Nach der tödlichen Hai-Attacke in Ägypten ist die Angst vor den Meeresbewohnern groß. Doch die eigentliche Gefahr ist eine andere.

Die grausamen Szenen eines Hai-Angriffs an einem Strand in Ägypten sorgten international für Schlagzeilen. Ein Tigerhai verspeiste im Roten Meer mindestens den Kopf und Arm seines Opfers, bevor er später von Fischern gefangen und getötet wurde. Als die den Hai aufschlitzten, fanden sie die Überreste des getöteten Mannes. Horror-Geschichten wie diese treffen immer wieder einen Nerv. Spätestens seit dem Filmklassiker "Der weiße Hai" aus den 70er Jahren hat sich der Hai in Filmen und Serien einen Ruf erarbeitet, den er so gar nicht verdient hat.

Ein Tigerhai hat in Ägypten einen Schwimmer getötet. Die Hai-Art kommt auch in Küstennähe vor.
Ein Tigerhai hat in Ägypten einen Schwimmer getötet. Die Hai-Art kommt auch in Küstennähe vor. © iStock | istock

Im Jahr 2022 gab es laut der Datenbank "International Shark Attack File" weltweit 57 Hai-Attacken, von denen nur fünf tödlich endeten. Damit lag die Zahl der Attacken auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Die Chance, Opfer eines Hai-Angriffs zu werden, ist fast so niedrig wie ein Sechser im Lotto. Und trotzdem haben viele Reisende ein ungutes Gefühl, wenn sie im Urlaub im Meer oder Ozean schwimmen. Dabei sind Haie und andere Raubfische viel gefährdeter durch uns Menschen als wir es durch sie sind.

Laut Greenpeace werden schätzungsweise fast 100 Millionen Haie und Rochen jedes Jahr für ihr Fleisch oder als "Beifang" getötet. Viele Hai- und Rochenarten sind deshalb durch die Überfischung vom Aussterben bedroht. Das ist nicht nur schlimm für die Haie selbst, sondern auch fatal für das gesamte Ökosystem Meer. Haie sind unverzichtbar für die Balance des Lebensraums. Der menschliche Bedarf nach dem Rohstoff Fisch bringt die Welt der Haie an den Rand des Kollaps.

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Haie sind meistens absolut ungefährlich, selbst aber anfällig

Bei den meisten Haiarten stehen nicht einmal große Fische, geschweige denn Menschen auf der Speisekarte. Sie gehören zur Mitte der Nahrungskette und fressen reichlich Plankton und kleinere Schwarmfische. Zu den sogenannten Filtrierern gehören laut WWF der Walhai, der Riesenhai und der Riesenmaulhai. Die größten Hai-Arten sind also gänzlich ungefährlich. Der 20 Meter lange Walhai ist ein friedlicher Riese. Andere Mini-Haie wie der Zwerghai werden nur 20 Zentimeter lang.

 Ein Fuchshai, eine der kleineren Haiarten.
Ein Fuchshai, eine der kleineren Haiarten. © IMAGO / imagebroker

So friedlich viele Haie sind, so gefährdet sind sie durch den Menschen und seinen Müll, seine Netze und Fischerboote. Obwohl sie nicht zu den Säugetieren gehören, bringen zwei Drittel der Hai- und Rochenarten ihren Nachwuchs lebend zur Welt. Weil sie nur wenig Kinder bekommen und auch sehr spät geschlechtsreif werden, sind Haie besonders anfällig für die Überfischung der Meere. Der Klimawandel macht tötet außerdem den wichtigsten Lebensraum der Haie ab - das Korallenriff.

Doch ohne die Haie sind die Meere und Ozeane verloren. Sie halten die Bestände ihrer Beute gesund und vital und sorgen für eine Balance zwischen den Arten. Alte und kranke Tiere werden vom Hai ausgesondert, invasive Arten zurückgedrängt. Ihre Rolle für ein gesundes Ökosystem ist auch überlebenswichtig für die vielen Millionen Menschen, die auf das Meer angewiesen sind.

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Greenpeace: Haie werden für Kosmetikprodukte getötet

Wie Greenpeace berichtet werden Haie in unterschiedlichsten Produkten verarbeitet. Suppe, Sonnencreme und Medikamente - für all das werden weltweit Haie getötet. Obwohl es wie zum Beispiel in der EU vielerorts Schutzbestimmungen gibt, werden immer noch unzählige Haie als sogenannter "Beifang" mitgefangen. So sollen laut Greenpeace auf jedes Kilo Schwertfisch vier Kilo vermeintlich versehentlich mitgefangener Haifisch kommen.

Dieser Beifang wird oft in Kauf genommen und sei teilweise sogar gewollt. Denn die mitgefangenen Haie dürfen trotzdem verwertet werden. Insbesondere die Haiflosse gilt in vielen Ländern als Delikatesse, andere Bestandteile wie Haifischleberöl finden in der Kosmetikindustrie - auch in Deutschland - Anwendung.

Umweltorganisationen wie Greenpeace fordern deshalb schon seit langem einen unfassenderen Schutz der gefährdeten Meeresbewohner. So könnte ein globaler Ozeanvertrag helfen, globale Standards im Fischfang zu etablieren. Gleichzeitig müssten neue Meeresschutzgebiete ernannt werden, um die Erholung der Bestände zu fördern. Und letztlich müssen auch die Konsumenten sich immer wieder fragen, ob vielleicht Haie und andere gefährdete Arten für ein Produkt im Supermarkt oder Drogeriemarkt gestorben sind.