Berlin. Archäologen ist bei Ausgrabungen in Großbritannien ein großer Fund gelungen. Die Entdeckung wirft Fragen auf – und liefert Hinweise.

Archäologen haben in Großbritannien an einer bekannten Ausgrabungsstätte neue Funde unerwarteten Ausmaßes gemacht. Schauplatz der überraschenden Entdeckung ist die archäologische Ausgrabungsstätte Sutton Hoo im Osten Englands. Bereits im vergangenen Jahr hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier die Überreste einer großen königlichen Holzhalle freigelegt. Der Fund hatte bestätigt, dass der Ort einst eine Siedlung ostenglischer Könige war.

Bei weiteren Ausgrabungen im Sommer 2023 sind Wissenschaftler auf neue Funde gestoßen. Die Ergebnisse der jüngsten Forschung wurden jetzt vom Suffolk County Council und dem University College London veröffentlicht. Demnach ist das Gelände, auf dem die königliche Siedlung einst errichtet wurde, mehr als doppelt so groß wie zunächst angenommen. Zudem soll sie von einem 1,5 Kilometer langen Graben umgeben worden sein. Insgesamt erstreckte sich die Siedlung über 15 Hektar Land. Das entspricht in etwa 20 Fußballfeldern.

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Sutton Hoo: Archäologen arbeiten seit drei Jahren auf dem Gelände

„Die Ausgrabungsergebnisse zeigen eindrücklich, wie mächtig und reich die ostenglischen Könige waren – und wie kultiviert ihre Untergebenen waren“, sagte Christopher Scull, der das Projekt wissenschaftlich betreute. Unter den neuen Ausgrabungen sei auch ein ungewöhnlich robustes Gebäude gewesen. Das etwa fünf Meter breite und zehn Meter lange Haus wurde für einen bestimmten Zweck errichtet, vermutete Scull. Demnach seien Gebäude dieser Art für gewöhnlich als Tempel genutzt worden. „Es könnte sich um einen heidnischen Tempel für vorchristliche Opfer-Zeremonien handeln“, sagte Scull.

Die Ausgrabungen förderten aber noch weiter Gebäude zutage:

  • Drei Holzhäuser (inkl. des Tempels)
  • Aufwendige Metallarbeiten aus dem 7. Jahrhundert
  • Anlagen aus dem 4. Jahrhundert, dem Bronzezeitalter, dem Eisenzeitalter und aus der Zeit des römischen Reichs
  • Eine Scheinwerferanlage aus dem Zweiten Weltkrieg

Die Funde bezeugen damit, dass die Region bei Siedlern schon immer sehr beliebt war. Gleichzeitig scheint die königliche Siedlung vom 6. bis ins 8. Jahrhundert ein Höhepunkt in der Siedlungsgeschichte des Ortes gewesen zu sein.

Stadträtin Melanie Vigo di Gallidoro sagte: „Die diesjährigen Entdeckungen der dreijährigen Feldforschung bestätigen, die internationale Bedeutung Rendlesham‘s für die Archäologie und seine fundamentale Bedeutung für das Verständnis des frühen Englands.“

Die Ausgrabungen gelten nun als abgeschlossen. Die entstandenen Gräben sollen wieder aufgefüllt werden. Die Analyse der Fundgegenstände hingegen hat gerade erst begonnen. 2024 wird mit weiteren Ergebnissen gerechnet.