Berlin. Es gibt Orte, die mit dem Fahrrad unattraktiv sind – und solche, denen nachgesagt wird, dass sie besonders gut befahrbar seien. Was ist dran?

Ob zur Arbeit, zur Schule, oder um den Urlaubsort zu erkunden: Mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, ist klimafreundlich und man bewegt sich – das ist gut für den Körper und hält fit.

Radeln wird immer beliebter: Über 80 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen das Fahrrad, 55 Prozent der Menschen halten das Rad sogar für unverzichtbar im Straßenverkehr. Das besagen aktuelle Zahlen des deutschen Verkehrministeriums.

Obwohl so viele Bürgerinnen und Bürger das Fahrrad nutzen: Deutsche Städte könnten noch einiges tun, um fahrradfreundlicher zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt der ADFC-Fahrradklima-Test 2022.

Fahrradklima-Test: Was hat es mit der Umfrage auf sich?

Bei dem Test handelt es sich um eine nicht repräsentative Umfrage, die alle zwei Jahre vom Fahrrad-Club ADFC, der weltweit größten Interessenvertretung von Radfahrerinnen und -Fahrern, zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur durchgeführt wird. 2022 haben rund 245.000 Radfahrerinnen und -Fahrer teilgenommen – so viele wie noch nie zuvor. Sie stimmten darüber ab, wie zufrieden sie mit den Radwegen, den Abstellmöglichkeiten für Räder und der Wegführung in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde waren. Rund 1114 deutsche Städte und Gemeinden wurden geprüft.

Die Ergebnisse sind laut ADFC "ernüchternd": Die Fahrradfreundlichkeit habe weiter leicht abgenommen – es gibt lediglich die Durchschnittsnote 3,96 für Deutschland. In den großen Metropolen tue sich etwas mehr für den Radverkehr, auf dem Land hingegen passiere wenig. Punkte, die abgefragt wurden, waren mitunter, wie gut man ins Stadt- oder Ortszentrum radeln kann, wie zügig das geht und wie die Straßenführung an Baustellen ist.

Die Umfrage zeigt, wie unzufrieden die Menschen mit der Radverkehrspolitik sind: 80 Prozent der Radfahrerinnen und -Fahrer empfinden deutsche Radwege als zu schmal und 70 Prozent der Befragten fühlen sich beim Radfahren nicht sicher. Der ADFC fordert daher, dass die Infrastruktur für Räder flächendeckend ausgebaut wird und ruft die Kommunen auf, in den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu gehen, um gemeinsam Pläne für ein besseres Radnetz zu schmieden. Lesen Sie auch: Kompakte E-Bikes: Fünf Räder mit kleinem Rahmen im Test

Fahrradstädte: Diese deutschen Großstädte schneiden vergleichsweise gut ab

Auch wenn es viel Kritik vom ADFC gibt: Es wird auch Lob geäußert. So wird hervorgehoben, dass insbesondere große Städte wie Frankfurt am Main, Hamburg und Köln ihr Fahrradklima signifikant verbessert haben und so den Gesamtschnitt der Metropolen nach oben ziehen (Schulnote 4,0). Die drei Städte haben ihre Radwege verbreitert und hätten generell mehr für Räder getan. Hamburg hat beispielsweise ein besseres Mietradsystem entwickelt.

Welche Großstädte (mehr als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner) sind im Test am beliebtesten? Eine Übersicht der Top Fünf:

  • Auf Platz Eins: Bremen mit einer Gesamtnote von 3,57.
  • Auf Platz Zwei: Frankfurt am Main bekommt eine Wertung von 3,6.
  • Platz Drei: Hannover belegt mit 3,6 den dritten Platz auf dem Siegerpodest. Auch wenn die Note sich nicht vom zweiten Platz unterscheidet: Laut ADFC schneiden einzelne Städte trotzdem besser ab als andere. Es wurden demnach noch weitere Faktoren berücksichtigt.
  • Platz Vier: Leipzig mit der Note 3,84
  • Platz Fünf: Belegt von der Stadt München, mit der Note 3,89.

Bei den kleineren Städten, mit über 200.000 bis 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, gewinnt Münster mit einer Note von 3,0. Es gibt auch eine Sonderwertung: "Radfahren im ländlichen Raum". Mit der Note 1,7 siegt der Ort Wettringen – die Gemeinde liegt unweit von Münster.

Radfahren in der Stadt: Wo das Fahrradklima zu wünschen übriglässt

Welche Großstädte bilden das Schlusslicht im Ranking? Von den 14 Großstädten sind diese Fünf auf den letzten Rängen platziert:

  • Der letzte Platz: Platz 14, und damit der letzte Platz unter den Großstädten, geht an Essen mit der Note 4,28.
  • Platz 13: Dortmund belegt den vorletzten Platz mit der Note 4,27.
  • Platz 12: Darauf folgt die Stadt Köln mit der Note 4,24. Und das obwohl sie den ersten Platz in der Kategorie "Aufholer" – die Stadt mit der besten Entwicklung – gewinnt.
  • Platz 11: Auf diesem Platz landet Stuttgart mit einer Gesamtnote von 4,20.
  • Platz 10: Nürnberg erhält den zehnten Rang mit der Wertung 4,16.

Insgesamt lässt sich aus dem Fahrradklima-Test festhalten: So richtig zufrieden sind die befragten Radlerinnen und Radler nicht. ADCF-Bundesvorsitzende Rebecca Peters sagte in einer Pressemitteilung des ADFC: „Radfahrende wünschen sich bessere und breitere Radwege, weniger Konflikte mit Autofahrenden, weniger Falschparkerinnen und -Parker auf Radwegen und sichere Baustellenumleitungen. Einige Großstädte haben investiert und konnten sich verbessern. Auf dem Land hingegen tut sich nicht viel, obwohl es auch hier großes Potenzial und viele Möglichkeiten zur Förderung des Radverkehrs gibt. Viele Radfahrende sind unzufrieden."

Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing äußerte sich gegenüber des ADCF zur Umfrage. Er appellierte an die Städte mit einer schlechten Wertung, die Förderangebote des Bundes zu nutzen und in den Radverkehr zu investieren. (emi)