Washington/Berlin. Stammt Corona aus einem Labor in China? Das geht zumindest aus einem US-Geheimdienstbericht hervor. China weist den Vorwurf zurück.

Für eine lange Zeit war das Coronavirus das beherrschende Thema in Deutschland und weltweit. Doch mittlerweile gibt es kaum noch Beschränkungen – auch in Deutschland sind die allermeisten Corona-Auflagen gefallen und die Menschen leben mit dem Virus.

Doch eine Frage treibt nach wie vor viele um: Woher stammt das Coronavirus? Hartnäckig besteht die Theorie um eine Laborpanne in China. Das Land streitet das aber weiter konsequent ab. Aktuelle Medienberichte über Erkenntnisse des US-Energieministeriums, wonach das Coronavirus aus einem chinesischem Labor stammt, wies China jetzt zurück.

Coronavirus – das Resultat einer Laborpanne? US-Ministerium korrigiert Einschätzung

Das US-Energieministerium geht indes von einer möglichen Laborpanne aus. Das ist offenbar die Erkenntnis aus einem als Verschlusssache eingestuften Geheimdienstbericht – über diesen hatte am Sonntag zunächst das "Wall Street Journal" unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet. Auch die Bundespolizei "FBI" teilt diese Einschätzung zum Ursprung von Corona.

Beide US-Behörden schließen eine Panne in einem chinesischen Labor als Ursache für die verheerende Coronavirus-Pandemie nicht aus. Das US-Ministerium vermutet eine Laborpanne jedoch nur mit einem "niedrigen" Grad der Gewissheit. Der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden – Jake Sullivan – wurde am Sonntag auf den Geheimdienstbericht angesprochen. Diesen könne er weder bestätigen noch zurückweisen. Sullivan: "Im Moment gibt es noch keine endgültige Antwort der Geheimdienste auf diese Frage."

US-Ministerium ändert Einschätzung zur Corona-Herkunft – Biden-Berater äußert sich

Und weiter: "Einige Teile der Geheimdienste sind zu Schlussfolgerungen auf der einen Seite gekommen." Andere wiederum sagen, die hätten einfach nicht genügend Informationen, um sicher zu sein. Einige US-Behörden sind nach wie vor der Ansicht, dass das Coronavirus wahrscheinlich auf natürliche Weise – vom Tier auf den Menschen – übertragen wurde. Wieder andere US-Ministerien sind unentschlossen – daher liegt im Moment auch noch keine gemeinsame Stellungnahme zum Ursprung von Covid-19 vor.

Möchte sich nicht auf eine Theorie zum Ursprung des Coronavirus festlegen: Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan (Archivbild).
Möchte sich nicht auf eine Theorie zum Ursprung des Coronavirus festlegen: Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan (Archivbild). © Andrew Harnik/AP/dpa

Die abgeänderte Einschätzung vom US-Energieministerium beruht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) auf neuen Erkenntnissen der Behörde. Unklar ist, was für neue Erkenntnisse das konkret sind. Zuvor war das Ministerium laut "Wall Street Journal" unschlüssig in seiner Bewertung zum Ursprung von Covid-19. Das Ministerium hat wie andere US-Ministerien auch eigens ein Büro für Nachrichtendienste und Spionageabwehr. Dieses ist in der Gemeinschaft der US-Geheimdienste angesiedelt.

Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning: Ursprung des Virus solle "nicht politisiert" werden

Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning sagte am Montag vor der Presse, die Suche nach dem Ursprung des Virus sei eine wissenschaftliche Angelegenheit und solle „nicht politisiert“ werden. Dass eine Laborpanne „höchst unwahrscheinlich“ sei, habe die Forschungsmission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit chinesischen Wissenschaftlern bei ihren Untersuchungen 2021 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan festgestellt, wo das Virus erstmals entdeckt worden war. Es solle aufgehört werden, die Labortheorie aufzubauschen und China zu verleumden, sagte die Sprecherin weiter.

Herkunft von Corona: WHO drängt auf neue Studien – auch Republikaner machen mobil

In den USA wird die Herkunft des Coronavirus nach wie vor heftig diskutiert. Die Republikaner haben sogar eine Untersuchung zum Corona-Ursprung in die Wege geleitet. "Die US-Amerikaner verdienen nach Jahren des Leidens durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Politik echte Antworten", so der Vorsitzende des Corona-Unterausschusses, Brad Wenstrup. Auch auf wissenschaftlicher Seite ist das Thema noch brandaktuell. Erst vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weitere Untersuchungen für nötig erachtet.

Die WHO drängt Peking – weitere Studien zum Ursprung von Corona seien nötig, heißt es. "Solange wir diese Studien nicht haben, bleiben alle Hypothesen zum Ursprung des Virus auf dem Tisch", sagt WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. Auch von den US-Geheimdiensten gibt es über den Ursprung von Corona daher weiter keinen einheitlichen Konsens. Ob das Virus aus einem Labor stamme oder von einem Tier auf den Menschen übergesprungen sei, sei offen – das war in einem 2021 veröffentlichten Bericht der Geheimdienstabteilungen verschiedener Behörden die Stellungnahme. (mit dpa)