“Und denkt daran“, sagen Oma und Opa zu den Kindern beim Abschied nach dem 70. Geburtstag, “eine Urne reicht, bloß kein ...

... großes Grab. Ihr sollt doch keine Last mit mir haben." Beklemmend: Da stirbt uns in zehn, 20 Jahren eine Generation weg, die kein Aufhebens machen möchte über das, was sie hinterlässt. Schnucki kriegt das Haus, Hansi das Auto, der Nachbar den Hund. Doch wer erbt die Passwörter im Internet? Mit denen man sich einloggen, up- und downloaden, skypen und sich sonstwie digital tummeln kann?

Der Interessenverband Bitkom rät, mit dem "digitalen Nachlass" sorgfältiger umzugehen. Das Erbe im Netz kann schließlich so vernichtend offenherzig sein wie ein gedrucktes Tagebuch - und die Erben haben das Recht auf die Benutzerkonten des Verstorbenen. Die Internet-Anbieter müssen die Passwörter herausrücken. Besser, man hinterlegt sie bei einem Notar.

Dort erfährt man dann auch, welche Existenzen der Verstorbene virtuell pflegte: die beiden Profile bei Facebook, das eine fürs Business, das andere zum Flirten, die geheimen Mails vom privaten Postfach. Da wird jede Passwort-Erbschaft zur Eintrittskarte in eine verdorbene Welt. Wie alles im Netz ist auch der letzte digitale Wille ein Geschäft. Das schwedische Unternehmen Mywebwill (Mein Internet-Testament) bietet für schlappe 125 Euro plus 25 Euro jährlich ein Netz-Vermächtnis an: Hier regelt man, wer welche Passwörter zugemailt bekommt, welche Profile auf welchen Seiten gelöscht werden sollen.

Damit alles auch seine Ordnung hat, erhält Mywebwill im Todesfall eine Mail vom amtlichen Melderegister. Günstiger noch als bei den Schweden gibt es das Testament 2.0 bei Deathswitch.com (19,95 Dollar). Der Haken an diesen Start-up-Unternehmen: Meist ereilt sie der plötzliche Firmentod. Im Internet schon beerdigt, aber sonst noch quietschfidel? Das sollte man genau abwägen, bevor man das letzte Passwort abgibt.