Berlin. Dem kaputten Kachowka-Staudamms gehen ähnliche Unglücke voraus. Wodurch Talsperren zerstört wurden und wieviele Opfer das forderte.

Tschernobyl und Fukushima zeigten eindrucksvoll, welche Gefahr menschliche Ingenieurskunst mit sich bringen kann. Spätestens seitdem ein Tsunami im Atomkraftwerk Fukushima einen Super-Gau auslöste, weiß die Menschheit: Atomkraftwerke sind gefährlich.

Deutlich unter dem Radar scheinen hingegen Staudämme zu sein, die auf der ganzen Welt gewaltige Wassermassen aufhalten. Doch die jüngst erfolgte Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine zeigt, welche Gefahr auch von diesen Bauwerken ausgeht. Der Vorfall in der Ukraine war allerdings nicht das erste Staudammunglück der Menscheitsgeschichte. Hier ein Überblick.

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Staudämme: Deutschland wurde bislang weitesgehend verschont

Deutschland verzeichnet in seiner Geschichte verhältnismäßig wenig Staudamm-Unfälle, wobei der Zweite Weltkrieg auch an diesen Bauwerken nicht spurlos vorbeigegangen ist. Die Möhnetalsperre in Nordrhein-Westfalen etwa wurde 1943 von britischen Bombern zerstört.

Die Zerstörung der Möhnetalsperre ist wohl der bekannteste Dammbruch Deutschlands.
Die Zerstörung der Möhnetalsperre ist wohl der bekannteste Dammbruch Deutschlands. © Julian Stratenschulte/dpa

In Folge dessen schwappte eine große Flutwelle die Möhne und Ruhr hinunter. Die genaue Zahl der Todesopfer ist unbekannt, Angaben variieren teils stark, aber man geht von bis zu 1600 Toten aus. Die von den Briten beabsichtigte Zerstörung der Industrie, vor allem bei der Herstellung von Rüstungsgütern, blieb aber weitegehend aus.

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Chinas Geschichte erlebte viele Dammbrüche – einer war besonders dramatisch

Im 20. Jahrhundert gab es zudem zahlreiche Dammbrüche in China, wobei auch immer wieder Menschen ums Leben kamen. Besonders viele Opfer forderte der Bruch des Banqiao-Staudamms in der Provinz Henan. Die Todeszahlen schwanken, aber es wird von bis zu 26.000 Opfern ausgegangen.

Ursache war ein Taifun, der im Jahr 1975 eine Flutwelle auslöste, die dann den Banqiao-Staudamm zum Einstürzen brachte. In Folge dessen zerstört die Flutwelle wie eine Kaskade 62 weitere Staudämme. Die Katastrophe forderte nicht nur unzählige Opfer, sondern löste auch eine Hungersnot aus.

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Gesteinsbrocken lösten Flutkatastrophe in Norditalien aus

In Europa ist außerdem die Katastrophe durch den Vajont-Fluss in den norditalienischen Alpen bekannt. Nur 100 Kilometer nördlich von Venedig führte er 1963 zur Überflutung der Stadt Longarone.

Ausgelöst wurde die Flutwelle durch einen Bergsturz, bei dem gigantische Mengen Gestein in den Stausee stürzten, der seine Kapazität sprengte. Die Vajont-Mauer hielt jedoch Stand. Die Welle überflutete die Talsperre und schoss flussabwärts. Auch Ortschaften flussaufwärts wurden zerstört. Bis zu 2000 Menschen fielen der Katastrophe zum Opfer. (fmg)