Berlin. Ob Sofa oder Pullover: Die Farbtöne im neuen Jahr sorgen für Geborgenheit und machen Hoffnung. Was das mit Corona zu tun hat. Und warum Dschungel-Prints auf T-Shirts angesagt sind.

2020 ist vorbei und die Pandemie wütet noch immer. Durch Lockdown und Quarantäne hat sich nun auch das Farbbewusstsein der Deutschen verschoben, sagen Experten.

Als Trendfarben für 2021 hat das Farbinstitut Pantone einen freundliches Gelb- und einen sanften Grauton auserkoren. Das soll Beständigkeit und Zuversicht vermitteln.

"Es gibt in der Tat eine Rückbesinnung auf einen Farbpragmatismus", sagt der Farbforscher und Designer Axel Venn. Die Tendenz zu gedeckten Tönen beobachte Venn im Interieur-Bereich sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Menschen. "Die Leute binden sich nicht an allzu viel Experimentelles."

Die Ruheinsel daheim

Auch laut der Trendberaterin Gabriela Kaiser sind im neuen Jahr nüchterne Farben angesagt. Sie sagt, dass das eine gesellschaftliche Reaktion auf das Virus ist. "Es gibt Menschen, die jetzt eine Ruheinsel zu Hause haben wollen."

Farbexpertin und Designerin Hildegard Kalthegener sieht das ähnlich. Sie plädiert für einen achtsamen Umgang mit den Farben. "Grau bleibt eine wichtige Farbe." Daneben empfiehlt sich für die Inneneinrichtung aber auch "alles, was sich zwischen Leinen, Lehm und Sand abspielt." Umschreiben lässt sich das laut Kalthegener als eine "langlebige Palette".

Venn fasst einen der Farbtrends derweil unter dem Begriff "Greige" zusammen. Die Farbe, die mitunter als "Nichtfarbton" bezeichnet wird, setzt sich aus Grau und Beige zusammen. Diese Farben sind laut Kaiser übrigens zeitlos und zudem eine "tolle Basis", um im Nachgang ganz bewusst Farbakzente in der eigenen Wohnung zu setzen. Naturtöne als Hoffnungsschimmer, sozusagen.

Wer mit Grau an Wand und Möbeln so gar nicht warm wird, für den empfiehlt Kaiser die deutlich herzlichere Farbe Beige. "Das kann bis zu einem lebendigen Karamell führen. Das kennt man von italienischen Lederfarben in der Mode." Und Venn ergänzt: "Gelb ist wichtig. Aber es muss immer sehr lehmartig gefärbt sein."

Naturfarben als Sehnsuchtsort

Dennoch sieht Kaiser den Wunsch nach expliziteren Naturfarben. "Das sind saftige Grüntöne, die wir aus der Natur und unserem Garten kennen." Rückführen lässt sich diese Natursehnsucht nach Meinung der Expertin auch auf die Zeit während des Lockdowns, in der wir mehr in den eigenen vier Wänden und weniger im Freien verbracht haben.

2021 wird also das Jahr der gedeckten Farben sowie "der neuen Form authentischer Gemütlichkeit", sagt Venn. In der Praxis lässt sich die Faustformel dann nach Kalthegener zum Beispiel so anwenden: "Bei der Couch wird man versuchen, etwas zwischen Grau und Braun zu finden. Tabak ist da eine gute Farbe."

Wie das Wohnzimmer, so die Mode

In der Mode sind 2021 vor allem Monochrom-Looks angesagt. Darin bewege man sich im Ober- und Unterteil in einer Farbe, erklärt Kaiser. "Zum Beispiel Beige in Beige oder Weiß in Weiß". Hellgrau und Beige lassen sich laut der Expertin aber ebenso gut miteinander kombinieren.

Farbakzente können bei der Kleiderwahl dann etwa mit Quietschgelb und Grasgrün gesetzt werden. Die Mode pendelt 2021 ästhetisch zwischen der Besinnung auf das Wesentliche und einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.

Für Kalthegener steht der Couleur-Charakter der Kleidung im neuen Jahr ganz im Zeichen einer unaufgeregten Entschleunigung: "Ich glaube, dass Schnelllebigkeit, Glanz und Glitzer verschwinden werden. Alles, was nachhaltig und naturorientiert ist, wird bleiben."

Wie man beim Online-Shopping danach am besten Ausschau hält? "Diese Farben erkennt man auf den zweiten Blick. Sie springen einen nicht an und pendeln zwischen bunt und unbunt", sagt Kalthegener.

Wer es doch etwas wilder mag, für den gibt Kaiser Entwarnung: Ein Blick auf die Modetrends 2021 verrät ihr, dass sich die Designer den pandemiebedingten ausgefallenen Urlaub in Mustern und Grafiken zurückholten. "Das war wie eine Kreuzfahrt auf dem Pullover." Als Beispiel nennt sie Dschungel-Prints. "Der vereint Naturerleben mit Fernreisen."

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