Berlin. In Panama legen Forscher die prachtvolle Grabstätte eines geheimnisvollen Mannes frei. Der „Herr der Flöten“ wurde reich bestattet.

In Panama, mitten auf der Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika, liegt einer der interessantesten Fundstätten der Amerikas. Im Ort Ort El Caño legen Archäologen seit den 1970er-Jahren faszinierende Gräber frei, die noch aus der Zeit vor Kolumbus stammen. Jetzt entdeckten die Forscher das uralte Grab eines besonders rätselhaften Mannes.

Das Grab stammt aus dem Jahr 750 n. Chr. und ist damit bereits die neunte Ruhestätte, die die Archäologen seit Beginn der jüngsten Ausgrabungen 2008 fanden. In einer Pressemitteilung des panamaischen Kulturministeriums vom 1. März berichten sie von dem „Herrn der Flöten“, wie sie ihn getauft haben .

„Herr der Flöten“ war mit prunkvollen Goldobjekten bestattet

Ein Team unter der Leitung von Dr. Julia Mayo, Direktorin der El Caño Foundation, legte das Grab des zum Todeszeitpunkt mutmaßlich 30 bis 40 Jahre alten Mannes frei. Weil er mit vielen Tierknochenflöten beerdigt war, bezeichnen sie ihn als „Herr der Flöten“. Die Flöten verwendete er vermutlich für religiöse Zeremonien.

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Die Archäologen fanden den Körper mit dem Gesicht nach unten und über dem Körper einer Frau begraben, so die Pressemitteilung. Die Beziehung, die der Mann zu der Frau gehabt haben könnte, ist bisher unbekannt, erklärte Mayo. „Die Gesicht-nach-unten-Bestattung war zu dieser Zeit in dieser Region üblich, aber die Positionierung des Mannes über der weiblichen Person nicht“, ergänzte Nicole Smith-Guzmán, Kuratorin für Archäologie am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama-Stadt gegenüber „CNN“.

Was diese Entdeckung ebenfalls besonders spannend macht, ist die Anwesenheit einer Vielzahl von Goldobjekten, darunter Brustpanzer, Gürtel, Armbänder, Halsketten und mehr. Diese prächtigen Schmuckstücke zeugen demnach von der Macht und dem Prestige des Bestatteten und könnten darauf hindeuten, dass er großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss hatte.

Nach den Untersuchungen an dem Grab sind sich die Wissenschaftler sicher: El Caño muss als zeremonielles Zentrum und Begräbnisstätte für die Eliten der Coclé-Gesellschaft gedient haben.
Nach den Untersuchungen an dem Grab sind sich die Wissenschaftler sicher: El Caño muss als zeremonielles Zentrum und Begräbnisstätte für die Eliten der Coclé-Gesellschaft gedient haben. © fundacion el cano | Dr. Julia Mayo

Menschenopfer: Andere Toten waren wohl Begleiter für das Jenseits

Neben den Goldobjekten wurden jedoch noch weitere spektakuläre Funde gemacht – die Wissenschaftler stießen auf zusätzliche menschliche Überreste in der Nähe des Mannes. Dr. Mayo erklärte, dass sie ähnliche Muster zwischen diesem Grab und den acht zuvor untersuchten Gräbern festgestellt hätten, was darauf hindeute, dass die anderen Körper wahrscheinlich Menschen waren, die geopfert wurden, um den Verstorbenen auf seiner Reise ins Jenseits zu begleiten.

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Sie erläuterte, dass es den Anschein habe, dass die neu entdeckten Überreste alle zur gleichen Zeit beigesetzt wurden und ebenfalls Anzeichen eines rituellen Todes aufwiesen. Die Ausgrabung ist noch nicht abgeschlossen, daher sei unklar, wie viele Körper sich genau im neu entdeckten Grab befinden, aber die anderen acht Gräber hätten jeweils zwischen acht und 32 Körper enthüllt.

Forscher schließen von den reichen Grabbeigaben auf die hohe Bedeutung der Ahnenverehrung für die damalige Geesellschaft.
Forscher schließen von den reichen Grabbeigaben auf die hohe Bedeutung der Ahnenverehrung für die damalige Geesellschaft. © fundacion el cano | Dr. Julia Mayo