Berlin. Forscher aus Japan machten 2022 einen seltsamen Fund: Eine Meerjungfrauen-Mumie. Jetzt konnte das Rätsel um die Kreatur gelöst werden.

Vor genau einem Jahr haben japanische Forschende der Kurashiki University in Okayama eine Meerjungfrauen-Mumie entdeckt. Anfangs vermuteten sie, dass es sich bei der Gestalt um eine Zusammensetzung eines Affen und eines Fischs handelt – doch sie irrten. Nach einem Jahr Forschung haben sie herausgefunden, woraus die 30,5 Zentimeter große Mumie tatsächlich besteht.

Die Forscher stellten zunächst fest, dass die Mumie einem Affen ähnelte, weshalb sie davon ausgingen, dass ein Affentorso auf einen Fischschwanz genäht und möglicherweise mit menschlichen Haaren und Nägeln verziert wurde. Doch die Schöpfer der Meerjungfrau machten sich weitaus mehr Mühe.

So fanden die Wissenschaftler heraus, woraus die Meerjungfrau-Mumie wirklich besteht

Laut einem Brief aus dem Jahr 1903, der sich bei der Mumie befand, wurde die Kreatur zwischen 1736 und 1741 vor der japanischen Küste aus dem Pazifik gefischt. Anschließend soll sie 40 Jahre lang in einer Truhe in einem japanischen Tempel aufbewahrt worden sein. Menschen spekulierten schon damals über die Herkunft der Kreatur und ihre seltsame Erscheinung – halb Mensch, halb Fisch. Einige glaubten, dass es sich um eine göttliche Kreatur handelte, während andere vermuteten, dass es sich um eine Art von genetischer Mutation handeln könnte.

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Mit CT-Scans, Röntgenaufnahmen, Radiokohlenstoffdatierung, Elektronenmikroskopie und DNA-Analyse konnten die Forschenden jetzt herausfinden, woraus die Meerjungfrau wirklich besteht. Die Ergebnisse zeigten, dass der Torso keinem Affen gehörte, sondern überwiegend aus Stoff, Papier und Baumwolle besteht, die durch Metallstifte zusammengehalten werden, die vom Hals bis zum unteren Rücken reichten. Mit einer Paste aus Sand und Holzkohle ist die Figur bemalt worden. Auch interessant: Japan rätselt: Mysteriöse Eisenkugel am Strand angespült

Mit Röntgenbilder und CT-Scans haben die Forscher herausgefunden, dass die vermeidliche Meerjungfrau überwiegend aus Stoff, Papier und Baumwolle besteht.
Mit Röntgenbilder und CT-Scans haben die Forscher herausgefunden, dass die vermeidliche Meerjungfrau überwiegend aus Stoff, Papier und Baumwolle besteht. © Kurashiki Univeristy of Science and the Arts

Japanische Forschung: Daraus besteht die Meerjungfrau-Mumie

Weiter zeigen die Untersuchungen, dass Teile der Meerjungfrau aus Tierhaut zusammengesetzt sind. Säugetierhaare und Fischhaut – wahrscheinlich von einem Kugelfisch – bedecken Teile der Arme, Schultern, Nacken und Wangen. Kiefer und Zähne stammen von einem Raubfisch. Die Krallen bestehen aus Keratin, was darauf hindeutet, dass sie ebenfalls von einem Säugetier stammen.

Die untere Hälfte der Meerjungfrau stammt von einem Fisch – wahrscheinlich aus der Familie der Schattenfische, wie LiveScience berichtet. Die Forscher konnten bisher keine vollständige DNA der Meerjungfrau identifizieren, aber die Radiokohlenstoffdatierung der Schuppen deutete darauf hin, dass die Enstehung der Puppe bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreicht. Auch interessant: Japan: Riesiges Schwert in 1600 Jahre alten Grab entdeckt

Mit dem CT-Scan konnte ein Nagel in der Flosse der Meerjungfrau-Mumie festgestellt werden.
Mit dem CT-Scan konnte ein Nagel in der Flosse der Meerjungfrau-Mumie festgestellt werden. © Kurashiki Univeristy of Science and the Arts

Japanische Forschung: Meerjungfrau-Mumie galt als mystisches Wesen

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Meerjungfrau höchstwahrscheinlich geschaffen wurde, um Menschen zu überzeugen, dass Meerjungfrauen – oder sogenannte Ningyos – und ihre angeblichen Heilfähigkeiten echt seien. Ningyos sind mystische Wesen aus der japanischen Folklore. Sie werden oft als eine Kombination aus einem Affen und einem Fisch dargestellt und besitzen besondere Fähigkeiten. Legenden besagen, dass Ningyos, wenn sie gefangen werden, Stürme und Unwetter verursachen. Ein Ningyo zu fangen, soll sehr schwer sein. Doch der, der es schafft und das Fleisch isst, wird unsterblich.

Insgesamt wurden 14 weitere solcher Meerjungfrauen in Japan gefunden. Das Team hofft nun, weitere Puppen zu analysieren und vergleichen zu können, um so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. (soj)

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