Mallorca. Im Osten von Mallorca, am Strand von Sa Coma, werden Überreste von hunderten Toten vermutet. Nun soll nach ihnen gegraben werden.

Der Strand von Sa Coma ist lang und breit, fast einen Kilometer erstreckt er sich über einen Teil der Ostküste von Mallorca. Sa Coma ist vor allem als Ferienort bekannt, Menschen kommen zum Baden und Sonnen. Was vielen dabei wohl bisher nicht bewusst war: Unter ihnen, tief im Sand, liegen vermutlich Überreste von Toten.

Mallorca: Wer sind die Toten von Sa Coma?

Es wird laut "Mallorca Zeitung" angenommen, dass dort hunderte Hingerichtete und Gefallene aus dem spanischen Bürgerkrieg verbuddelt wurden. 1936 kämpften Anhänger und Gegner des General Franco auf Mallorca gegeneinander. Franco löste den landesweiten Bürgerkrieg mit einem Militärputsch aus – und siegte nach Kämpfen in ganz Spanien drei Jahre später.

Was genau war 1936 auf Mallorca passiert? Im September erreichten die Truppen der Franco-Gegner die Insel: Sie wollten sich gegen die Besetzung wehren - und versuchten den Osten der Insel einzunehmen. Jedoch wurden sie von Francos Militär zurückgeschlagen und erschossen. Forscher vermuten, dass am Strand von Sa Coma Überreste von den getöteten Kämpfern verborgen sein könnten, da der Ort in vielen Quellen auftaucht. Die Forscher gehen von rund 400 Toten aus - doch ob die auch alle im Sand ruhen, ist nicht sicher.

Jetzt plant die Regionalregierung auf Mallorca, den Strand von Sa Coma umzugraben und die Bürgerkriegstoten zu bergen und zu identifizieren. Juan Pedro Yllanes, von der spanischen Linkspartei, sagte im Januar gegenüber dem "Mallorca Magazin", dass für die Ausgrabungen rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stünden. Demnach soll auch auf einem Friedhof in Manacor nach Überresten gegraben werden. Die Aktion solle zwei Jahre dauern.

Darum wird der Strand umgegraben

Die Regierung der Insel möchte mit dem Vorhaben die Vergangenheit der Herrschaft von Franco aufarbeiten. Für diese Aufarbeitung wurde in Spanien bereits im Oktober 2022 ein Gesetz verabschiedet: "das Gesetz zur demokratischen Erinnerung". Es verpflichtet den Staat zur Suche nach Opfern und verschwundenen Personen aus der Franco-Diktatur.

Die Ausgrabungen am Strand von Sa Coma sollen noch im März starten. Ein zeitliches Problem gibt es: Die Forscher müssen zur Urlaubssaison wieder verschwinden. Laut "Mallorca Zeitung" werden Urlauber von Ostern bis Ende Oktober den Strand wie gewohnt besuchen können. Die Suche nach den Toten startet dann erst wieder im Herbst. (emi)