Berlin. Der sogenannte “Schicksalsstein“ wird bei Charles Krönung verwendet. Forscher haben darauf versteckte Symbole und Zeichen entdeckt.

Bei der Krönung von Charles III. im Mai wird ein geschichtsträchtiger Stein eine wichtige symbolische Rolle spielen. Der sogenannte Schicksalsstein (Englisch: "Stone of destiny") ist seit Jahrhunderten Teil der Krönungszeremonien schottischer, englischer und schließlich britischer Monarchen. Der Stein gilt als heilig, seine Herkunft ist ungeklärt. Bei Charles' Krönung wird er in den Thron eingefügt.

Forschende haben nun versteckte Zeichen auf dem Stein entdeckt, die sie der Lösung des Rätsels um seine Ursprünge näherbringen könnten. Die öffentliche Organisation "Historic Environment Scotland" (HES), die sich um das historische Erbe von Schottland kümmert, fertigte ein 3D-Modell des Steins an, auf dem es "Anomalien" gebe.

Auf dem 3D-Bild sind deutlich römische Zeichen zu erkennen. Die drei "X" gefolgt von einem "V" machen es wahrscheinlich, dass es sich dabei um römische Zahlen handelt. Die Forscher machten aber noch eine weitere Entdeckung: Spuren einer Kupferlegierung auf dem Stein sowie eine dunkle, gar schwarze Stelle deuten auf ein Relikt hin, das früher auf dem Stein platziert war.

Der Schicksalsstein ist seit Jahrhunderten Teil der Krönungszeremonie englischer und schottischer Könige. Jetzt haben Forscher bisher unbekannte mysteriöse Zeichen entdeckt. Auf dem Bild ist eine Kopie des Steins zu sehen.
Der Schicksalsstein ist seit Jahrhunderten Teil der Krönungszeremonie englischer und schottischer Könige. Jetzt haben Forscher bisher unbekannte mysteriöse Zeichen entdeckt. Auf dem Bild ist eine Kopie des Steins zu sehen. © IMAGO / agefotostock

König Charles: Mysterium um heiligen Schicksalsstein

"Es ist sehr aufregend, neue Informationen über ein Objekt zu entdecken, das so bedeutend und einmalig ist für die schottische Geschichte wie der Schicksalsstein", zitiert eine Pressemitteilung des "HES" den Leiter der Untersuchung Ewan Hyslop. Die Bedeutung der Zeichen könne man allerdings noch nicht mit genauer Sicherheit bestimmen, so Hyslop.

Auf einer Seite des Schicksalssteins wurden neue Zeichen entdeckt: Drei X und ein V.
Auf einer Seite des Schicksalssteins wurden neue Zeichen entdeckt: Drei X und ein V. © sketchfab / Historic Environment Scotland

Der Stein ist etwa 66 Zentimeter lang und 152 Kilogramm schwer. Auf einer seiner Flächen ist ein Kreuz zu erkennen. An beiden Seiten sind schwere Eisenringe eingefasst, um ihn transportieren zu können. Der Schicksalsstein wird auch "Stein von Scone" genannt, weil sich sein roter Sandstein auf eine Gegend in der Nähe des schottischen Schlosses Scone zurückführen lässt.

Die neue Untersuchung nutzte eine hochmoderne Röntgen-Fluoreszenz-Methode, um die elementare Zusammensetzung des Steins herauszufinden. Dabei fanden die Wissenschaftler auch Spuren eines Relikts aus Messing oder Bronze, das zu einem Zeitpunkt auf der Oberseite des Steins Platz hatte. Gipsspuren deuten außerdem darauf hin, dass davon ein Gipsabdruck genommen wurde. Worum es sich dabei handeln könnte, wissen die Forscher bisher nicht.

Krönung von König Charles: Geschichtsträchtiger Stein gibt Rätsel auf

Um die Herkunft des Schicksalsstein ranken sich viele Legenden, von denen sich einige sogar auf den biblischen Erzvater Jakob beziehen. Als relativ gesichert gilt, dass er ursprünglich bei der Krönung der alten schottischen Könige genutzt wurde, um die neuen Machthaber zu legitimieren.

Im Jahre 1296 griff der englische König Edward I. Schottland an und brachte den Schicksalsstein nach England. Dort ließ er ihn in seinen Thron einbauen. Seitdem wurde der Stein bei der Krönung der englischen Könige im Thron platziert. 1996 wurde der Stein an Schottland zurückgegeben, wo er seitdem ausgestellt wird.

Zur Krönung von Charles III. wird der Stein allerdings wieder nach Westminster Abbey gebracht. Dafür wird der Schicksalsstein gerade aufbereitet. Vielen Schotten gefällt das gar nicht. So mehren sich die Stimmen, den Stein nicht den einstigen Eroberern auszuliefern. So sagte der ehemalige schottische Regierungschef Alexander Salmond in einem Interview dem Sender Sky News, dass er nicht einsehe, "warum irgendeine schottische Regierung kleinlaut sagen sollte, wir geben euch das Eigentum wieder, das ihr uns vor 700 Jahren gestohlen habt." (os)