrich Edel forderten sie. Die größte Popularität aber erlangte Elsner mit der ARD-Reihe „Die Kommissarin“. Als Ermittlerin in Pumps wurde sie jedoch auch zur Zielscheibe kabarettistischen Spotts: Luise Kinseher machte sich über die Posen der Schauspielerin lustig.

Frankfurt, der Tatort der „Kommissarin“, ist seit 20 Jahren Elsners Wohnort. Dort hatte sie auch eine ihrer wenigen Theaterrollen im Solostück „Eine tot-normale Frau“ von Jan Fabre. Auf einer Berliner Bühne trug sie „Vagina-Monologe“ vor. Nun erklärte sie im ARD-Porträt: „Theaterspielen will ich nicht mehr, weil ich so ein Lampenfieber habe.“