Berlin. Rammstein-Sänger Till Lindemann sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Seine Fans wollen aus Solidarität auf die Knie gehen.

Seit Tagen sieht sich der Sänger der Band Rammstein mit Vorwürfen konfrontiert: Mehrere Frauen werfen Till Lindemann unter anderem systematische Rekrutierung zum Geschlechtsverkehr und Machtmissbrauch vor. Die Rede ist von zum Teil beängstigenden Situationen im Umfeld von Konzerten. Die Band hat angekündigt, die Vorwürfe prüfen zu lassen.

Während die Aufklärung der Vorwürfe andauert – für Lindemann gilt wie für jeden Beschuldigten zunächst die Unschuldsvermutung – stellt sich ein Teil der Rammstein-Fans klar auf die Seite der Band. Bei deren Konzerten in dieser Woche, vier Auftritte im Olympiastadion in München, sollen verschiedene Solidaritätsaktionen geplant sein. Das geht aus Beiträgen auf Instagram sowie in mehreren Facebook-Fangruppen hervor.

Nach Vorwürfen gegen Till Lindemann: Rammstein-Fans wollen auf die Knie gehen

Man bereite eine "kleine Überraschung" vor, heißt es in einem der Beiträge. Und weiter: "Liebe ist für alle da, auch für Rammstein!"

Konkret wollen die Fans am Ende der Konzerte auf die Knie gehen. Das hat einen besonderen Hintergrund: Nach Auftritten fällt die Band regelmäßig zum Abschied vor ihren Fans auf die Knie. Dieses Zeichen der Dankbarkeit wollen einige Fans nun erwidern: "Wenn sie knien, knien wir mit ihnen", heißt es in den sozialen Netzwerken. Zudem wollen die Fans dann eine umgetextete Version des Rammstein-Liedes "Ohne Dich" singen, in dem es dann "Ohne Euch können wir nicht sein" heißt. Lesen Sie auch: Vorwürfe gegen Till Lindemann – Rammstein äußert sich

Kniefall ist Zeichen der "Black-Lives-Matter"-Bewegung

Der Kniefall hat aber seit den Black-Lives-Matter-Protesten eine weitere Bedeutung bekommen. Footballer Colin Kaepernick sank als Teil der "Black Lives Matter"-Bewegung auf die Knie während die US-Nationalhymne gespielt wurde. Er machte damit auf tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen aufmerksam.

Colin Kaepernick bei einem Kniefall während der US-Hymne, im November 2016.
Colin Kaepernick bei einem Kniefall während der US-Hymne, im November 2016. © IMAGO / ZUMA Wire

Sein Kniefall im Jahr 2016 löste eine Reihe von Solidaritätsaktionen aus und führte schlussendlich dazu, dass er seine Karriere beenden musste. 2017 verlor Kaepernick seinen Job im Profisport. Heute gilt der Kniefall als die Protestgeste der BLM-Bewegung schlechthin, auch weil er mit ihr alles riskierte.

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Im Jahr 2020 bat NFL-Boss Roger Goodell den geschassten Sportler öffentlich um Verzeihung. "Ich wünschte, wir hätten früher zugehört, Kaep, weshalb du gekniet hast und wofür du Aufmerksamkeit haben wolltest", sagte Goodell.

Angesichts der schweren Vorwürfe gegen Lindemann scheint diese Geste also zumindest fragwürdig – kapert sie doch das Symbol von Menschen, die nicht wie Rammstein oder ihr Frontman mit Missbrauchsvorwürfen umgehen müssen, sondern sich vor tödlicher Gewalt schützen. (pcl/nfz)