Sie soll eine Affäre mit Italiens Ex-Premier Berlusconi gehabt haben. In ihrem Buch klärt die Tänzerin “Ruby“ über die Vorwürfe auf.

Die wilden Zeiten, in denen sie als Minderjährige in Silvio Berlusconis prunkvoller Residenz ein- und ausging und für jeden Besuch 2000 Euro in bar als Taschengeld erhielt, sind vorbei. Auch von ihrem Pseudonym „Ruby Rubacuori“ – Ruby Herzensbrecherin – will die 30-jährige Marokkanerin Karima El Marough nichts mehr wissen.


Die Nachtklubtänzerin, die 2010 zur bevorzugten Muse von Italiens Ex-Premier Berlusconi avanciert war, stellte am Donnerstag ihre Biografie über ihre Zeiten mit Italiens Politiker und Partylöwe vor. „Karima“ heißt das Buch, in dem sie über ihre Beziehung als 17-jährige mit dem inzwischen 86-jährigen Medienmogul und Machtmenschen beschreibt.

Ruby Rubacuori: Von der Nachtclubtänzerin zu Berlusconis Favoritin


In ihrem Buch berichtet sie mit vielen Details von ihrem ersten „Bunga Bunga“-Abend in Silvio Berlusconis Villa in Arcore bei Mailand, wie Berlusconi die Partys nannte. „Berlusconi bot mir den Platz neben sich an, und die auf mich gerichteten Blicke der anderen Mädchen waren mir peinlich“, so schreibt sie. Was für viele banal sein könnte, ist für sie von zentraler Bedeutung: „Das Abendessen begann, und ich wurde gebeten, mich vorzustellen“, schreibt sie. Karima El Marough kostet ihre einstige Rolle noch einmal neu aus.


„Ruby“ gehörte zu einer Crew von Showgirls, die die Nächte des betagten Regierungschefs aufheizen sollten. Viele Fremdschämmomente ergeben sich beim Lesen der Beschreibungen. „Vor Berlusconi habe ich Bauchtänze aufgeführt und dabei ein Kleid getragen, das Gaddafi Berlusconi geschenkt hatte. In einem so kostbaren Kleid zu tanzen, machte mich stolz und gab mir das Gefühl, wichtig zu sein.“

Karima el-Mahroug, die Frau im Zentrum des Skandals des ehemaligen Ministerpräsidenten Berlusconi, hält ihr Buch vor einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Buches in der Hand.
Karima el-Mahroug, die Frau im Zentrum des Skandals des ehemaligen Ministerpräsidenten Berlusconi, hält ihr Buch vor einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Buches in der Hand. © Antonio Calanni/AP/dpa


Sie habe „mit einer gewissen Regelmäßigkeit“ an den Partys bei Berlusconi teilgenommen. Die 2000 Euro pro Abend habe sie ihrer Mutter geschickt. Aber es gab noch mehr: Schmuck und Kleider habe Berlusconi ihr zukommen lassen. Aber: Dass sie von ihm fünf Millionen Euro für ihr Schweigen über den intimen Verkehr mit ihm kassiert habe, wovon die Mailänder Staatsanwälte überzeugt sind, bestreitet Karima nach 13 Jahren immer noch vehement. „Hätte ich all dieses Geld erhalten, hätte ich Italien verlassen und hätte nicht diese langen Prozesse erdulden müssen“, verteidigt sich die Frau und sagt: „Ich war keine Prostituierte.“

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Ruby Rubacuori: "Jetzt bin ich frei"


Am Dienstag wurde sie bei einem Prozess, bei dem Berlusconi wegen Zeugenbestechung auf der Anklagebank saß, freigesprochen. Berlusconi wurde in vier Strafverfahren, unter anderem wegen Amtsmissbrauchs, Sex mit einer Minderjährigen und Zeugenbestechung entlastet. 13 Jahre lang hat der Fall Ruby die italienische Justiz beschäftigt. „Mir ist eine große Last vom Herzen gefallen, jetzt werde ich nie wieder einen Justizpalast betreten müssen. Jetzt bin ich frei“, so die Marokkanerin, die inzwischen ein zurückgezogenes Leben in Genua als Mutter einer elfjährigen Tochter führt.

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Aufgeflogen war die Affäre 2010, als El Mahroug in Mailand wegen des Vorwurfs des Diebstahls festgenommen wurde und Berlusconi – damals Ministerpräsident – bei der Polizei intervenierte. Er behauptete, die Teenagerin sei eine Nichte des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. 2011 wurde dann gegen Berlusconi Anklage erhoben.

Silvio Berlusconi.
Silvio Berlusconi. © imago/Independent Photo Agency Int. | IMAGO/Salvatore Laporta / ipa-agency.n

Er behauptete, nichts von ihrer Minderjährigkeit gewusst zu haben. Der Rückblick in die Welt der 17-Jährigen legt die Naivität der jungen Frau offen – eine Distanz mit dem Abstand der Jahre sucht man vergebens. In Berlusconis Villa habe sie gelegentlich übernachtet, heißt es. „Das Frühstück war am interessantesten. Abseits des Trubels sprach Berlusconi über sein Leben, über Themen, die mir sehr fern lagen, und ich war fasziniert.“


Karima bedauert inzwischen die Besuche im Haus Berlusconis. „Ich habe es bereut, seine Residenz betreten zu haben. Es waren 13 sehr schwierige Jahre für mich. Ich habe die italienische Justiz auf äußerst harte Art und Weise zu spüren bekommen und das als 17-Jährige.“ Aber sie habe es geschafft, darauf sei sie stolz.


„Ich bin mir selbst treu geblieben, ich bin nicht weggelaufen, ich habe nicht aufgegeben.“ Ruby, das war ein Kapitel, das sich ein für alle Mal erledigt habe.