Berlin. Vergangenen August starben massenhaft Fische in der Oder. Greenpeace erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen polnische Bergbaukonzerne.

Über 100 Tonnen Fischkadaver wurden im August 2020 aus der Oder geborgen. Als Ursache für das beispiellose Fischsterben am Grenzfluss zu Polen identifizierten Wissenschaftler schon vor einiger Zeit eine giftige Algenart (Prymnesium Parvum), die sich durch einen sehr hohen Salzgehalt in Kombination mit hohen Wassertemperaturen in der Oder vermehrte. Wie es aber zu dem extrem hohen Salzgehalt kam, war bis dato ungeklärt. Ein Bericht von Greenpeace, der dem "Tagesspiegel" und dem SWR exklusiv vorliegt, beschuldigt jetzt zwei Konzerne.

Fischsterben: Bergbaubetriebe sind offenbar Verursacher

Die Umweltorganisation macht zwei polnische Bergbaukonzerne für das massenhafte Fischsterben verantwortlicht. "Salzhaltige Einleitungen aus drei Bergwerken der polnischen Bergbaukonzerne Polska Grupa Gornicza (PGG) und Jastrzebska Społka Weglowa S.A. (JSW SA) haben das Fischsterben in der Oder verursacht", zitiert der "Tagesspiegel" den Greenpeace-Report.

Ein polnisch-deutsches Greenpeace-Team habe bei der Untersuchung an drei Zuflüssen zur Oder und sechs zur Weichsel 17 Wasserproben entnommen und analysiert. Die höchste Salzkonzentration dokumentierten die Wissenschaftler laut Tagesschau an den Oderzuflüssen Klodnica, Bierawka und Bielszowicki, an denen mehrere Steinkohleminen liegen.

Laut dem Untersuchungsbericht war der Salzgehalt oberhalb, also flussaufwärts sehr niedrig, während die Salzkonzentration ab den Einleitungstellen der Minenbetriebe massiv stieg. Die Toxikologen von Greenpeace gehen davon aus, dass die eingeleiteten Salze zur Vermehrung der giftigen Alge führten.

Greenpeace: "Skrupellose Konzernen und untätigen Behörden"

Projektleiterin Nina Noelle sprach von einer "Kombination aus skrupellosen Konzernen und untätigen Behörden", die dazu geführt habe, "dass ein ganzer Fluss zunächst versalzt und dann vergiftet wurde". Weitere ökologische Katastrophen ließen sich nur durch eine ausreichende Überwachung von Seiten der polnischen Behörden verhindern. Die höchsten Salzwerte fand Greenpeace nämlich im Oderzufluss Bierawka.

Laut der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland ist die Oder weiterhin in einem miserablen Zustand. Nötig seien neben der Absenkung menschlicher Einleitungen ein sofortiger Ausbaustopp auf polnischer Seite sowie die Renaturierung von Auen. (oli/dpa)