Italien/Rom. Die Befürchtung – Ostern – das höchste christliche Fest im Vatikan ohne den Papst feiern zu müssen, bewahrheitete sich nicht. Geschwächt, manchmal mit brüchiger Stimme, aber trotzdem hellwach und keineswegs amtsmüde konnte Papst Franziskus den Riten der langen Karwoche vorstehen. Gerade rechtzeitig zum Palmsonntag – zum Beginn der Osterwoche – hatte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche nach drei Nächten in einer Klinik nach einer infektiösen Bronchitis zurückgemeldet.
Papst Franziskus rechtzeitig zu Ostern zurück: So steht es um die Gesundheit des Pontifex
So konnte er dann gleich die Palmsonntagsmesse, sowie die anderen wichtigen liturgischen Feierlichkeiten der Karwoche persönlich leiten – darunter auch die Fußwaschung in einer römischen Jugendstrafanstalt am Gründonnerstag. "Ich lebe noch!", hatte Papst Franziskus nach der Entlassung vom römischen Krankenhauses Gemelli gescherzt. Die körperliche Verfassung des Papstes befeuert Spekulationen über seinen möglichen Amtsverzicht. Denn der 86-jährige Argentinier ist von mehreren gesundheitlichen Problemen geplagt – unter anderem einem Knieleiden.
In den vergangenen Wochen musste der Pontifex die meiste Zeit bei den Audienzen im Rollstuhl sitzen. Seine Knieverletzung bezeichnete Franziskus als "körperliche Demütigung". Er habe sich öfters sogar "geschämt" im Rollstuhl zu den Audienzen erscheinen zu müssen. Das Knieproblem könnte zwar mit einer Operation gelöst werden, doch Franziskus will sich nach dem vergangenen Eingriff an seinem Dickdarm 2021 nicht noch einmal unter das Messer legen. Das Problem sei die Anästhesie, die beim letzten Mal bis heute Spuren hinterlassen habe, sagte er.
Name | Papst Franziskus (86) |
Geboren | 17. Dezember 1936 in Argentinien |
Eltern | Regina Maria Sivori und Mario Jose Bergoglio |
Ausbildung | Colegio Máximo de San José (1967–1970) |
Amt | Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaats |
Franziskus muss Auslandreisen stark einschränken: Im April ist ein Ungarn-Besuch geplant
Wegen seiner Gesundheitsprobleme muss Franziskus seine Reisen einschränken. Er könne nicht in demselben Reiserhythmus weitermachen wie zuvor, gab er kürzlich zu. Eine fünftägige Reise in die Demokratischen Republik Kongo und in den Südsudan Ende Januar nahm den Papst stark mit. Um der Kirche weiter dienen zu können, müsse er sich etwas mehr schonen. Er werde aber trotzdem versuchen, weiterhin zu reisen, denn dies gehöre schließlich zu seinem Amt, sagte er kürzlich.
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Schon Ende April ist ein Besuch in Ungarn geplant. Vom 28. bis 30. April soll sich Franziskus in Budapest aufhalten. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Gespräche mit Ungarns Regierungschef Viktor Orban und am letzten Besuchstag eine große Sonntagsmesse auf dem Kossuth-Platz in Budapest. Neben Gesprächen mit der Staatsspitze und Begegnungen mit Vertreterinnen und Vertretern der Ortskirche wird Franziskus auch Geflüchtete, Kinder und Jugendliche treffen.
Papst äußert sich zu Spekulationen über Rücktritt – "Das ist eine ganz normale Option"
Ob er nach dem Krankenhausaufenthalt die Strapazen dieser neuen Reise durchstehen wird, ist fraglich. Er hofft auch immer noch, Kiew in der Ukraine besuchen zu können. Der Papst hatte in früheren Äußerungen einen Rücktritt grundsätzlich nicht ausgeschlossen, sollte sich sein Gesundheitszustand weiterhin verschlechtern. "Die Tür steht offen. Das ist eine ganz normale Option", sagte das Kirchenoberhaupt im vergangenen Herbst. Bis heute habe er aber noch nicht an diese Tür geklopft.
Franziskus: "Man kann den Papst wechseln, das ist kein Problem." Gott werde das sagen. Ob er es tatsächlich machen werde, wisse er noch nicht. Im Februar betonte er jedoch, ein Amtsverzicht stehe "derzeit nicht auf meinem Plan". Die Frage ist jetzt, ob Gesundheitsprobleme und Altersschwäche den argentinischen Papst daran hindern werden, die Reformen fortzusetzen, die er in den vergangenen Jahren einleitete – aber nicht ganz zu Ende geführt hat.
Pontifikat von Franziskus: Bilanz durchwachsen – einige offene Baustellen im Vatikan
Der Papst "vom anderen Ende der Welt" hat im ersten Jahrzehnt seines Pontifikats zwar einige wichtige Reformschritte gesetzt, die Resultate lassen in mehreren Bereichen jedoch immer noch auf sich warten. Das heikle Thema Transparenz der vatikanischen Finanzen ist zum Beispiel eine offene Baustelle. Diese wurden lange nicht nach modernen Verfahrensweisen gehandhabt, was immer wieder zur Unterschlagung von Mitteln führte. Bestimmte Lobbys im Vatikan beobachten mit Unmut Franziskus' entschlossenes Engagement für Transparenz bei Ausgaben und im Umgang mit Spendengeldern.
Die Einführung moderner Methoden durch Franziskus stößt in Teilen der Kurie auf heftigste Vorbehalte, weil dies alteingefahrene Gewohnheiten infrage stellt. Die Investitionspolitik des Vatikan hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Besonders viel Aufmerksamkeit erhält der derzeit laufende Vatikan-Strafprozess wegen Fehlinvestitionen in eine Londoner Immobilie. In diesem Zusammenhang sind zehn Mitarbeiter und Berater des Vatikan angeklagt.
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Reformen im Vatikan: Hierarchie und Kurienreform – das hat Franziskus erreicht
Unter ihnen auch Kardinal Giovanni Angelo Becciu, der früher eine zentrale Aufgabe im Staatssekretariat innehatte. Den Angeklagten werden unter anderem Veruntreuung, Betrug, Erpressung und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Der Papst hinkt auch bei seinen Bestrebungen für eine Neuorganisation der Zentrale der Weltkirche mit ihren annähernd 3000 Mitarbeitern hinterher. Das Mammutprojekt einer Kurienreform führte vor einem Jahr zur Verabschiedung der neuen Kirchenverfassung mit dem lateinischen Titel "Praedicate Evangelium".
Als revolutionär gilt der Beschluss des Papstes, dass künftig getaufte Laien, egal ob männlich oder weiblich, jede beliebige Vatikan-Abteilung leiten können. Bisher war das nur Geistlichen vorbehalten. Der Papst sagte auch dem sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche den Kampf an – nach Ansicht von Kritikern und Betroffenen-Initiativen gehe er dabei aber nicht entschlossen genug vor. Gleiches gilt mit Blick auf die Homo-Ehe, auch wenn der Papst bereits kurz nach seiner Wahl eine tolerantere Haltung gegenüber Homosexuellen angedeutet hatte.
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