Stuttgart (dpa/lsw). Selbst in Vorstellungsgesprächen wird man nach ihnen gefragt - schließlich stellen Hobbys auch einen Teil der eigenen Identität dar. Welches auch immer jemand ausübe, es sollte freiwillig sein, sagen Experten.

Schier unendlich an der Zahl scheinen die Freizeitvergnügen von Menschen, auch Hobbys genannt: Bei manchen ist es die Modelleisenbahn im Keller, andere kochen, backen, nähen, basteln und malen in ihrer Freizeit, was das Zeug hält.

Allein auf Instagram finden sich unter dem Hashtag #hobby 25,5 Millionen Beiträge. «Welches Gewicht nehmt ihr für eure Teiglinge und wie groß werden die Pizzen?», fragt ein Mitglied in der öffentlichen Facebook-Guppe «Hobby-Pizzabäcker. ICH LIEBE PIZZA». «Es gibt so eine Faustregel, die besagt 9 gr. je cm Durchmesser. Meine Pizzen haben ca. 24 cm und der Teigballen wiegt ca. 220 gr.», antwortet ein anderes Mitglied der Gruppe in einem Beitrag. Pizza-Fans posten auf dieser Seite ihre Pizza-Öfen oder ihre Rezepte.

Das Internet hilft ein Hobby zu leben und zu teilen

Viele Menschen haben ungewöhnliche, skurrile und nicht alltägliche Hobbys, die sich von 08/15-Hobbys abheben. Darunter sind beispielsweise Schwertkämpfe, Tauziehen und Kalligraphieren oder Steckenpferdreiten (Hobby Horsing). Wozu sind Hobbys aber gut? Und haben sie sich im Laufe der Zeit verändert, etwa durch das Internet?

«Alle Freizeitgestaltungen und Hobbys haben ganz viel mit emotionalen Erfahrungen zu tun. Für viele Menschen sind Hobbys oft ein ganz zentraler Ankerpunkt in ihrem eigenen Leben und auch im Zusammenleben mit anderen Menschen. Freizeitgestaltungen führen uns zusammen», sagt Christoph Bareither vom Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen. Bareither geht davon aus, dass das Internet bei dieser Zusammenführung eine treibende Kraft ist: «Das Internet kann uns neue Möglichkeiten eröffnen, ein Hobby zu leben und vor allem es mit anderen zu teilen.»

Auch Zukunftswissenschaftler Ulrich Reinhardt von der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen beschäftigt sich mit Hobbys und den Menschen, die sie ausüben. Er sagt: «Ein Hobby ist ein persönliches Steckenpferd, also etwas, was mit Leidenschaft, Freude, Spaß und freiwillig verrichtet wird.» Hobbys böten in der Regel einen Ausgleich zu den Aufgaben und Verpflichtungen des Alltags. Sie dienten der Entspannung sowie dem Stressabbau und steigerten das allgemeine Wohlbefinden. «Zudem bringt ein Hobby Bestätigung. Entsprechend hoch ist der Stellenwert des Hobbys und zwei von fünf Deutschen würden gerne noch mehr Zeit für das persönliche Hobby haben», sagt Reinhardt.

Was macht einen selbst glücklich?

Um das passende Hobby für sich zu finden, sollte man laut Reinhardt sein persönliches Wohlergehen zum entscheidenden Kriterium machen. «Fragen wir uns: Was macht uns glücklich? Freizeitdruck oder auch Freizeitstress entsteht häufig dann, wenn man sich zu sehr über das Erlebte identifiziert oder auch einer Art Gruppenzwang unterliegt. Nur weil gerade vermeintlich «alle» ein bestimmtes Hobby haben, oder es in ist, Likes zu bekommen, muss dieses nicht auch für einen selbst passen.» Analysen hätten ergeben, dass sich eine Mehrheit der Bundesbürger mehr Zeit für spontane Aktivitäten, mehr Erholung und weniger Stress in der Freizeit wünsche. Und: Deutlich mehr Männer geben an, ein Hobby zu haben.

Reinhardt betont, dass der Freizeitmarkt sich ständig verändere und wachse. Viele Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen, habe es vor wenigen Jahrzehnten noch nicht gegeben. «Denken wir nur an die ganzen technischen Möglichkeiten und auch den Sportbereich. In den 1960er Jahren gab es rund 30 verschiedene Sportarten, die ein Bürger ausüben konnte - heute kann er aus über 350 wählen. Entsprechend all dieser Möglichkeiten hat sich auch die Hobbylandschaft ausdifferenziert und spezialisiert.» Der Forscher rät den Menschen, sich bei der Suche nach einem Hobby nicht vom Internet verleiten zu lassen. «Im Idealfall ist die Freizeit die Zeit, in der man etwas tut, weil man es möchte, nicht weil man es muss oder sich dazu verpflichtet fühlt.»